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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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zwei tote Heringe.
    Aber würde sich ihre Mama ein wenig zurechtmachen, dann würde sie gar nicht so übel aussehen! Dieser Gedanke amüsierte sie. Ihre Mutter, die Männer aufriss! Ein bisschen bedenklich zwar, aber wieso eigentlich nicht?
    Eine Weile dachte sie vorbehaltlos über das Potenzial einer solchen Verwandlung nach und ließ dabei ihren Blick auf ihren Händen ruhen, die auf ihrer ausgewaschenen Jeans lagen. Sie spreizte graziös ihre schmalen, braungebrannten Finger und bewunderte sie.
    Ganz einfach schick.
    Sie trug ein enges hellrosa Top und fand, dass nackte Schultern zu dieser Jahreszeit weder unnatürlich noch zu sommerlich waren. Es war ja so gnadenlos warm. Sie hatte am Morgen vor dem Spiegel gestanden und sich bestimmt fünfzehn Mal umgezogen. Ihr neuer Push-up-BH mit Spitze schien durch, so wie er sollte, was aber nicht ordinär, sondern nur knackig aussah. Das Top wurde von schmalen Seidenbändern gehalten, die ständig abrutschten, aber das machte nichts. Das sollte irgendwie auch so sein, damit sie die Bänder mit ihren frisch lackierten Fingernägeln wieder hochschieben konnte, um auch diese vorzuführen. Die Jeans war auf alt gemacht. Verschlissenes Zeug, wie ihre Mama sagte. Die Hose war perfekt und keineswegs billig. Unter den Hosenbeinen schauten wahnsinnig spitze, schwarzglänzende Stiefel hervor. Wegen dieser Schuhe zog sie es vor, im Sitzen zu warten.
    Sie war allerdings nicht mit ihm verabredet. Hänschen, obwohl er wollte, dass sie ihn Hans nannte. Er hätte gefunden, dass sie ungepflegt aussah. Wie eine Göre, und das gefiel ihm nicht. Sie wurde nicht recht schlau daraus, wie er es am liebsten gehabt hätte. Er nannte sie doch die ganze Zeit sein Baby. Aber einen gewissen Stil erwartete er natürlich dennoch. Das war ihr bereits klar gewesen, als er sie das erste Mal angesprochen hatte. Da war sie auf dem Weg nach Hause gewesen. Allein bei den Schuhen war ihr das klar gewesen. Also seinen. Und dann alles andere.
    Er hatte Kohle. Und er liebte sie.
    Ein wohliger Schauder überrieselte sie, wenn sie an ihn dachte. Wenn sie so ganz dicht beieinander lagen. Wenn er nach dem Sex regelrecht an ihr festklebte. Wie ein Pflaster. Er wollte jedes Mal mit ihr schlafen. Manchmal hatte sie keine Lust, aber das half nichts. Er sorgte immer dafür, dass er bekam, was er wollte, und ihr machte es nicht so viel aus. Sollte er doch rummachen, manchmal megalangweilig, da es immer eine Ewigkeit dauerte, bis er fertig war. Aber anschließend war er dann so glücklich wie ein Kind, weil er gekommen war. In diesen Momenten begriff sie dann, dass sie die Möglichkeit besaß, Menschen zu verzaubern. Zumindest Männer. Insbesondere ihn. Er hatte einmal eine Frau gehabt, aber die war vollkommen wertlos gewesen. Sie habe ihn nicht verstanden, sagte er, aber ihr, Sara-Ida, seinem Baby, würde er die Welt zu Füßen legen.
    Zumindest anschließend.
    Und trotzdem stellte sie ihre grundsätzlichen Erwägungen an, während sie wartete. Bleiben oder die Biege machen, lautete die ewige Frage.
    Sie war zwiespältig. Sicherheit oder Abenteuer? Sie wollte weg, am liebsten mit dem Flieger, das war aufregender. London, Paris, Mailand, New York. Aber sie kam einfach nicht weg, und das machte sie immer ungeduldiger.
    Und an allem war das Geld schuld. Wenn sie nur etwas mehr Geld gehabt hätte, dann wäre das meiste schon in die Reihe gekommen. Wenn sie einfach nur genauso viel Kohle gehabt hätte wie Madde. Ihre Eltern waren steinreich, aber Madde war nicht im Geringsten hübsch.
    Wirklich schade, dass Sparen so langweilig war. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr knisterndes, langes Haar und beschloss, es entweder hinzukriegen oder auch in diesem Nest unterzugehen. Ihr musste nur noch einfallen, wie. Denn wenn sie ihr ganzes Leben arbeitete und sich abrackerte, um eine gesalzene Miete, Essen und Kleider zu bezahlen, dann kam sie nie vom Fleck. Dann blieb einfach keine Krone übrig. In der Krankenpflege wurde man einfach nicht reich.
    Dann fiel ihr Blick wieder auf ihre Hände. Nachdenklich ließ sie den Ring rotieren, während sie die Unterlippe vorschob. Sie glänzte. Sie hatte einen neuen Lipgloss gekauft, Ultra gloss, Runaway Rose, im selben Rosaton wie ihr Top.
    Die Sonne funkelte in dem Diamanten. Sie trug den Ring, den sie sich erträumt hatte. Er sah supergut aus, und trotzdem schwebte sie nicht im siebten Himmel. Immerhin trug sie ihn nicht am Ringfinger, dafür war er zu weit. Glücklicherweise, hatte sie

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