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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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vierkantiger Tisch mit schwerer Decke, um den drei hochlehnige Polstersessel stehen. Auf dem Tisch steht ein weißes Bukett.
    Erster Auftritt
    SCHÖN. LULU. GRÄFIN GESCHWITZ .
    GESCHWITZ (auf der Ottomane, in pelzbesetzter Husaren-Taille, hoher Stehkragen, riesige Manschettenknöpfe, Schleier vor dem Gesicht, die Hände krampfhaft im Muff; zu Lulu)
    Sie glauben nicht, wie ich mich darauf freue, Sie auf unserem Künstlerinnenball zu sehen.
    SCHÖN (links vorn)
    Sollte denn für unsereinen gar keine Möglichkeit bestehen, sich einzuschmuggeln?
    GESCHWITZ
    Es wäre Hochverrat, wenn jemand von uns einer solchen Intrige Vorschub leistete.
    SCHÖN (geht hinter der Ottomane durch zum Mitteltisch)
    Die prachtvollen Blumen.
    LULU (im Fauteuil, in großblumigem Morgenkleid, das Haar in schlichtem Knoten, in goldener Spange)
    Die hat mir Fräulein von Geschwitz gebracht.
    GESCHWITZ
    O bitte. – Sie werden sich doch jedenfalls als Herr kostümieren?
    LULU
    Glauben Sie denn, dass mich das kleidet?
    GESCHWITZ (auf das Bild deutend)
    Hier sind Sie wie ein Märchen.
    LULU
    Mein Mann mag es nicht.
    GESCHWITZ
    Ist es von einem hiesigen?
    LULU
    Sie werden ihn kaum gekannt haben.
    GESCHWITZ
    Er lebt nicht mehr?
    SCHÖN (rechts vorn, mit tiefer Stimme)
    Er hatte genug.
    LULU
    Du bist verstimmt.
    SCHÖN
    (beherrscht sich).
    GESCHWITZ (sich erhebend)
    Ich muss gehen, Frau Doktor. Ich kann nicht länger bleiben. Wir haben heute Abend Aktzeichnen, und ich habe noch so viel für den Ball vorzubereiten. – (Grüßend.) Herr Doktor.
    (Von Lulu geleitet, durch die Mitte ab.)
    Zweiter Auftritt
    SCHÖN (allein, sich umsehend)
    Der reine Augiasstall. Das mein Lebensabend. Man soll mir einen Winkel zeigen, der noch rein ist. Die Pest im Haus. Der ärmste Tagelöhner hat sein sauberes Nest. Dreißig Jahre Arbeit, und das mein Familienkreis, der Kreis der Meinen … (sich umsehend.) Gott weiß, wer mich jetzt wieder belauscht! (Zieht einen Revolver aus der Brusttasche.) Man ist ja seines Lebens nicht sicher! (Er geht, den gespannten Revolver in der Rechten haltend, nach rechts und spricht an die geschlossene Fenstergardine hin.) Das mein Familienkreis! Der Kerl hat noch Mut! – Soll ich mich denn nicht lieber selber vor den Kopf schießen? – Gegen Todfeinde kämpft man, aber der … (er schlägt die Gardine in die Höhe; da er niemand dahinter versteckt findet.) Der Schmutz – der Schmutz … (er schüttelt den Kopf und geht nach links hinüber) der Irrsinn hat sich meiner Vernunft schon bemächtigt, oder – Ausnahmen bestätigen die Regel! (Er steckt, da er Lulu kommen hört, den Revolver ein.)
    Dritter Auftritt
    LULU . SCHÖN . Beide links vorn.
    LULU
    Könntest du dich für heute nachmittag nicht frei machen?
    SCHÖN
    Was wollte diese Gräfin eigentlich?
    LULU
    Ich weiß nicht. Sie will mich malen.
    SCHÖN
    Das Unglück in Menschengestalt, das einem seine Aufwartung macht.
    LULU
    Könntest du dich denn nicht frei machen? Ich würde so gerne mit dir durch die Anlagen fahren.
    SCHÖN
    Gerade der Tag, an dem ich auf der Börse sein muss. Du weißt, dass ich heute nicht frei bin. Meine ganze Habe treibt auf den Wellen.
    LULU
    Lieber wollte ich schon beerdigt sein, als mir mein ganzes Leben so durch meine Habe verbittern lassen.
    SCHÖN
    Wem das Leben leicht wird, dem fällt das Sterben nicht schwer.
    LULU
    Als Kind hatte ich auch immer die entsetzlichste Angst vor dem Tod.
    SCHÖN
    Deswegen habe ich dich ja geheiratet.
    LULU (an seinem Hals)
    Du bist schlecht gelaunt. Du machst dir zu viel Sorgen. Seit Wochen und Monaten habe ich nichts mehr von dir.
    SCHÖN (ihr Haar streichelnd)
    Dein Frohsinn sollte meine alten Tage erheitern.
    LULU
    Du hast mich ja gar nicht geheiratet.
    SCHÖN
    Wen hätte ich denn sonst geheiratet?
    LULU
    Ich habe dich geheiratet!
    SCHÖN
    Was ändert denn das daran?
    LULU
    Ich fürchtete immer, es werde vieles ändern.
    SCHÖN
    Es hat auch viel unter die Füße gestampft.
    LULU
    Nur gottlob eines nicht!
    SCHÖN
    Darauf wäre ich begierig.
    LULU
    Deine Liebe zu mir.
    SCHÖN
    (zuckt mit dem Gesicht, winkt ihr, voranzugehen. Beide nach links vorn ab).
    Vierter Auftritt
    GRÄFIN GESCHWITZ (öffnet vorsichtig die Mitteltür, wagt sich nach vorn und lauscht; schrickt zusammen, da Stimmen auf der Galerie laut werden)
    O Gott, da ist jemand … (Versteckt sich hinter dem Kaminschirm.)
    Fünfter Auftritt
    SCHIGOLCH . RODRIGO . HUGENBERG .
    SCHIGOLCH (tritt über der Treppe aus den Gardinen, wendet sich zurück)
    Der

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