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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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nicht sofort herein. Ein Spielchen, um Macht zu demonstrieren, dachte Louise.
    Aus einiger Entfernung hörte man ein Telefon, eine Tür wurde geöffnet. Die Empfangsdame saß immer noch leblos wie eine Schaufensterpuppe an ihrem Schreibtisch. Da ist Nina Persson doch was ganz anderes, dachte Louise und kämpfte mit dem Schlaf. Sie war immer erfrischend bunt zugekleistert, als würde sie demnächst mit Dolly Parton die Bühne betreten. Außerdem strahlte sie genau wie Dolly Wärme aus.
    Die Verwaltung der Drott Engineering AB war in einer älteren gelben Luxusvilla mit riesigen Sprossenfenstern und einem Säulenvorbau untergebracht. Wahrscheinlich war das Gebäude einmal als Sommerhaus errichtet worden, als der Hafen noch von geringerer Bedeutung gewesen war. Es hob sich deutlich von seiner Umgebung ab, die von Industriegebäuden aus Beton und Wellblech, Asphalt und Gleisanlagen geprägt war. Über allem schwebte nicht nur ein Geruch von Meerwasser, sondern auch von Diesel, Schmieröl, Stahl und Rost.
    Louises Lider wurden schwer wie Rollläden. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und warf einen verstohlenen Blick auf die Anziehpuppe. Zum zweiten Mal warteten sie hier nun. Beim letzten Mal hatte sie den Generaldirektor über das Testament ausfragen wollen, aber er hatte sich keine Blöße gegeben, und Louise war mit gemischten Gefühlen von ihrem Treffen mit Harald Eriksson aufgebrochen.
    Sie wusste nicht, wie sie diesen Mann einordnen sollte. Vermutlich log er wie gedruckt, aber sie konnte sich selbst nicht genau erklären, warum sie dieses Gefühl hatte. Wahrscheinlich deshalb, weil Harald Eriksson so übertrieben normal ist, dachte sie jetzt. Selbst seine Gefühlsausbrüche hatten etwas Wohlüberlegt-Taktisches. Das konnte auch von seiner gegen Veronika Lundborg gerichteten Anzeige gesagt werden. Niemand konnte behaupten, dass ihm ein Fehler unterlaufen war.
    Sie wusste also bereits, dass sich hinter den hohen, weißen Türen ein nicht sonderlich großes Chefbüro befand. Dafür war die Aussicht über den Hafen überwältigend.
    Auf dem Tisch der Anziehpuppe piepste es, sie fuhr aus ihrem Schlummer auf und streckte die Hand nach dem Telefon aus.
    »Jetzt hat er Zeit«, sagte sie.
    Sie traten ein. Nachdem Peter Berg die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, räusperte sich Louise.
    »Wir haben gerade erfahren, dass Ihre Frau an einer Überdosis Insulin gestorben ist.«
    Harald Eriksson starrte sie an. Seine Züge waren vollkommen regungslos. Langsam ließ er seinen Stift sinken und legte beide Hände auf den Schreibtisch.
    »Ist Ihnen bekannt, dass sie sich Insulin gespritzt hat?«, fuhr Louise fort.
    »Nein, natürlich nicht. Weshalb hätte sie Insulin verwenden sollen? Sie war nicht zuckerkrank«, sagte er, erhob sich und stellte sich ans Fenster.
    »Können Sie sich erklären, warum Charlotte dieses Insulin eingenommen hat?«
    »Woher soll ich das wissen? Da ist doch ganz offensichtlich im Krankenhaus ein Fehler gemacht worden. Vielleicht ist meine Frau mit einer anderen Patientin verwechselt worden. Es scheinen dort recht unübersichtliche Zustände zu herrschen. Mich erstaunt gar nichts mehr«, sagte er verärgert.
    »Kennen Sie jemanden, der an Diabetes leidet?«, fragte Louise weiter.
    »Weshalb fragen Sie das? In unseren Zeiten kennen doch vermutlich alle jemanden mit Diabetes. Dieses Leiden wird zu einer regelrechten Volkskrankheit.«
    Louise sah ihn durchdringend an.
    »Vielleicht könnten Sie mir dann eine Person nennen, die diese überaus häufige Krankheit hat?«
    Harald Eriksson schaute mit zusammengekniffenen Augen Richtung Hafen. Die Sekunden tickten vorbei.
    »Nein«, sagte er dann, »mir fällt im Augenblick kein einziger Name ein. Vermutlich ist es das Alter«, versuchte er zu scherzen. »Aber was spielt das schon für eine Rolle? Schließlich wurde Charlotte falsch behandelt und nicht ich!«
    »Wir werden diese Angelegenheit natürlich weiterverfolgen«, sagte Louise.
    Mit diesen Worten verließen Peter Berg und sie den Ehemann wieder, der am Fenster stehen blieb.
     
    »Wir müssen natürlich ein paar Tests machen«, sagte Claesson freundlich, während seine grünblauen Augen ernst dreinblickten. »Von DNA haben Sie doch schon gehört?«
    Sie nickte mit beschämt zu Boden gerichtetem Blick. Ihr Name lautete Josefine Langbacke und ihre Eltern waren im Sommer zuvor nach Spanien gezogen. Gleich nach dem Abitur ihrer Jüngsten, ebenjener Josefine, die jetzt schräg vor ihm saß,

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