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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
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späten Abend gesehen«, fuhr der Mann in formellem Ton fort, dessen er sich vermutlich bediente, weil er es mit einer Behörde zu tun hatte.
    »Aha, können Sie das vielleicht präzisieren? Wo haben Sie diesen Wagen gesehen?«
    »Es handelte sich um einen großen, dunklen BMW«, erwiderte der Mann und räusperte sich umständlich. »Aber das war in Oskarshamn, deswegen handelt es sich vielleicht nicht um dasselbe Fahrzeug. Neben dem Wagen standen ein Mann und eine Frau. Ich hatte den Eindruck, dass sie stritten. Der Weihnachtsstress bringt die Frauen noch um den Verstand, dachte ich.«
    Lennie Ludvigsson verzichtete auf einen Kommentar. Bei ihm zu Hause war es nicht seine Frau, die den Stress verursachte, sondern er. Er hätte daran denken sollen, einen Schinken mit Knochen zu bestellen, fiel ihm jetzt ein. Die hatten einen kräftigeren Geschmack und waren auf dem Weihnachtsbüfett auch ansehnlicher, irgendwie rustikaler.
    »Wo haben Sie das Fahrzeug gesehen?«, fragte er mit seiner Telefonstimme.
    »In der Södra Fabriksgatan. Ich fragte die beiden, ob sie eine Panne hätten, aber da fiel mir bereits auf, dass der Motor im Leerlauf lief.«
    Von der Södra Fabriksgatan bis nach Stensjö war es recht weit. Etwa dreißig Kilometer. Lennie Ludvigsson schrieb pflichtschuldig einen Bericht und hatte vor, es dabei zu belassen. Dann erhob er sich von seinem Stuhl und holte Kaffee.
    Er dachte, dass man von der Södra Fabriksgatan recht schnell nach Stensjö gelangte. Er schaute in Janne Lundins Büro, doch es war leer. Auch sonst waren alle weg, wie er feststellte, als er den Korridor entlangging und in die anderen Zimmer schaute. Er beendete seine Wanderung damit, die Toilette aufzusuchen. In der Garderobe davor betrachtete er sich im Spiegel. Meine Güte, dachte er betreten und zog seinen Bauch ein. Er musste sich im neuen Jahr wirklich zusammennehmen. Nach einer Orgie mit hausgemachter Wurst, Pastete, Sülze und den vier klassischen Sorten eingelegten Herings, die bereits fertig waren.
    Er betrachtete gerade das gerahmte Schwarzweißfoto von der Einweihung des Präsidiums 1954, als der Polizeichef Olle Gottfridsson, auch Gotte genannt, erschien.
    »Was macht das Pfefferkuchenhaus?«, wollte Gotte wissen und störte ihn in seiner ganz offensichtlichen Untätigkeit.
    Für Gotte stellte das Pfefferkuchenhaus die kreative Leistung des Jahres dar, und Lennie Ludvigsson hatte gegen das Thema nichts einzuwenden.
    »Es ist fertig. Meine Enkel wohnen ja in Stockholm und hatten mich gebeten, den Fernsehturm Kaknästornet zu bauen. Aber es gibt schließlich auch Grenzen, was sich mit Pfefferkuchenteig fabrizieren lässt.« Er lachte so sehr, dass seine Hamsterbäckchen in Bewegung gerieten.
    Wie gerufen kamen Louise Jasinski und Peter Berg den Korridor entlang und brachten den Geruch von frischem Schnee mit nach drinnen.
    »Was haltet ihr davon?«, fragte Lennie Ludvigsson und erzählte von dem Tipp. »Sollten wir dem Hinweis nachgehen?«
    »Unbedingt«, sagte Louise. »Lade ihn vor und finde heraus, ob er möglicherweise Jörn Johansson gesehen hat. Zeig ihm die Fotos. Wir können uns genauso gut gleich damit befassen. Wer war die andere Person, die er gesehen hat?«
    »Eine Frau. Recht jung.«
    Louise dachte nach.
    »Was ist?«, wollte Lennie wissen.
    »Ich sage es ja«, meinte sie, »alles passiert immer gleichzeitig.«
    Sie marschierte in ihr Büro und ließ Lennie Ludvigsson und Peter Berg ratlos auf dem Gang zurück.

18
    Der Heilige Abend fiel auf einen Montag. Darauf folgten zwei Feiertage. Jetzt war Donnerstag, ein klassischer Brückentag, außerdem bewölkt und grau. Auf den Rodelhängen und Loipen und in den Eislaufhallen war nicht viel los, aber im Zentrum wimmelte es von Leuten, die Geschenke umtauschen oder im Schlussverkauf ein Schnäppchen machen wollten.
    Im Polizeipräsidium war das Personal reduziert, und eine ungewöhnlich friedliche Stille hatte sich in dem Gebäude ausgebreitet.
    Louise Jasinski saß an ihrem Schreibtisch und dachte darüber nach, was für einer passend großen oder eher passend kleinen Aufgabe sie sich zuwenden könnte. Es ging ihr ausgezeichnet und sie wollte lieber zu früh als zu spät Feierabend machen.
    Die Mädchen waren mit Janos nach Stockholm gefahren. Weihnachten hatte alle Erwartungen übertroffen. Keine Wutausbrüche, keine beleidigten Gesichter, dafür Nachdenklichkeit und Neugier von Janos, auf die Louise mit gemischten Gefühlen reagiert hatte. Zurückhaltend hatte er sich
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