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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Fürsorge für seine Ehefrau wirkt geplant. Beides mag ja berechtigt gewesen sein, aber trotzdem … und dazu noch diese ständige Kritik und sich anschließend von Veronika behandeln zu lassen. Das wirkt unsinnig. Als wolle er testen, ob sie es wirklich verkraftet, die mordende Ärztin zu sein.«
    »Stimmt. Das ist einfach zu viel! Als habe er uns seine große Besorgnis nur vorspielen wollen, obwohl er seiner Frau in Wahrheit ausgesprochen überdrüssig war. Aber wie können wir ihm das nachweisen?«, fragte sie, das Gesicht zum Fenster gewandt. »Was für ein Schnee! Wenn wir Glück haben, gibt es eine weiße Weihnacht. Wie doch die Zeit vergeht. Montag ist schon Heiligabend.«
    Sie schaute auf die Uhr.
    »Ich muss wirklich langsam Weihnachtsgeschenke kaufen«, sagte sie. »Hast du deine schon?«
    »Tja«, erwiderte er.
    Ihm fiel auf, dass Männer eigentlich immer eher ungeschoren davonkamen. Er musste nur etwas für Veronika besorgen, um den Rest kümmerte sie sich.
    »Die Läden haben doch bis sieben Uhr auf?«, fragte er.
    Louise stand auf. Sie war irgendwie süß. Vermutlich lag das an der neuen Frisur.
    »Wir sehen uns jedenfalls morgen«, meinte sie. »Übrigens …«
    Sie blieb in der Tür stehen.
    »Was diese Anzeige betrifft, fällt mir ein, dass ich Harald Eriksson kurz nach dem Tod seiner Frau bei Dr. Björk im Ärztehaus gesehen habe. Ich habe ihn hier von meinem Fenster aus gesehen … ich weiß, das klingt so, als hätte ich ihm nachspioniert, aber das war reiner Zufall.«
    »Vielleicht brauchte er in seiner schweren Lebenslage Beistand und Trost. Darauf versteht sich Björk schließlich.«
    »Vielleicht wollte er sich auch beraten lassen, wie man eine Anzeige erstattet?«
    »Das ist doch nicht weiter schwer. Diese Information findet man im Internet oder man lässt sich in der Krankenhausverwaltung die Formulare geben.«
    »Ich meine, vielleicht wollte er sich einen Tipp geben lassen, worüber er sich beklagen könnte. Er wollte sich dabei helfen lassen, einen ernstzunehmenden Fehler zu finden.«
    Claesson schüttelte den Kopf.
    »Das klingt nach Konspiration. Das traue ich Björk nicht zu, dass er sich auf so etwas einlässt. Aber man weiß nie … Oder war er dort, um sich in die Klinik überweisen zu lassen?«
    Sie sah ihn an.
    »Ist er krank?«
    »Tja«, wich Claesson aus. »Das darf uns nicht weiter interessieren. Schweigepflicht, du weißt schon. Aber offenbar hat er Probleme mit dem Magen. Vielleicht der Stress …«
     
    Nachdem Louise die Tür hinter sich geschlossen hatte, verließ ihn plötzlich jegliche Energie. Der Aktenstapel auf dem Archivschrank, den er eigentlich hatte durcharbeiten wollen, würde dort erst einmal liegen bleiben. Er hatte seine Rückstände abarbeiten wollen, während Veronika und Klara weg waren und es keine Rolle spielte, wenn er bis spät in die Nacht arbeitete.
    Jetzt zog er sich stattdessen seine grüne Goretexjacke an. Er hatte das Fleecefutter eingeknöpft, und eine Mütze lag in einer Seitentasche. Schwarz, gestrickt, aber keine Pudelmütze. Wenn er sie tief in die Stirn zog, sah er aus wie ein richtiger Bulle oder auch wie ein Herzensbrecher, fand Veronika. Bei diesem Gedanken wurde ihm ganz warm ums Herz. Er ging die Treppe hinunter und überlegte, ob er zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen sollte. Als er die Hintertür öffnete, sah er ein, dass er das Fahrrad nach Hause schieben musste.
    Alles war unter einer hohen Schneedecke verschwunden. Es war windstill und nicht besonders kalt. Und er empfand wieder dieselbe spontane Freude wie als kleiner Junge, wenn der erste Schnee gefallen war. Er holte tief Luft, schloss die Augen, wandte sein lächelndes Gesicht nach oben und ließ die Schneeflocken auf den Wangen schmelzen.
    Schlitternd versuchte er, die Slottsgatan entlangzuradeln, musste aber bereits beim Stora Torget aufgeben. Er ging ins Juweliergeschäft und suchte dort einen Anhänger aus, eine braun schimmernde Perle an einem goldenen Ring. Sie hing wie ein schwerer Tropfen an einer langen Goldkette. »Passt zu Ihrer großen Frau«, meinte die Verkäuferin. Claesson nickte nur und kommentierte nicht weiter, dass sie wusste, wie Veronika aussah. Er könne den Schmuck selbstverständlich umtauschen, wenn er nicht passe, meinte die Verkäuferin noch und schlug die Schachtel geschickt in silber glänzendes Papier ein, das sie mit einer dunkelblauen Rosette dekorierte.
    Er steckte das Geschenk in die Jackentasche und schob sein Fahrrad dann durch die

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