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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Richtung?«, meinte Jörn, als sie im warmen Wageninneren saßen. Er legte den ersten Gang ein, und das Auto rollte an.
    Sie antwortete nicht, hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Er hatte also in Erfahrung gebracht, wo sie wohnte! Das war zwar nicht sonderlich schwer, aber es gefiel ihr nicht, dass er ihr nachspionierte. Das ging ihn alles nichts an. Sie wollte keinesfalls Daniel in die Sache verwickeln. Jörn hatte mit ihm nichts zu tun. Sie bereute es zutiefst, dass sie jemals nett zu diesem grinsenden Idioten aus Bockara gewesen war. Zwei unterschiedlichere Menschen als Daniel und Jörn hätte man sich nicht vorstellen können.
    Sie bat ihn, in den Idrottsvägen einzubiegen, aber er fuhr geradeaus weiter, als hätte er sie nicht gehört, und machte Musik an. Eine hoffnungslose Band rappte monoton aus den Lautsprechern. Jörn tippte mit einer Hand auf dem Lenkrad den Takt. Er fuhr an der nächsten Abzweigung vorbei, die zum Westfriedhof und nach Södertörn führte, und hielt auf den Kreisverkehr zu. Würde er jetzt Richtung Zentrum abbiegen? Oder wollte er auf die E 22, die nach Kalmar und nordwärts nach Västervik führte?
    »Ich will aussteigen«, sagte sie.
    Sie begann, wütend zu werden und Angst zu bekommen. Wahnsinnige Angst. Er verlangsamte nicht einmal die Fahrt.
    »Hörst du?«, brüllte sie. »Bleib stehen, du verdammter Idiot. Ich will aussteigen!«
    Aber stattdessen bog er vom Kreisverkehr viel zu schnell nach Westen auf den Åsavägen ab. Fast wäre er in den Graben geschlingert.
    Dann bog er auf den Zubringer nach Västervik ab. Darauf beschleunigte er auf mindestens hundert. Die Straße war zwar geräumt, aber glatt und matschig.
    »Wo fährst du hin?«, schrie sie. »Kannst du nicht langsamer fahren?«
    Aber das hätte sie nicht sagen sollen. Er lächelte und gab noch mehr Gas, während die Musik ohrenbetäubend aus den Lautsprechern dröhnte.
    »Lass mich raus!«
    Keine Reaktion. Sie hätte das schon lange begreifen müssen. Sie hätte nicht so nett zu ihm sein dürfen. Leid hätte er ihr auch nicht tun dürfen, denn er war ein unzurechnungsfähiger Schwachkopf. Jetzt tauchten vor ihnen zwei Lastwagen mit Anhängern auf. Er überholte sie, dass der Schnee nur so stob und man durch die Windschutzscheibe fast nichts mehr sehen konnte. Dann ging es in rasendem Tempo weiter. Sara-Ida schwieg. Sie versuchte sich zu orientieren. Sie fuhren am Flugplatz vorbei. Jetzt waren sie fast in Fårbo.
    Fast ohne langsamer zu werden, bog er plötzlich nach links ab. Das Auto schleuderte und schlitterte, es gelang ihm jedoch, es wieder in die Spur zu bringen. Auf einer Nebenstraße fuhr er nun ins Landesinnere. Der Abstand zwischen den Höfen nahm zu. Sie wusste nicht mehr, wo sie sich befanden. Die Straße wurde immer schmaler, jetzt gab es überhaupt keine Höfe und Häuser mehr, nur noch tief verschneiten Wald.
    Er legte eine Hand auf ihr Bein.
    »Was soll das?«, sagte sie und schob seine Hand weg.
    Aber er legte sie zurück und begann, ihren Oberschenkel zu massieren.
    Sie schlug ihm auf die Hand, aber das hatte keinen Sinn, er legte sie jedes Mal wieder zurück und knetete und drückte immer fester. Angeekelt lehnte sich Sara-Ida zurück, um sich so weit wie möglich von ihm zu entfernen. Mit seiner Hand näherte er sich immer weiter ihrem Schritt.
    Sie schlug ihm auf den Arm.
    »Hör auf! Was soll das?«, brüllte sie.
    »Du weißt, dass du mir das nicht abschlagen kannst«, sagte er.
    »Kann ich sehr wohl. Das ist immer noch mein Körper!«
    »Aber du weißt, was ich weiß«, rutschte ihm heraus.
    Sie sah ihn finster an und schwieg.
    Der Wald verdichtete sich, Jörn wurde langsamer und fuhr an den Straßenrand. Er parkte schräg, den Kühler Richtung Wald. Sara-Ida hatte die Hände in den Jackentaschen vergraben und saß starr auf dem Beifahrersitz. Sie hatte schon lange den Gedanken aufgegeben, sich aus dem Auto zu werfen und wegzurennen. Wohin auch? Er würde sie ja doch einholen.
    Er zog die Handbremse an, ließ den Motor in Leerlauf laufen und stieg aus.
    »Bleib sitzen«, sagte er und ließ die Tür auf der Fahrerseite offen stehen.
    Die Scheinwerfer leuchteten direkt in den Wald. Sie sah, wie er im Schnee in einen nicht allzu tiefen Graben vor dem Wagen stieg.
    Jörn stellte sich breitbeinig hin und lehnte den Oberkörper etwas zurück.
    Er pinkelte.
    Blitzschnell zog sie ihre Hände aus den Taschen, löste den Gurt und kletterte auf die Fahrerseite. Ihre Umhängetasche verfing sich im Schalthebel.

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