Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
Polizei«, sagte er und sah, wie sie zurückzuckte, und er dachte schon, sie würde gleich die Tür zuknallen.
»Was wollen Sie?« Jetzt klang sie aggressiv.
»Wenn es Ihnen recht ist, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen«, sagte er.
Ihr Mund stand halb offen, ihr Blick war fragend und gleichzeitig wachsam.
»Das geht jetzt nicht«, antwortete sie kurz.
»Vielleicht passt es Ihnen später?«
Sie schloss den Mund, überlegte. »Kann sein. Ich bin krank, mir geht es nicht gut«, sagte sie. »Sie müssen später noch einmal wiederkommen.«
»Dann werde ich das tun«, antwortete er höflich.
Die Tür fiel ins Schloss, bevor er seinen Satz beendet hatte.
Vor der Haustür holte er sein Handy heraus, wählte Claessons Nummer und stellte sich so hin, dass sie ihn hoffentlich nicht sehen konnte.
»Sie war zu Hause, aber sie hat mich nicht reingelassen«, sagte er. »Sie hat behauptet, sie sei krank, aber sie kam nicht aus dem Bett. Sie war vollständig angezogen.«
»Hast du was rausgekriegt?«, fragte Claesson am anderen Ende.
»Ich denke schon. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich hatte das Gefühl, als ob da noch jemand in der Wohnung war. Intuitiv würde ich sagen, dass es brennt.«
»Also stimmt etwas nicht?«
»Genau. Können wir nicht eine Hausdurchsuchung durchkriegen?«
»Ich denke, das müsste ich schaffen«, sagte Claesson. »Komm aber erst einmal wieder her. Ich werde sie überwachen lassen. Warte so lange dort, bis derjenige da ist.«
Sie hatten sich Salate kommen lassen, diese traurigen Salate oder zähen Baguettes, die sie viel zu oft aßen und die nicht besonders lecker schmeckten, aber zumindest bekämpften sie für eine Weile das Hungergefühl. Sie saßen um den ovalen Tisch im Besprechungsraum und versuchten konstruktiv zu denken.
Wohin konnte Peter Berg gegangen sein?
Claesson hatte eine Fahndung nach ihm ausgerufen.
»Das passt alles nicht zusammen«, sagte Louise, die sich von ihnen die größten Sorgen um ihn machte. »Er meldet sich immer, er ist pünktlich, zumindest relativ gesehen, ist nie krank und wenn er das wäre, dann hätte er garantiert angerufen«, sagte sie und rammte ihre Gabel in ein Stück Hähnchenfleisch.
Mit dieser ganzen Laura-Geschichte ging es nur äußerst zäh voran. Die ersten Tage war das Team wie immer hochmotiviert gewesen, jeden Tag waren neue Informationen hereingekommen, aber je mehr Zeit verging und je langsamer sie weiterkamen, umso mehr ging ihnen die Puste aus. Es war nur eine Frage der Zeit, wann ein neues, schweres Verbrechen ihre Kräfte in Anspruch nehmen würde und sie den Laura-Fall zur Seite legen müssten, diesen Mord, der nach allem, was sie bisher wussten, vermutlich seinen Ursprung kaum in der Unterwelt hatte. Eher in den höheren Kreisen. Bald würden sie gezwungen sein, ihre Intensität zu drosseln, dem Mord weniger Zeit zu widmen, vielleicht nur sporadisch mal hier und da eine Stunde. In diesen Zeiten der Einsparungen musste man lernen, Prioritäten zu setzen, und sie wussten alle, was das bedeutete: einen unaufgeklärten Mord.
Sie versuchten über andere Dinge zu sprechen, aber es kam kein rechtes Gespräch zu Stande. Claesson hatte gerade verkündet, dass er einen Tag Urlaub nehmen würde, um zur Beerdigung seiner Schwiegermutter, die er kaum gekannt hatte, zu fahren. Das nahmen sie zum Anlass, alle Beerdigungen anzuführen, die sie in letzter Zeit erlebt hatten. Großeltern, Eltern, ein alter Schulfreund, Nachbarn, die irgendwo am Mittelmeer verschwunden waren, von denen Janne und Mona Lundin sich bei einem Gedenkgottesdienst verabschiedet hatten, ohne dass man die Körper gefunden hatte. Als sie auf die ihrer Meinung nach unverschämten Preise für eine höchst normale Beerdigung kamen, bei der man zu einer Blumendekoration gezwungen wurde, die nicht einmal der Tote geschätzt hätte, klingelte Claessons Handy.
»Claesson, Polizei«, meldete er sich und stellte sich ans Fenster. »Wer?«, fragte er, und die anderen verstummten, gespannt, Neuigkeiten bezüglich Peter Berg zu hören.
»Ja, es fällt mir wieder ein. Sara Grip«, er gab Janne Lundin ein Zeichen, den Namen aufzuschreiben. »Du hast nicht zufällig ihre Nummer? Ja? Wo wohnte sie noch … in unserer Gegend. Ja, danke, meine Liebe«, sagte er und stellte das Handy ab.
Er drehte sich um.
»Eine Frau namens Sara Grip hat versucht, Peter Berg per Telefon zu erreichen. Sie wollte nicht sagen, worum es geht. Sie sagte, sie würde später wieder
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