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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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vorzumachen.
    Schließlich nahm er sich zusammen, ging schwankend zur Toilette und gab dem Druck seiner Blase nach. Er wurde klarer im Kopf, als er beschämt einsehen musste, dass ihm noch einiges fehlte, was die schwere Kunst der Selbstbeherrschung betraf. Wenn er einmal anfing zu trinken, dann gab es kein Halten mehr. Seine Sorgen in Alkohol zu ertränken, wer hatte davon noch nicht gehört …
    Aber jetzt war er frei. Die Erinnerung an die vergangene Nacht war unbehaglich unvollkommen. Er wusste nicht einmal, wie er schließlich ins Bett gekommen war. Zumindest hatte er sich seiner Kleider entledigt, denn die lagen in einem Haufen auf dem Schlafzimmerteppich.
    Sie war also nicht aufgetaucht. Und sie war den ganzen Abend unerreichbar gewesen. Hatte sie ihr Handy etwa ausgestellt? Schließlich hatte sie ihm so eine große Zuneigung bewiesen und ihn ihren Tröster genannt, nur weil er sich um sie gekümmert hatte, nachdem sie die Patientin tot aufgefunden hatte. Diese Frau mit diesem feinen Pinkel von Ehemann, diesem Generaldirektor Eriksson. Eigentlich recht traurig, die ganze Sache. Aber man musste einiges einstecken können, wenn man im Pflegesektor arbeitete!
    Ich bin eigentlich noch ungeschoren davongekommen, dachte er. Veronika hatte eine Anzeige am Hals, er nicht. Das war an sich erstaunlich, da auch sein Name auf dem Operationsbericht stand und meist alle Beteiligten angezeigt wurden.
    Für ihn war es nur von Vorteil gewesen, dass ausgerechnet Sara-Ida zu der toten Patientin ins Zimmer gegangen war. Die süßeste und naivste von allen! Damit er sich anschließend um sie hatte kümmern können.
    Er ging in die Küche, ohne Licht zu machen, und ließ das Kaltwasser eine Weile laufen. Dann füllte er ein Glas und trank es mit großen Schlucken leer. Seltsamerweise wusste man immer noch nicht, woran die Patientin gestorben war. Natürlich würde es auch eine Erklärung dafür geben, warum das Herz dieser Frau aufgehört hatte zu schlagen. Ein unsichtbarer, aber entscheidender Faktor, der sich in dem verwesenden Körper verbarg. Ein Geheimnis auf Molekülebene, auf der Ebene von Partikeln und Spannungen.
    Nackt stellte er sich ans Küchenfenster. Durch das Schneetreiben sah er die leuchtenden Sterne in den Fenstern des gegenüberliegenden Hauses. Bis zur Dämmerung würden noch Stunden vergehen. Es war ganz still und stimmungsvoll. Ein neuer Tag erwartete ihn.
    Da sah er plötzlich Sara-Ida vor seinem inneren Auge, ihr Lächeln und ihre Brüste. Er hatte das Gefühl, sie würde sich ihm von hinten nähern. Er konnte ihre Wärme an seinem nackten Rücken spüren. Ihre Brustwarzen berührten unter seinen Schulterblättern seine Haut, und es schauderte ihn. Er wandte sein Gesicht nach oben, spannte seine Halsmuskeln. Er schloss die Augen und spürte, wie sie ihm mit den Händen über den Brustkorb streichelte und sie zu den Hüften gleiten ließ. Er bekam eine Gänsehaut. Wohlig zog er die Schultern hoch, holte ganz tief Luft und hielt den Atem an. Wie angenehm!
    Dann atmete er aus, ließ die Schultern sinken, öffnete die Augen, und das Gefühl war verschwunden. Natürlich war sie nicht da.
    Hatte sie sich das einfallen lassen, um sich rarzumachen? Er stellte alle möglichen Mutmaßungen an, während er immer noch in das Schneetreiben und den blaugrauen Himmel starrte. Vielleicht wollte sie ihm ein schlechtes Gewissen machen, damit er sie nicht vergaß?
    Wenn ihr nur nichts zugestoßen war! Aber daran wollte er nicht glauben.
    Er hatte noch am Abend, bevor er zu beduselt gewesen war, bei der Notaufnahme angerufen. Er hatte so getan, als hätte er dort im Schwesternzimmer sein kleines grünes Ringbuch vergessen, in dem alle Anweisungen, Telefonnummern und andere Notizen standen, die er als Klinikarzt benötigte, und das er immer in seiner Kitteltasche bei sich trug. Schwester Rose hatte munter ins Telefon gezwitschert. Auf der Notaufnahme sei alles ruhig, hatte sie gesagt. Sie würden fernsehen. Er war sich vollkommen sicher, dass sie etwas gesagt hätte, wenn Sara-Ida verletzt eingeliefert worden wäre. Sie wussten vermutlich, dass sie ein Paar waren, obwohl Sara-Ida und er das noch nicht offiziell bekannt gegeben hatten.
    Er fror und ging wieder zu Bett. Er streckte die Hand nach dem Telefon aus und wählte zum x-ten Mal ihre Nummer. Der Teilnehmer war vorübergehend nicht erreichbar.
    Irgendwie hatte er keine Kraft mehr. Es würde genauso weh tun wie beim vorigen Mal. Damals war eine vierjährige Beziehung in die

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