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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Dank, nein!
    SCHÖN
    Das ist echt!
    LULU (lacht)
    Und wie überglücklich ich dabei bin!
    SCHÖN (spuckt aus)
    Wirst du jetzt tanzen?
    LULU
    Wie und vor wem es ist!
    SCHÖN
    Also dann auf die Bühne!!
    LULU (kindlich bittend)
    Nur eine Minute noch. Ich bitte Sie. Ich kann mich noch nicht aufrecht halten. – Man wird klingeln.
    SCHÖN
    Du bist dazu geworden, trotz allem, was ich für deine Erziehung und dein Wohl geopfert habe!
    LULU (ironisch)
    Sie hatten Ihren veredelnden Einfluss überschätzt?
    SCHÖN
    Verschone mich mit deinen Witzen.
    LULU
     – Der Prinz war hier.
    SCHÖN
    So?
    LULU
    Er nimmt mich mit nach Afrika.
    SCHÖN
    Nach Afrika?
    LULU
    Warum denn nicht? Sie haben mich ja zur Tänzerin gemacht, damit einer kommt und mich mitnimmt.
    SCHÖN
    Aber doch nicht nach Afrika!
    LULU
    Warum haben Sie mich denn nicht ruhig in Ohnmacht fallen lassen, und im Stillen dem Himmel dafür gedankt?
    SCHÖN
    Weil ich leider keinen Grund hatte, an deine Ohnmacht zu glauben!
    LULU (spöttisch)
    Sie hielten es unten nicht aus …?
    SCHÖN
    Weil ich dir zum Bewusstsein bringen muss, was du bist und zu wem du nicht aufzublicken hast!
    LULU
    Sie fürchteten, meine Glieder könnten doch vielleicht ernstlich Schaden genommen haben?
    SCHÖN
    Ich weiß zu gut, dass du unverwüstlich bist.
    LULU
    Das wissen Sie also doch?
    SCHÖN (aufbrausend)
    Sieh mich nicht so unverschämt an!!
    LULU
    Es hält Sie niemand hier.
    SCHÖN
    Ich gehe, sobald es klingelt.
    LULU
    Sobald Sie die Energie dazu haben! – Wo ist Ihre Energie? – Sie sind seit drei Jahren verlobt. Warum heiraten Sie nicht? – Sie kennen keine Hindernisse. Warum wollen Sie mir die Schuld geben? – Sie haben mir befohlen, Dr. Goll zu heiraten. Ich habe Dr. Goll gezwungen, mich zu heiraten. Sie haben mir befohlen, den Maler zu heiraten. Ich habe gute Miene zum bösen Spiel gemacht. – Sie kreieren Künstler, Sie protegieren Prinzen. Warum heiraten Sie nicht?
    SCHÖN (wütend)
    Glaubst du denn vielleicht, dass
du
mir im Weg stehst?!
    LULU (von jetzt an bis zum Schluss triumphierend)
    Wüssten Sie, wie Ihre Wut mich glücklich macht! Wie stolz ich darauf bin, dass Sie mich mit allen Mitteln demütigen! Sie erniedrigen mich so tief – so tief, wie man ein Weib erniedrigen kann, weil Sie hoffen, Sie könnten sich dann eher über mich hinwegsetzen. Aber Sie haben sich selber unsäglich weh getan durch alles, was Sie mir eben sagten. Ich sehe es Ihnen an. Sie sind schon beinahe am Ende Ihrer Fassung. Gehen Sie! Um Ihrer schuldlosen Braut willen, lassen Sie mich allein! Eine Minute noch, dann schlägt Ihre Stimmung um, und Sie machen mir eine andere Szene, die Sie jetzt nicht verantworten können!
    SCHÖN
    Ich fürchte dich nicht mehr.
    LULU
    Mich? – Fürchten Sie sich selber! – Ich bedarf Ihrer nicht. – Ich bitte Sie, gehen Sie! Geben Sie nicht mir die Schuld. Sie wissen, dass ich nicht ohnmächtig zu werden brauchte, um Ihre Zukunft zu zerstören. Sie haben ein unbegrenztes Vertrauen in meine Ehrenhaftigkeit! Sie glauben nicht nur, dass ich ein bestrickendes Menschenkind bin; Sie glauben auch, dass ich ein herzensgutes Geschöpf bin. Ich bin weder das eine, noch das andere. Das Unglück für Sie ist nur, dass Sie mich dafür halten.
    SCHÖN (verzweifelt)
    Lass meine Gedanken gehen! Du hast zwei Männer unter der Erde. Nimm den Prinzen, tanz’ ihn in Grund und Boden! Ich bin fertig mit dir. Ich weiß, wo der Engel bei dir zu Ende ist und der Teufel beginnt. Wenn ich die Welt nehme, wie sie geschaffen ist, so trägt der Schöpfer die Verantwortung, nicht ich! Mir ist das Leben keine Belustigung.
    LULU
    Dafür stellen Sie auch Ansprüche an das Leben, wie sie höher niemand stellen kann … Sagen Sie mir, wer von uns beiden ist wohl anspruchsvoller, Sie oder ich?!
    SCHÖN
    Schweig! Ich weiß nicht, wie und was ich denke. Wenn ich dich höre, denke ich nicht mehr. In acht Tagen bin ich verheiratet. Ich beschwöre dich – bei dem Engel, der in dir ist, komm’ mir derweil nicht mehr zu Gesicht!
    LULU
    Ich will meine Türe verschließen.
    SCHÖN
    Prahl’ noch mit dir! – Ich habe, Gott ist mein Zeuge, seit ich mit der Welt und dem Leben ringe, noch niemandem so geflucht!
    LULU
    Das kommt von meiner niederen Herkunft.
    SCHÖN
    Von deiner Verworfenheit!!
    LULU
    Mit tausend Freuden nehme ich die Schuld auf mich! Sie müssen sich jetzt rein fühlen. Sie müssen sich jetzt für den sittenstrengen Mustermenschen, für den Tugendbold von unerschütterlichen

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