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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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hatte er mehr und mehr das Gefühl gehabt, überflüssig zu sein. Er war immer tiefer in sich selbst versunken. Bis jetzt.
    Der Fahrstuhl mit dem alten Metallgitter befand sich im Erdgeschoss, wie es die Hausordnung verlangte. Die Mieter waren von der rücksichtsvollen Sorte, sie wussten, wie man sich in einem ordentlichen Haus zu benehmen hatte. Er holte den Fahrstuhl nicht hoch, trug die Skier, die nicht schwer waren, die Treppen hinunter. Sein Schritt war leicht. In die Langlaufschuhe hatte er vor langer Zeit weiche Sohlen gelegt, die gegen die Kälte von unten isolieren sollten. Außerdem hatte er sich mit dicken Wollsocken gerüstet. Wenn er warten musste, wollte er auf gar keinen Fall frieren. Er hasste es zu frieren. Sicherheitshalber hatte er außerdem seine alte blaue Daunenweste zusammengerollt und sie neben das Fernglas in den Rucksack gestopft.
    Seit sie gestern mit dem Wagen gefahren waren, hatte es nicht wieder geschneit, also musste er den roten Mazda nicht freischaufeln. Der Motor startete ohne jedes Zögern. Er stellte die Scheibenheizung an und machte sich über die dünne, aber schwer wegzukratzende Eishaut her, die sich an den Fensterscheiben von innen wie von außen festgebissen hatte. Sein Atem nahm sofort die Form kleiner weißer Wolken an, und er war froh über seine warme Kleidung. Es war noch nicht ganz dunkel. Er spannte die Skier auf dem Dachgepäckträger fest und legte die Stöcke und den Rucksack in den Kofferraum. Dann fuhr er los.
    Ein einziger Wagen stand auf dem Parkplatz an der Übersichtstafel mit den vielen Linien, die die markierten Loipen zeigen sollten. Die Zehn-Kilometer-Spur war grün, sie war nicht beleuchtet, aber noch war es hell genug, dass man sie erkennen konnte. Er würde ziemlich einsam sein. Die meisten waren noch bei der Arbeit. An den Wochentagen wurde außerdem in erster Linie die Drei-Kilometer-Loipe von den Läufern benutzt, die nach Feierabend eine Runde drehen wollten. Er selbst war sie zwei-, dreimal gefahren, als der Druck in ihm zu groß geworden war.
    Das hellblaue Skiwachs würde richtig sein. Es war nicht besonders glatt, als er den ersten Hügel erreichte. Auf halber Höhe wurden die Bäume spärlicher und kleiner, und er konnte den Berg auf der anderen Seite der Talsenke erkennen. Es wehte kein Wind, die Luft war kalt, aber ruhig. Es war ein schöner Tag gewesen, der jetzt seinem Ende zuging.
    Als er noch ein Stück weiter hinaufgekommen war, hielt er an, nahm den Rucksack ab und trank einen Schluck Orangensaft. Die Kleider klebten ihm am Rücken, wo der Rucksack dicht angelegen und wie eine Isolierung fungiert hatte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er wohl noch warten müsste, also ließ er sich Zeit, wollte aber dennoch schon losfahren, damit er den Moment nicht verpasste, jetzt, wo er endlich bereit war. Er warf sich den Rucksack wieder über.
    Von ganz oben war die Straße wie ein sandig brauner Riemen zu sehen, der sich in der Schneelandschaft entlangschlängelte, und er konnte problemlos die wenigen Autos verfolgen, die mit großem Abstand vorbeiglitten. Er wollte noch ein kleines Stück weiterlaufen, bis zu einer Lichtung im Wald, von der aus er fast alles überblicken konnte. Die Spur war jetzt gefroren, zwei harte Schienen, dadurch ging es schnell voran. Er war gezwungen, mit einem Ski aus der Spur zu treten, um so die Geschwindigkeit etwas zu drosseln. Er fiel über einen Wacholderbusch, tat sich aber nicht weh.
    Der Platz war natürlich sorgfältig ausgesucht. Die Straße wurde nur im Südosten von Bäumen verdeckt, ansonsten konnte er sie gut sehen. Ein silberfarbener Saab kam von Norden. Er verfolgte den Saab ohne Fernglas, um zu sehen, ob seine Berechnungen stimmten. Alles bestens.
    Vor langer Zeit hatten Lena und er hier angehalten, um etwas zu trinken – oder aßen sie eine Apfelsine, er konnte sich nicht mehr so genau erinnern –, und sie hatte gesagt, dass es doch der reine Wahnsinn sei, dass die Skiloipe hier direkt über die Straße führte. Eigentlich war das nichts Besonderes, Skispuren führten häufig über Straßen, und die Kreuzungen waren dann, wie es sich gehörte, deutlich mit mehreren Warnschildern markiert. Aber das Gefährliche hier war, dass die Loipe nach einer steilen Abfahrt ganz abrupt auf die Straße stieß. Damals war der Schnee nicht einmal festgefroren gewesen, aber selbst da hatten sie sich leicht vorstellen können, wie nutzlos ein Bremsversuch wäre, trotz des hohen Schneewalls an der Straße, wenn

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