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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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gedacht, als er ihn ihr übergestreift hatte. Vereint durch das Band des Glücks und der Liebe. So war es, und mit tausend mal tausend Küssen.
    Superromantisch.
    Sie lachte leise, gleichzeitig gab es ihr einen Stich. Plötzlich hätte sie sich am liebsten in sich selbst verkrochen und unsichtbar gemacht, sich vor der Welt versteckt. Das war in diesem Menschengewimmel und so gekleidet, wie sie es war, nicht leicht, in ihrem schicksten Top und mit einem Make-up, das ebenfalls ungeeignet war, sie unscheinbarer zu machen.
    Alles war so wahnsinnig schnell gegangen. Sie wünschte sich, den Kopf schütteln und noch einmal von vorne beginnen zu können. Sie kam nicht mehr mit. Wollte die Notbremse ziehen!
    Vielleicht kann mir ja Mama helfen, dachte sie. Sie würde Verständnis haben. Sie wusste stets guten Rat und besaß viel Lebenserfahrung.
    Sie sah ein, wie absurd dieser Gedanke war.
    Mama würde sich wahnsinnig aufregen. Sara-Ida konnte sich die Vorwürfe schon denken, sie sei naiv und kindisch, sie besäße nicht genug Verstand, um auf sich aufzupassen. Sie musste allein versuchen, da wieder rauszukommen, damit sie nicht schneller, als ihr lieb war, mit einem Haus und Heim und einer Schar Kinder dasaß, während die große Welt in der Ferne verschwand.
    Am Mittelfinger passte der Ring allerdings perfekt. Schmal, aus Weißgold mit einem gleißenden Diamanten.
    Trotzdem zog sie sich mit Hilfe des Daumens den Ring vom Finger, und zwar in der Hosentasche, als hätte sie Angst, es könne sie jemand dabei beobachten. Dann nahm sie den Ring mit Hilfe von Zeige- und Mittelfinger aus der Hosentasche und ließ ihn im Münzfach ihres Portemonnaies verschwinden.
    Wo blieb Jessica, verdammt? Dreimal hatte sie bereits bei ihr angerufen, aber Jessans Handy war abgestellt. Die beiden hatten sich schon mindestens einen Monat lang nicht mehr gesehen. Jessan hatte so wahnsinnig viel um die Ohren, sie büffelte den ganzen Tag. Sie musste einige Fächer nachholen, um zum Studium der Veterinärmedizin zugelassen zu werden. Davon träumte sie bereits seit ihrer Kindheit.
    Sara-Ida wünschte, sie könnte sich so wie Jessica für eine Sache begeistern. Sie wollte zwar wirklich Model werden, aber nicht so bedingungslos wie Jessica Tierärztin. Jedenfalls hatte Jessan keine Zeit, um sich um ihr Äußeres zu kümmern, das sah man bereits auf Abstand. Vermutlich saß sie die meiste Zeit über ihre Bücher gebeugt oder war mit ihrem neuen Freund zusammen, der in Skåne wohnte. Ein magerer Typ, hatte Jasmine gemeint, die ihm einmal in Oskarshamn begegnet war. Wenn Jessan genauso rund war wie beim letzten Mal, dann würde Sara-Ida das wohl oder übel kommentieren müssen. Vorausgesetzt natürlich, sie war immer noch ihre Freundin. Aber sie merkte, dass ihr das widerstrebte, als sie sich überlegte, wie sie diese Botschaft am besten verpacken könnte. Wenn sie sich darüber ausließe, wie ungesund Junkfood, Cola und Süßigkeiten seien, dann würde sie klingen wie ihre eigene Mutter. Noch schlimmer wäre es, über Fitnessstudios und loggen zu reden, damit hatte sie schließlich selbst nichts im Sinn. Aber sie hatte das auch gar nicht nötig. Sie gehörte zu den Glücklichen, die essen konnten, was sie wollten, und trotzdem gertenschlank waren.
    Ungeduldig stampfte sie mit dem Fuß auf. Sie hatte keine Lust, ihr einziges freies Wochenende seit langem auf einer Bank zu vertrödeln. Am Montag begann ein neues Leben. Sie hatte eine Schwangerschaftsvertretung auf der Chirurgischen übernommen. Dort würde es sicher interessant werden.
    Plötzlich entdeckte sie Jörn. Ausgerechnet der! Er schwankte, obwohl er nüchtern war. Er bewegte sich immer so, als sei er aus Gummi.
    Sie senkte ihre getuschten Wimpern, aber es war zu spät, er hatte sie schon entdeckt.
    »Hallo!«, sagte er und ließ sich auf die Bank fallen, die langen Beine von sich gestreckt.
    »Hallo«, erwiderte sie kaum hörbar.
    »Danke für die Einladung zum Kaffee gestern«, sagte er und lächelte, sodass seine schiefen Zähne zum Vorschein kamen.
    »Keine Ursache«, erwiderte sie mürrisch.
    Sie hatte jedoch nicht die Kraft, aufzustehen und ihn seinem Schicksal zu überlassen. Sie wäre sich vorgekommen, als hätte sie ein Mobbingopfer im Stich gelassen.
     
    Es war Mittag. Veronika Lundborg verließ die Kantine auf Ebene zwei. Lachs und Salzkartoffeln. Sie ging Richtung Treppenhaus, um noch rasch auf der Intensiv vorbeizuschauen, ehe sie nach Hause fuhr.
    Aber zuerst ging sie in ihr

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