Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
verhören.«
Alle sahen ihn schweigend an.
»Rache, meinst du«, bemerkte Janne Lundin schließlich.
»Kann sein, aber auf jeden Fall wäre es nicht schlecht, wenn …«
Er schaute sie einen nach dem anderen an und ließ seinen Blick schließlich auf Lundin ruhen.
»Es wäre gut, wenn du einmal bei ihr zu Hause vorbeischauen würdest. Wenn sie zu Hause ist«, fügte er hinzu. »Auf jeden Fall kannst du ihr ja mal etwas genauer auf den Zahn fühlen.«
»Klar!«, sagte Janne. »Jetzt gleich?«
»Es gibt keinen Grund, noch zu warten.«
Als die Wohnungstür geöffnet wurde, sah Peter Berg sie sofort: ein Paar Sandalen mit Riemen aus einem braunen, wildlederartigen Material, die auf der Fußmatte standen. Es war ein Paar der robusteren Art, mit einer dicken, groben Sohle. Er konnte nicht so schnell feststellen, von welcher Marke sie waren, dazu hätte er sie hochnehmen müssen, was er natürlich lieber bleiben ließ. Es war halb dunkel in dem Flur.
Sie ließ ihn hinein, ohne sich überrascht zu zeigen, fast als hätte sie auf ihn gewartet.
»Wir haben uns schon einmal gesehen«, sagte er und versuchte dabei zu lächeln, obwohl es ihm schwer fiel. »Aber vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr daran, es war ja eine schwere Situation für Sie damals.«
Sie standen auf dem Flur, und er meinte das Bild mit einem Segelboot wiederzuerkennen, das auch in der alten Wohnung gehangen hatte.
»Doch, ich erinnere mich, aber es stimmt, vieles von diesem Tag ist in Vergessenheit geraten«, sagte sie schnell und etwas gepresst, und er stellte fest, dass sie auf der Hut war.
Sie war schlanker und etwas eckiger als damals im Februar, aber vielleicht täuschte auch nur die Sommerkleidung. Jetzt hatte sie ihr Haar zu einem großen Dutt auf dem Kopf hochgesteckt, die Ohrmuscheln ragten etwas spitz nach oben, so dass es aussah, als würden die Ohren abstehen. Sie war hübsch, aber weder süß noch schön. Eher in die exzentrische Richtung hin, vielleicht zum Alternativen oder Künstlerischen.
Sie lud ihn nicht in die Wohnung ein. Das musste er selbst tun.
»Wäre es möglich, dass wir uns eine Weile setzen und unterhalten?«, fragte er.
»Ja, natürlich«, sagte sie und schien aus Tagträumen aufzufahren. »Kommen Sie in die Küche.«
Der Küchentisch war abgelaugt, die vier Stühle in unterschiedlichen klaren Farben angestrichen: gelb, rot, blau und grün. Ein Keramikkrug stand auf dem Tisch, eine Zeitung lag aufgeschlagen daneben. An der Wand hing ein lasiertes Regal mit Kochbüchern. Sie legte Wert auf Farben, und es sah gemütlich aus, wie Peter Berg fand, bei dem daheim Schwarz, Braun oder Beige dominierten, da er kein Gefühl für Farben hatte und lieber auf Nummer Sicher ging. Er konnte sich daran erinnern, dass es auch in Lena Söderlunds früherer Wohnung gemütlich gewesen war. Damals war sie natürlich auch auf der Hut gewesen, aber vermutlich aus anderen Gründen.
Sie setzten sich.
»Ich habe nur ein paar Routinefragen«, begann er vorsichtig. »Ihr Mann hat im Allgemeinen Krankenhaus gearbeitet, nicht wahr?«
Sie nickte, ließ den Mund aber geschlossen. Ihre Gesichtsfarbe wechselte vorsichtig ins Rosa. Vielleicht spürte sie, dass es eng werden könnte, ein Polizist tauchte ja nicht nur aus einer Laune heraus auf.
»Ich würde gern wissen, ob Sie jemanden mit Namen Laura Ehrenswärd kannten.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Sie kannten sie vielleicht nicht«, fuhr er fort, »aber eventuell haben Sie von ihr reden gehört.«
»Ja, das kann schon sein.«
»Aber wenn Ihr Mann so viele Jahre im Allgemeinen Krankenhaus gearbeitet hat, dann haben Sie sicher auch die Namen von einigen seiner Arbeitskollegen kennen gelernt?«
»Wir haben nicht so viel über die Arbeit gesprochen, wenn wir zu Hause waren. Wir waren der Meinung, dass ein Privatleben sehr wichtig ist, deshalb hatten wir die Vereinbarung, den Job außen vor zu lassen«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Das klingt nach einer vernünftigen Abmachung«, sagte er. »Dann haben Sie also nicht viel über diese Laura Ehrenswärd zu erzählen?«
»Was sollte ich über sie sagen können?«
»Denken Sie nach, haben Sie sie jemals getroffen? Es ist so … also … aber vielleicht wissen Sie es ja auch schon … es stand ja in den Zeitungen …«
»Ich lese selten Zeitungen«, entfuhr es ihr ein wenig zu schnell, um noch glaubwürdig zu klingen, vor allem, da doch eine frische Tageszeitung aufgeschlagen zwischen ihnen auf dem Tisch
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