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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Endlich! Sie lächelte, und Tränen traten ihr in dem eisigen Wind in die Augen. Das Chaos des letzten Monats, mit dem sie kaum fertig geworden war, trat in den Hintergrund, wurde unwichtig. Sogar das fürchterliche Foto verblasste. Ein entsetztes Augenpaar, das direkt in die Kameralinse starrte. Dazu eine fette Schlagzeile: »DAS VERSTECK DER UNTER MORDVER-DACHT STEHENDEN ÄRZTIN«. Brutaler konnte es kaum werden. Ein Farbfoto, das spätabends vor ihrem Haus geschossen worden war. Sie »versteckt« sich zu Hause. Wo auch sonst?
    Sie hatte die Zeitung nicht weggeworfen, sie hatte sie auch nicht gegen die Wand geschleudert, obwohl ihr Claes beides als symbolischen Akt wärmstens nahegelegt hatte. Müll gehöre in den Müll.
    Aber sie war stur und gelegentlich auch schonungslos sich selbst gegenüber gewesen. Sie hatte der Wirklichkeit nicht ausweichen wollen. Weder den Kopf einziehen noch sich verstecken wollen! Darauf hatte sie bis zur Selbstquälerei beharrt.
    Sie hatte den Artikel ausgeschnitten, mit Magneten am Kühlschrank befestigt und gedacht, dass man sich vielleicht antrainieren könne, die Sache mit Humor zu betrachten. Vielleicht nicht sofort, aber später. Sie hatte ihren Fahrradhelm getragen, und der Blitz war von dem gelben Plastik reflektiert worden. Sie hatte vollkommen irrwitzig ausgesehen. Sicher entsprach sie der Vorstellung, die die Zeitungsleser von einer mordenden Ärztin hatten.
    Wie auch immer diese aussah.
    Natürlich wie ein ganz normaler Mensch.
    Energisch schob sie den Kinderwagen am Systembolaget vorbei und gelangte zu der niedrigen Bank vor der Kunsthalle.
    In der Markthalle schlug ihr die Wärme entgegen. Es duftete nach frischgebackenem Brot, würzigem Käse, geräucherten Würsten und überbackenen Schinken, eingelegtem Hering und geräuchertem Aal, Pizza und Lasagne. An einigen Ständen waren lange Schlangen. Veronika kaufte Brot und Schinken und ein paar importierte Würste. Sie wollte abends für Klara und sich ein Wurstragout mit Reis kochen. Ihre dauernde Übelkeit war vorüber.
    Eine Woche lang war sie täglich die dreißig Kilometer nach Orup gefahren. Dort lag das alte Sanatorium wie ein Adlerhorst idyllisch oberhalb des Ringsjö. Jetzt würden sie Cecilia nach Oskarshamn mitnehmen, um dort Weihnachten zu feiern. Die Rehabilitation war abgeschlossen, jedenfalls die in Orup.
    Nach Weihnachten würde Cecilia wieder in ihre eigene Wohnung in der Tullgatan im südlichen Stadtzentrum von Lund einziehen, eine schöne Einzimmerwohnung, in der Veronika und Klara im Augenblick wohnten.
    Die Wohnung hatte Cecilia nach vielem Hin und Her gekauft, sich dann aber nur wenige Stunden in ihr aufgehalten, bevor sie sich zu dem folgenreichen Fest begeben hatte.
    Ein einziger Schlag, und das Leben war vollkommen verändert.
     
    Claesson saß an seinem leeren Schreibtisch. Er hatte keine neuen Akten herausgesucht. Die Tür war geschlossen. Er stützte den Kopf in die Hand und seufzte. Allmählich ließ seine Anspannung nach. Es kribbelte in Waden und Kreuz, und eine angenehme Müdigkeit ergriff von ihm Besitz, obwohl er angestrengt nachdachte.
    Das Telefon klingelte. Es war Benny, der wieder beim Kriminaltechnischen Labor angerufen hatte. Sie analysierten gewisse Spuren ein weiteres Mal und befassten sich erneut mit Matildas Kleidern und der Flüssigkeit, die auf dem Grabstein sichergestellt worden war. Letzteres war bisher unterlassen worden, und das war ein Patzer gewesen.
    »Gut«, erwiderte Claesson. »Hast du Louise auch informiert? Damit das von dir kommt …«
    »Klar«, sagte Benny. »Eine Abreibung pro Tag reicht.« Er lachte, und sie legten auf.
    Da wurde die Tür aufgerissen. Claes zuckte zusammen.
    »Hast du Zeit?«, fragte Louise.
    Unbekümmert und ohne eine Erwiderung abzuwarten, marschierte sie ins Zimmer und nahm Platz.
    Ist sie immer noch sauer?, fragte er sich und versuchte die Antwort auf diese Frage in ihrem Gesicht zu lesen.
     
    Veronika hob Klara aus dem Kinderwagen und stellte sie in den Hauseingang. Dann schob sie den Wagen ins Treppenhaus. Während sie die Tüte mit den Einkäufen aus dem Korb nahm, ging Klara langsam die Treppe hoch. Mit ihren kleinen Händen hielt sie sich unten am Treppengeländer fest. Ihre Fausthandschuhe baumelten an den Ärmeln ihres Overalls.
    Veronika überholte sie, schloss auf, öffnete die Tür und wartete auf ihre Tochter. Sie nahm sie auf den Arm, als sie die Treppe bezwungen hatte, und zog ihr den Overall aus. Klara war guter Laune. Sie

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