Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Weihnachtsmannes klingen sollte.
Langsam wurde es heller. Ein klares Licht von einem wolkenlosen Himmel, das den Schnee funkeln ließ und Herzen und Sinne leicht machte.
»Da heute Nacht einiges vorgefallen ist und ein langes Wochenende mit Bereitschaft vor uns liegt, sollten wir hier um halb drei alles abstimmen, also vor dem Glögg«, sagte Claesson.
»Du hast also die ganze Nacht Safrankringel gebacken«, meinte Peter Berg.
»Genau«, erwiderte Claesson gut gelaunt. »Ich hatte noch etwas Zeit, nachdem ich alle Geschenke eingepackt und die Verse für die Empfänger gedichtet hatte.«
Die anderen lächelten.
»Zurück zur Wirklichkeit. Heute Nacht wurde ein Toter unter einem Auto gefunden. Vermutlich in einer Schneewehe.«
Janne Lundin meldete sich. Claesson nickte ihm zu, und plötzlich machte sich eine allgemeine Ernüchterung breit.
»Jönsson und Özen waren wegen eines Unfalls unterwegs und riefen mich gegen halb sechs an. Ich komme im Prinzip direkt von dort«, sagte Lundin und strich sich mit der Hand über sein gegerbtes Gesicht. »Es handelt sich um einen Fünfer-BMW, ein älteres Modell, den sie auf einer Forststraße kurz vor Fårbo aus einer Schneewehe ausgraben mussten. Diese Straße wird kaum befahren, am allerwenigsten bei diesen Straßenverhältnissen. Ein Bauer verständigte uns. Er wohnt in der Nähe und hat die Aufgabe, den Schnee dort zu räumen. Er entdeckte den Wagen, als er mit seinem Schneepflug kam. Erst dachten Jönsson und Özen, dass es sich um einen abgestellten Wagen handelte, aber als sie die Schneemassen wegschaufelten, entdeckten sie einen Mann unter dem vorderen Teil des Autos. Die Spurensicherung ist gerade dabei, Aufnahmen zu machen und den Unfallort zu sichern.«
Er hielt inne und blätterte in seinen Unterlagen.
»Sie riefen mich also an und informierten den Abschleppdienst und die Spurensicherung. Gute Arbeit, muss man sagen … Sie haben inzwischen Feierabend gemacht und liegen hoffentlich im Bett.«
Erika und Louise sahen sich an. Janne Lundin lobte immer alle. Er sah, was getan, und nicht, was versäumt worden war.
»Özen und Jönsson fanden nämlich, dass die Sache seltsam aussah«, fuhr Janne Lundin fort. »Als sei er von seinem eigenen Auto angefahren worden. Als hätte es zu rollen begonnen, während er sich erleichterte. Seine Hose stand offen … der Zündschlüssel steckte, und der Motor war aus. Sie sahen sich den Kofferraum an, der aufgeräumt war, fast staubfrei. Aber ein Bündel lag darin. Es enthielt eine Waffe, eine Pistole.«
Alle horchten auf.
»Es handelt sich um ein altes Modell. Wie ihr euch denken könnt, hatte ich natürlich gleich den einen Gedanken. Dass das die Waffe sein könnte, mit der auf Charlotte Eriksson geschossen worden ist. Aber im Zusammenhang mit dieser Tat war nie von einem schwarzen BMW die Rede. Der Fahrzeughalter könnte sich allerdings auch ein neues Auto zugelegt haben. Jedenfalls ist das Auto seit Ende Oktober dieses Jahres auf Jörn Johansson zugelassen. Wir glauben auch, dass es Johansson war, der unter dem Auto lag. Er wohnt bei Bockara. Die Eltern sollen ihn heute Vormittag identifizieren. Vielleicht wissen die ja auch etwas über die Waffe. Aber … wieso hat er sich nicht von ihr getrennt … tja …«
Er verstummte und schaute auf.
»Für euch sah es also so aus, als sei er von seinem eigenen Wagen überrollt worden?«, fragte Louise Jasinski. »Könnte nicht eine andere Person am Steuer gesessen haben?«
»Doch, durchaus, wir werden uns den Wagen gründlich vornehmen. Aber es ist auch vorstellbar, dass er einfach losgerollt ist, während er pinkelte. Da ist ein kleiner Graben, in den er hinabgerollt ist. Als Johansson etwas merkt, dreht er sich vermutlich um, um beiseitezuspringen, schafft es aber nicht. Das ist natürlich nur eine Vermutung …«
»Ihr habt sonst nichts gefunden?«, fragte Claesson.
»Nein, nichts und niemand. Auch Fußspuren können wir abschreiben. Alles ist unter einer dicken Schneedecke begraben. Es hat schließlich ununterbrochen geschneit.«
Er verstummte.
»Wir haben einen Zettel im Wagen gefunden, aber der bedeutet wohl nicht so viel …«
Er machte eine Pause. Lundin liebte Pausen. Louise Jasinski zog ungeduldig die Brauen hoch.
»Auf dem Zettel steht ›Tröster‹, was zum Teufel das auch immer heißen soll«, fuhr Lundin fort, »und daneben Zahlen, sieht nach Teilen einer Telefonnummer aus. Wir müssen das überprüfen.«
»Vielleicht die Telefonseelsorge«, schlug Erika
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