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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Katastrophe nicht nur ihr Leben zurückerhalten haben, sondern dass dieses Leben auch viel besser geworden war. Irgendwie sinnvoller«, betonte Janne Lundin.
    »Das kann man nur hoffen«, meinte Claesson noch trockener. »Für manche ist es anschließend die reine Hölle.«
    Die anderen sahen sich an. Unglaublich, wie sauer Claesson an diesem Morgen war! Dann erinnerten sie sich. Die Tochter seiner Frau. Er war also nicht sauer, sondern ernst.
    Lennie Ludvigsson, der Inspektor mit dem geröteten Gesicht, der so viel Freude am Kochen hatte, der behäbige Värmländer Conny Larsson und vier weitere Ermittler, die sich ebenfalls im Zimmer befanden, hatten bisher geschwiegen. Jetzt wurden sie unruhig.
    Claesson räusperte sich also und schaute in die Runde, um die Ordnung wiederherzustellen.
    »Hat sonst noch jemand etwas beizutragen?«
    »Der Ehemann ist Geschäftsführer einer Firma, die Chemikalien reinigt. Darüber stand vor einiger Zeit was in der Zeitung«, sagte Peter Berg. »Ich glaube, die Firma heißt Drott.«
    »Was stand denn in der Zeitung?«, wollte Claesson wissen.
    Peter Berg starrte an die Wand und versuchte sich zu besinnen.
    »Ich erinnere mich nicht. Irgendwas über Expansion, glaube ich.«
    »Erinnert sich vielleicht sonst jemand?«
    Claesson warf einen Blick in die schweigende Runde.
    »Könntest du dich darum kümmern?«, fragte er dann Berg.
    »Klar, mach ich.«
    »Und dann haben wir da noch dieses Nähkränzchen. Erika, hast du die Namen der Damen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Schade. Du gehst aber trotzdem nach Hause und schläfst«, sagte er und wandte sich an Janne Lundin. »Du kümmerst dich um das Nähkränzchen. Finde die Namen heraus und erkundige dich, wann Charlotte Eriksson von dort aufbrach. Ihr Mann müsste eigentlich wissen, wie die Frauen heißen. Es reicht auch, wenn du einen Namen hast, dann ergibt sich der Rest von selbst. Eventuell kann auch ich eine von ihnen vernehmen.«
    Aufgaben wurden verteilt. Claesson setzte voraus, dass seine Mitarbeiter mitdachten, aber es war wichtig zu wissen, wer womit befasst war, um zu vermeiden, dass Arbeiten doppelt erledigt wurden. Anschließend begab er sich zum Kaffeeautomaten und holte sich einen Becher normalen Filterkaffee. Mit Caffè latte und Cappuccino hatte er aufgehört, zumindest am Automaten. Milchpulver, das schäumte wie Waschmittel, schmeckte irgendwie süßlich, fett und synthetisch. Er musste aufpassen, dass er keinen Bauch bekam. Rettungsring hatte er nie einen gehabt, und er wollte ihn sich auch in Zukunft ersparen.
     
    Sie hörte Schritte und das Rascheln von Stoff neben sich. Krankenhauskleidung. Fest verwebter weißer Faden, der wie Stahlwolle zu unverwüstlichem Stoff angewachsen ist. Sie erinnerte sich sehr wohl. Zieh das weiße Büßerhemd an. Damit hat sie jedoch aufgehört. Jetzt trägt sie nur noch hübschere und bequemere Arbeitskleidung. Überwiegend blau. Weiche, dunkelblaue Baumwolle. Keine ekelhaften Kunstfasern.
    Sie weiß, wo sie sich befindet. Sie weiß sogar, wie sie dorthin gekommen ist. Auf einer Trage, einen Sanitäter neben sich. Mit Blaulicht und Tempo. Aber dann ist alles leer. Es fehlt ein Stück. Aber sie wird es früher oder später erfahren.
    Sie spürt die Wärme einer Lampe, die angeknipst wird. Dann berühren Finger vorsichtig ihren Arm.
    »Charlotte, ich spüle nur rasch diese Kanüle aus«, sagt eine freundliche Stimme mit dem ihr vertrauten Dialekt.
    Die Schwester tut so, als würden sie sich seit langem kennen.
    Spricht sie immer wieder mit Charlotte an.
    Sie schlägt die Augen auf. Alles ist neblig. Sie holt tief Luft und hustet, verspannt die Bauchdecke. Es tut verdammt weh.
    »Du Ärmste«, sagt die Stimme. »Es tut sicher weh, wenn du husten musst, ist aber nicht gefährlich. Huste ruhig.«
    Sie hängt irgendwie in der Luft. Ein Vorher und ein Nachher. Sie weiß nicht genau, was. Sie erinnert sich, dass es weh getan hat. Es hat höllisch gebrannt.
    Aber was war eigentlich passiert?
    Sie war in Gedanken versunken am Westfriedhof entlang nach Hause gegangen. Ein Auto war gekommen, dann weitere Autos, dann konnte sie sich an nichts mehr erinnern. Jedenfalls nicht jetzt. Aber ihre Erinnerung kehrte vielleicht zurück, wenn ihr nur jemand die richtigen Fragen stellte. Sicher würde ein Polizist kommen und ihr diese Fragen stellen.
    Dann döst sie ein, schläft tief. Im Grunde genommen spielt es keine Rolle, was sie tut, sie ist doch hier gefangen. Es ist angenehm, sich geborgen zu wissen

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