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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
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danach erkundigt, wie es ihr gehe, und hatte sie fragend und verlegen angelächelt.
    Sehr lange war es her, dass er sich für ihr Befinden interessiert hatte. In den letzten Jahren war es nur um ihn gegangen und darum, ob er hier oder dort bleiben oder einfach gehen sollte.
    Plötzlich hatte Louise begriffen, dass Janos wirklich eifersüchtig war. Ein paar Augenblicke hatten sie sich einander wieder ganz geöffnet, und ein warmer Luftstrom war zwischen ihnen zirkuliert.
    Sympathie, hatte sie gedacht. Ich akzeptiere, dass ich ihn mag. Aber das ist keine Liebe. Außerdem ist er der Vater meiner Kinder. Wir haben ein gutes Leben gehabt. Einmal haben wir uns füreinander entschieden, aber das war damals.
    Vielleicht war das die Versöhnung. Sie beide waren trotz allem miteinander verbunden, aber auf eine andere Art.
    Der folgende Abend gehörte Kenneth und ihr. Sie würde ihn in seinem roten Holzhaus besuchen, das vollkommen eingeschneit war. Es war ein gemütliches Haus mit niedrigen Decken, knarrenden Dielen und einem offenen Kamin. Ordentlich und gepflegt. Kenneth war ein praktischer Mann. In seiner Gesellschaft wurde sie ruhig. Gleichzeitig aber auch ausgelassen und kindisch albern. Sie hätte nie geglaubt, dass sie wieder einmal so werden würde. Über beide Ohren verliebt, mit anderen Worten. Sie hatte etliche Kilo abgenommen und sah blendend aus. Liebe und eine Tomate am Tag, eine einfachere Diät gab es nicht!
    Sie erhob sich, um die Post zu holen, dazu hatte sie bisher nicht die Zeit gefunden. In diesem Augenblick kam Peter Berg zu ihr herein.
    »Warte hier, ich komme gleich«, sagte sie und eilte den Korridor entlang.
    Das Telefon klingelte, und Peter Berg griff zum Hörer. In diesem Augenblick kam Louise zurück.
    »Das Labor der Gerichtsmedizin«, sagte er und reichte ihr den Hörer.
    Sie bedeutete ihm, Platz zu nehmen, dann begann sie mitzuschreiben.
    »Aha, und wie könnte das passiert sein … ja, so natürlich. Sehr interessant. Gut, dass Ihnen das aufgefallen ist. Vielen Dank und ein gutes neues Jahr.«
    Sie lächelte Peter Berg strahlend an.
    »Erst passiert überhaupt nichts, dann immer noch nichts und dann …«
    »Der berühmte Dominoeffekt«, sagte er. »Worum ging es denn?«
    »Um Insulin«, erwiderte sie.
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Charlotte Eriksson könnte an Insulin gestorben sein«, präzisierte sie.
    »Ach? Ich wusste gar nicht, dass sie an Diabetes litt.«
    »Das tat sie auch nicht.«
     
    Claesson brauchte nicht viele Minuten, um den bedauernswerten Vater von Jörn Johansson zu dem Geständnis zu bewegen, dass die in Belgien zu Beginn des vorigen Jahrhunderts hergestellte Pistole ihm gehörte. Mit anderen Worten, illegaler Waffenbesitz, aber der Vater entschuldigte sich damit, er habe nie vorgehabt, die Pistole zu verwenden.
    »Sie ist gewissermaßen ein Familienerbstück.«
    »Wussten Sie, dass man mit ihr noch schießen konnte?«
    »Darüber habe ich nie nachgedacht … Sie funktionierte allerdings, als ich sie das letzte Mal ausprobierte, und das ist schon länger her.«
    »Wann war das ungefähr?«
    Der Mann dachte angestrengt nach.
    »Tja, das könnte vielleicht zwanzig Jahre her sein.«
    Claesson versuchte sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen.
    »Und Jörn wusste von der Pistole?«
    »Wir holten sie manchmal hervor, aber nur um sie anzuschauen, als Jörn noch klein war. Er fand das wahnsinnig aufregend … Das war natürlich eine Dummheit. Wir haben nie mit ihr geschossen. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er … ich meine … wenn er schießen wollte, hatten wir schließlich die Jagdgewehre. Wir haben gejagt, er und ich. Aber das werden wir jetzt nicht mehr …«
    Der Mann verlor die Beherrschung, er schluchzte und schnäuzte sich. Claesson ließ ihm Zeit.
    »Ich habe mir sagen lassen, dass mein Vater einem Ausländer mit Arbeit, Kleidung und einem Dach über dem Kopf half. Aber das ist lange her. Als Dank schenkte er ihm die Pistole. Seither hat sie immer in einem alten Eichenschrank gelegen. Ich hatte sie gewissermaßen vergessen. Ich habe sie Jörn nur gezeigt, um …«
    Er verstummte.
    »Warum?«
    Der Vater zuckte mit den Achseln.
    »Um ihm zu imponieren. Der Junge fand das natürlich aufregend. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass er damit einmal auf jemanden schießen würde.«
    Claesson schwieg.
    »Wir wissen das noch nicht sicher«, meinte er dann.
    Er überlegte, ob der junge Mann die Waffe noch im Auto liegen gehabt hatte, weil er sie
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