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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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die sämtlichen Ehrgeiz verloren hatten, wie dieser Janne Lundin. So wollte er nie werden.
    Über Lundin durfte man allerdings keine Witze machen. Er errötete immer noch vor Scham, wenn er sich vergegenwärtigte, wie er einmal etwas Lustiges, aber auch Gemeines über den wandernden Stecken Lundin gesagt hatte. Der Alte war schließlich trocken wie ein Stück Holz und lang wie eine Bohnenstange. Aber niemand hatte das lustig gefunden. Stattdessen hatte sich eine peinliche Stille breitgemacht, und nicht einmal Lennie Ludvigsson und Erika Ljung hatten den Mund verzogen.
    Er war wirklich in einen superspießigen Ort geraten. Dieses kleine Oskarshamn war ein Nest, naturschön, ein Paradies für Jogger, aber sonst nichts. Er wollte nicht länger als nötig bleiben, er würde Abendkurse in Jura belegen und zusehen, dass er in eine größere Stadt kam.
    Er holte sich eine Cola aus dem Automaten, nickte Claesson zu, der mit einem Tablett mit Kaffee und Marzipangebäck den Korridor entlangkam.
    Was die wohl wieder für eine Besprechung hatten?
     
    Claesson stellte Josefine Langbacke und Louise Jasinski einander vor. Die Großmutter hatten sie nach Hause geschickt.
    »Sagen Sie Bescheid, wenn Sie Hunger bekommen oder einen anderen Wunsch haben«, sagte er zu der jungen Frau, und diese nickte.
    Sie rührte das Gebäck nicht an und trank nur eine Flasche Mineralwasser. Louise Jasinski erzählte kurz, was sie von Claesson erfahren hatte, der es nicht lassen konnte, selbst ein Gebäckstück zu nehmen. Er liebte Marzipan. Ich muss aufpassen, dass ich keinen Bauch bekomme, dachte er flüchtig und biss das Ende mit dem Schokoguss ab. Am besten schmeckte ihm Prinzessinnentorte, die Veronika und er immer für Geburtstage kauften. Sie bestand aus Vanillecreme, Himbeermarmelade und Sahne und war mit grün gefärbtem Marzipan überzogen. Richtiggehend dekadent! Klara aß immer als Erstes die Marzipanrose, mit der die Torte dekoriert war.
    »Wir hätten gerne gewusst, wo Sie das Kind zur Welt gebracht haben«, sagte Louise.
    Claesson fiel auf, dass sie beinahe »Ihr Kind« gesagt hätte, aber dessen konnten sie sich nicht sicher sein, solange das Ergebnis des DNA-Tests nicht vorlag.
    »Als ich nach Lund kam, war ich etwas runder, aber dort kannte mich schließlich niemand. Alle glaubten vermutlich, das sei mein normales Aussehen. Ein bisschen dick also«, erzählte Josefine. »Außerdem ging ich nicht so aus der Form wie andere Frauen. Ständig überlegte ich, was zu tun sei. Ich war vollkommen panisch, denn ich konnte mich schließlich nicht um ein kleines Kind kümmern. Ich wollte mich nicht damit abgeben … also mit dem Kind, aber schließlich kann man ein Kind auch nicht einfach wegwerfen!«
    Sie versuchte zu lächeln, aber ihre Gesichtszüge entglitten ihr.
    »Ich wollte ja auch, dass es ihr gut geht. Ich spürte ja ihre Bewegungen in mir, und irgendwie wurden wir auch Freunde, das Wesen in mir und ich. Wir gehörten schließlich zusammen.« Ihr Mund begann zu zittern, und sie brach in Tränen aus.
    Louise und Claesson schwiegen, während sie schniefte und sich ein Kleenex aus der Box nahm.
    »Hatten Sie überlegt, wo Sie hinwollten, wenn es soweit sein würde?«, wollte Louise wissen.
    »Ich habe diese Überlegung die ganze Zeit vor mir hergeschoben. Jedenfalls fuhr ich nach Hause nach Oskarshamn, um ein paar Sachen zu holen. Das war Anfang Oktober, die Prüfungen waren vorbei, und ich hatte ein paar Tage frei. Den Strampelanzug habe ich übrigens in Lund gekauft, ich habe gesagt, eine Freundin von mir hätte ein Kind bekommen und ich wolle sie besuchen. Eigentlich lächerlich, denn der Verkäuferin war das vermutlich vollkommen gleichgültig.«
    Sie trank einen Schluck Mineralwasser und streckte die Hand nach einem Gebäckstück aus.
    »In Oskarshamn wohnte ich in meinem Elternhaus. Es stand leer. Ich sagte nicht einmal meiner Großmutter Bescheid, dass ich zu Hause war, und ich ging auch nicht in die Stadt. Ich war die meiste Zeit zu Hause, damit auch die Nachbarn nicht zu viel von mir sehen.«
    »Aber Sie sind nach Påskallavik gefahren, um einzukaufen«, warf Claesson ein.
    »Es war einfacher, dorthin zu fahren. Dort kennt mich niemand.«
    Sie aß ihr Teilchen auf und leckte sich die Finger ab.
    »Ich dachte vermutlich so wenig wie möglich über die nahende Geburt nach. Hier in Oskarshamn gibt es ohnehin keine Entbindungsstation. Ich überlegte, dass ich nach Kalmar oder nach Västervik fahren und etwas erfinden könnte, aber

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