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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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die Kälte so richtig zuschlug. Soweit sie wussten, war sonderbarerweise noch nie ein Unfall passiert. Zumindest kein ernsthafter.
    »Na, es fahren hier ja auch nicht so viele Autos«, hatte er damals zu Lena gesagt.
    Erst viel später war ihm in den Kopf gekommen, welches Auto hier täglich entlangfuhr. Und da begann die Idee zu reifen, und als der Gedanke genügend Wurzeln geschlagen hatte, ließ er ihn nicht wieder los. Er hatte einen Ausweg gefunden, und der sollte nicht nur ihn das Leben kosten, sondern gleichzeitig das Leben eines anderen auf die gleiche Weise zerstören, wie sein eigenes zu Grunde gegangen war. Der Traum von einer gerechten Lösung hatte ihm eine leise, wenn auch gespaltene Befriedigung bereitet.
    Ein roter Chrysler Voyager, eher Bus als Auto. Leicht zu erkennen, auch bei fortschreitender Dämmerung. Er warf schnell das Fernglas in den Rucksack und konnte ihn vor lauter Anspannung kaum mehr verschließen. Der Reißverschluss verhakte sich. Jetzt durfte er nur nicht zu früh losfahren. Es ging darum, ruhig und präzise zu sein. Die Situation im Griff zu haben. Er war steif, sein Herz pochte bis an die Grenze der Belastbarkeit, während er sich aufrichtete und bereitmachte.
    Der Chrysler nahm die Linkskurve und fuhr offensichtlich schneller als erlaubt, vorbei an dem gelben Haus, und dann näherte er sich dem Telefonmast, der seinen Start markieren sollte. Er packte die Stöcke und ging in Stellung, wie vor einem Wettlauf. Da war der Mast. Jetzt! Er schaute nicht mehr auf die Straße. Er starrte auf seine Skispitzen, drückte beide Stöcke tief in den Schnee und nahm Schwung. Der Windzug fuhr kalt durch seine Kleider.
    Er dachte an nichts.

KAPITEL 2
    »Hast du Fritjofsson oder Berg gesehen?«
    Kriminalkommissar Claes Claesson schob sich die Brille auf die Stirn und schaute seine Kollegin eingehend an, als er die Frage stellte.
    »Nein. Eigentlich den ganzen Tag nicht«, antwortete Inspektorin Louise Jasinski. Sie löste ihren Blick vom Computerbildschirm und machte eine halbe Drehung auf ihrem Schreibtischstuhl. »Gibt’s etwas Wichtiges?«
    »Nein! Doch, eigentlich schon. Das hier«, sagte er und wedelte mit Papieren, die er in der Hand hielt. »Aber das kann warten.«
    Sie schlug ein Bein über das andere, und in den engen Hosenbeinen, mit rosa und schwarzem Rautenmuster, sah sie auffallend schlank aus. Schlanker als sonst, wie er fand. Hatte er da etwas nicht mitgekriegt? Hatte sie abgenommen? Sie sahen sich so oft, eigentlich jeden Tag, und er war vermutlich ebenso blind ihr gegenüber, wie er es inzwischen Veronika gegenüber war. Nein, noch stimmte das nicht ganz, und er hoffte auch, dass dem nicht so werden und er nie in dieser blinden Selbstverständlichkeitsnonchalance enden würde, die langjährige Beziehungen erreichen können. Jetzt hatte er jedenfalls Veronikas Veränderungen gleichzeitig mit Verwunderung und Neugier verfolgt, und sie war nun definitiv nicht schmaler geworden. Im Gegenteil. Er musste innerlich schmunzeln, als er an Veronika und die Schwangerschaft dachte. Gleichzeitig erschreckte das Ganze ihn ein bisschen.
    »Ich glaube, die sind wegen irgend so einer Verkehrsgeschichte unterwegs«, fuhr Louise fort und musterte ihn, wie er in der Türöffnung stand und aussah, als hätte er noch etwas auf dem Herzen. »Wie läuft es eigentlich?«, fragte sie deshalb und blickte verschwörerisch unter ihrem Pony hervor.
    Auch der Pony war übrigens neu.
    »Gut«, sagte er peinlich berührt und wich ihrem Blick aus.
    Er war es nicht gewohnt, von sich selbst etwas zu erzählen, und das wusste Louise. »Wie geht es Veronika?«, fragte sie deshalb nur hartnäckig weiter.
    »Gut«, sagte er wieder und machte mit den Armen eine halbkreisförmige Bewegung vor dem Bauch, blieb aber immer noch zögernd in der Tür stehen, lehnte sich gegen den Türpfosten und suchte mit unsicherem Blick das Zimmer ab. Sein Blick glitt über Louises gut geordnetes Regal mit Akten und Berichten, fuhr über ihren weniger aufgeräumten Schreibtisch, der eher Zeichen eines kreativen Chaos zeigte, und landete schließlich in ihrem offenen Gesicht.
    Louise hatte in letzter Zeit einen etwas weniger gehetzten Ausdruck um den Mund und zwischen den Augenbrauen bekommen. Die Stirn war geglättet, und sie lachte häufiger, auch wenn es sicher immer schwieriger war, etwas zum Lachen zu finden. Vor allem während der Arbeit, auch wenn sie das dringend brauchten, um zu überleben. Er schwieg immer noch.
    Doch Louise

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