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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Schneewehen über den Stora Torget. Der Schneepflug war noch nicht so weit vorgedrungen. Die beleuchteten Sterne in den Fenstern, die Weihnachtsbäume und die Lichtergirlanden über den Straßen verbreiteten Weihnachtsstimmung. Die Christbaumverkäufer hatten Laternen in den Schnee gestellt, und an den Ständen konnte man alles von Zuckerstangen über indische Amulette bis hin zu Lovicka-Fäustlingen kaufen und sich mit Glögg und Pfefferkuchen stärken.
    Er ging den Kråkerumsbacken hinab, eine abschüssige Straße, auf der die Autos den Schnee zu Haufen zusammengeschoben hatten.
    Plötzlich vibrierte sein Handy in seiner Hosentasche. Er zog es hervor und meldete sich. Es war Veronika.
    »Hallo«, sagte sie. »Hast du einen Augenblick Zeit?«
    Ihre Stimme war belegt.
     
    Sara-Ida hatte sich umgezogen und stand im Eingang der Klinik. Sie zog ihr Mobiltelefon aus der Tasche, um Daniel anzurufen und ihn zu fragen, ob er sie abholen könnte. Sie zögerte etwas, da es am nächsten Morgen praktisch wäre, das Fahrrad zu haben, denn sie hatte Frühdienst. Bis dahin war sicher geräumt.
    Ihr Akku war leer.
    »Verdammt!«, murmelte sie.
    Dann musste sie doch zu Fuß gehen. Ihre Wimperntusche würde bei dem Schneetreiben zerlaufen. Außerdem waren ihre Stiefelsohlen zu dünn für die Kälte.
    Sie begann, in ihrer Tasche nach Daniels Handy- oder Telefonnummer zu suchen. Sie hatte sie nicht im Kopf, da beide in ihrem Handy gespeichert waren.
    Sie wollte zur Station zurückgehen, um von dort aus zu telefonieren. Aber sie fand ihr kleines türkises Notizbuch mit dem Gummiband nicht. Daniel steht vermutlich im Telefonbuch, oder ich rufe die Auskunft an, dachte sie. Denn jetzt hatte sie absolut keine Lust mehr zu laufen.
    Niemand sah sie, als sie den halbdunklen Korridor entlangging. Die Patienten schliefen. Sie hörte aus dem Kaffeezimmer leises Klirren und halblaute Stimmen. Vermutlich machten sich die Schwestern gerade über Emmas Torte her. Emma war fast unerträglich ordentlich. Sie brachte es nicht übers Herz, ein paar Eier wegzuwerfen, deren Haltbarkeitsdatum fast abgelaufen war, sondern rührte rasch einen Tortenboden zusammen. »Nichts umkommen lassen«, sagte sie immer munter. Wie zu Omas Zeiten. Aber Emma ist für so etwas zu jung, dachte Sara-Ida. Kein Wunder, dass sie den Prinzen vergeblich angehimmelt hat. Sie hatte gemerkt, dass Emma ziemlich eifersüchtig auf sie war, wegen Daniel. Es hatte sich auf der Station herumgesprochen, dass sie ein Paar waren. Obwohl Daniel und sie sich Mühe gaben, sich nichts anmerken zu lassen. Der Karpfen hatte sie bereits mit strengen Augen angesehen. Sie wusste sicher auch schon Bescheid. Aber es war schließlich nicht verboten, seine große Liebe am Arbeitsplatz kennenzulernen!
    Sie ging leise ins Ärztezimmer, rief die Auskunft an und ließ sich die Nummern von Daniels Handy und Festnetzanschluss geben. Sie schrieb »Tröster« auf einen Block, der neben dem Telefon lag, und die Nummern darunter. Dann rief sie ihn sofort an.
    Er antwortete auf seinem Festnetzanschluss. Ihr wurde ganz warm ums Herz und flau im Magen, als sie seine Stimme hörte.
    Aber Daniel konnte sie nicht abholen. Es täte ihm wahnsinnig leid, sagte er mit seiner ruhigen, allersüßesten Stimme. Sara-Ida spürte die Enttäuschung wie einen eiskalten Klumpen im Bauch.
    »Ich habe ein paar Flaschen Bier getrunken, verstehst du. Ich kann einfach nicht fahren. Natürlich hätte ich dich gerne hier, aber kannst du nicht ein Taxi nehmen? Ich bezahle es auch?«
    Es würde bestimmt hundert Jahre dauern, bis sie bei diesem Wetter ein Taxi bekam, dachte sie, nachdem sie aufgelegt hatte. Da kann ich genauso gut laufen, entschied sie, riss rasch das Blatt von dem Block und steckte ihn in die Tasche.
     
    Die Kerze auf dem Tisch brannte. Sie steckte in einem Kerzenhalter aus Zinn, der aus Veronikas Elternhaus stammte und an Cecilia weitervererbt worden war. Der kleine Tisch mit der ausklappbaren Platte kam auch von dort. Er hatte im Sommerhaus auf Öland gestanden, das Veronikas Mutter verkauft hatte, nachdem ihr Vater gestorben war. Die zerkratzte Tischplatte aus Kiefernholz weckte Erinnerungen an viele Sommer. Damals hatte eine Tischdecke auf dem Tisch gelegen, und die Tassen, aus denen sie nach dem morgendlichen Bad Kaffee getrunken hatten, hatten ein Rosenmuster gehabt. Gerade jetzt brauchte Veronika diese Erinnerungen, denn sie gaben ihr Halt und Geborgenheit.
    Sie hatte keine Schmerzen mehr.
    »Das klingt, als hättest

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