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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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meinte Benny.
    »Zu meiner Zeit war das noch nicht angesagt«, erwiderte Claesson, »aber vielleicht wissen sie ja nicht, wo sie sonst hinsollen.«
    Er trat einen Schritt beiseite und entdeckte einige blasse Farbveränderungen auf dem Grabstein. Sie sahen aus wie Flecken.
    »Was könnte das wohl sein?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Mir ist das auch aufgefallen, und wir haben Proben zur Analyse ins Labor geschickt. Blut wird es nicht sein. Vielleicht irgendein Sekret.«
    Sie sahen sich an.
    »Außerdem habe ich einen Kassenzettel vom ICA-Supermarkt in Påskallavik im Rinnstein gefunden. Aber den könnte jeder x-beliebige Besucher verloren haben«, sagte Benny. »Er ist drei Tage alt, und die Person hat alles mögliche eingekauft.«
    Als Claesson wieder auf die Straße trat, war es richtig warm geworden. Er bereute es, seine Jacke angezogen zu haben. Seine tannengrüne Goretexjacke, die er schon so lange besaß und die Veronika gerne durch eine neue ersetzt sähe, benutzte er nur morgens. Er mochte seine eingetragenen Kleider. Sie waren gewissermaßen ein Teil seiner Selbst.
    Er beabsichtigte, ins Präsidium zurückzukehren, um zu sehen, ob es noch etwas zu tun gab. Vielleicht würde er ja die Gastgeberin des Damenkränzchens am Kärleksstigen aufsuchen. In diesem Fall musste er allerdings mit Veronika absprechen, wer von ihnen Klara abholen sollte.
    Er war sich sicher, dass dieser Fall keine große Sache war. Fanden sie den Schützen, dann gut, fanden sie ihn nicht, war die Frau immerhin mit dem Leben davongekommen.
    Er warf mehr der Ordnung halber einen letzten Blick in die Grube in der Straße, ehe er ging. Vermutlich wurden dort Rohrleitungen ersetzt.
    Benny Grahn hatte sich wieder seiner Arbeit zugewandt und unterhielt sich mit den anderen Kriminaltechnikern, unter ihnen auch eine Frau. Benny fand, dass sie gewissenhaft war und eine rasche Auffassungsgabe besaß. Er erhoffte sich einiges von ihr.
    Da sah Claesson plötzlich etwas auf dem Boden in der Grube funkeln. Ein Gefühl ereilte ihn wie damals, als er als Kind eine Krone auf der Straße gefunden hatte.
    »He«, rief er Benny Grahn zu. »Komm mal schnell her!«
    Benny näherte sich mit den beiden anderen im Schlepptau.
    »Siehst du, was ich sehe?«, fragte Claesson und ließ den anderen ein paar Sekunden Zeit, den Fund selber zu lokalisieren.
    »Sieh mal einer an!«, rief Benny Grahn und entschuldigte sich dann: »Bis hierher waren wir noch nicht vorgedrungen.«
    Neben einem der neuen Rohre aus schwarzem Kunststoff funkelte ein Metallgegenstand, der teilweise von Sand überdeckt war. Ein Handy. Es konnte nichts anderes sein.
    »Volltreffer!«
    Technik-Benny klopfte Claesson auf die Schulter.
    Als Claesson auf den schwarzen Saab aus dem Carpool der Polizei zuging, war er sehr zufrieden mit sich. Er öffnete die Fahrertür und setzte sich in das stickige Auto. Er bereute es, nicht zu Fuß gegangen zu sein. Ein rascher Spaziergang von zehn Minuten hätte ihm jetzt gutgetan.
    Der musste jedoch bis später warten.
     
    Sara-Ida saß auf einer Bank in der Fußgängerzone Flanaden, jedoch nicht dort, wo die Straße überdacht und in eine kleinere Einkaufspassage verwandelt worden war, denn dort war es warm und stickig.
    Sie saß an der frischen Luft, den weiten Himmel über sich. Es war immer noch so warm, dass man kurze Ärmel tragen konnte, ohne eine Gänsehaut zu bekommen.
    Vielleicht würde es am Abend ein Gewitter und einen Wolkenbruch geben. In der letzten Zeit hatte es einige Male ordentlich geschüttet. Das war eine ganz neue Art von Wetter. Mama hatte erzählt, der Keller habe mehrmals unter Wasser gestanden, was ihren Vater sehr mitgenommen habe. Mama wollte plötzlich aus dem Haus ausziehen, sie hatte keine Lust mehr, noch länger mit anzusehen, wie alles im Keller herumschwamm, um anschließend zu verschimmeln. Alle Sachen, die Sara-Ida hatte mitnehmen wollen, wenn sie einmal eine Familie gründen würde, waren von der Nässe schwer beschädigt worden. Sie hatte ihrer Mutter angemerkt, dass sie sich ungern auch noch um Sara-Idas Siebensachen kümmerte. Am liebsten hätte sie alles direkt auf die Müllkippe gebracht.
    Aber noch ausgeprägter war das unbehagliche Gefühl, dass Mama eigentlich Papa loswerden wollte. Sie deutete stets an, dass sie das Leben ereignislos fände und dass sie mehr zu bieten habe. Jedes Mal, wenn sie ihre Eltern besuchte, war sie wie gelähmt. Sie wurden nie wütend, ließen fast keine Gemütsregung erkennen und erinnerten an

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