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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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geringste Ahnung hatten, wie man mit diesen kleinen Wesen umging, und diese kleinen Wesen waren den Launen der Erwachsenen vollkommen ausgeliefert.
    Janne Lundin kam ihnen auf dem Gang entgegen. Er war nach seinem Fernsehauftritt, der im Besprechungssaal aufgenommen worden war, hochrot im Gesicht.
    »Gut«, meinte Claesson und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Wie geht es ihr?«, wollte Lundin wissen und lockerte seinen Krawattenknoten.
    »Gut. Sie wird heute sicherheitshalber noch einmal ärztlich untersucht.«
    »Nina kümmert sich um sie?«
    »Ja. Das Jugendamt wird es nicht leicht haben, wenn die Öffentlichkeit und die Zeitungen erfahren, dass dort niemand zu erreichen war. Eine Art Notbereitschaft müsste dort eigentlich vorhanden sein!«
    Die Gedanken aller im Präsidium waren bei der kleinen Matilda. Die Mauern schienen von Fürsorge und Güte erfüllt zu sein. Claesson glaubte allmählich zu verstehen, dass Kinder und Hunde das Gute im Menschen förderten.
    Sowohl Claesson als auch Nina Persson, die sich am meisten mit Kleinkindern auskannten, hegten die Vermutung, dass das Mädchen höchstens einen Tag alt gewesen war. Dünne Beinchen, runzlige Fußsohlen, das faltige Gesichtchen, die zuckenden Bewegungen und der verbliebene Rest der Nabelschnur, bleich, fast durchsichtig – alles deutete darauf hin. Sie hatten beide den Eindruck gehabt, dass die Mutter ihr Kind gebadet hatte. Es war sauber gewesen, als man es gefunden hatte.
    Die Nabelschnur war nicht, wie im Krankenhaus üblich, mit einem weißen Band abgebunden gewesen, sondern mit einem fest verknoteten roten Baumwollfaden. Claesson hatte bei den Entbindungsstationen in der Gegend anrufen lassen, in Västervik, Kalmar, Växjö und Linköping. Er hatte sogar eine Anfrage an sämtliche Entbindungsstationen des Landes richten lassen. Der rote Faden war auffällig. Dieses Kind war mit größter Wahrscheinlichkeit nicht in einer Klinik zur Welt gekommen.
     
    Sie setzten sich an den Tisch.
    »Wie ihr wisst, haben die Suchhunde nichts gefunden«, begann Claes. »Die Person, die sie ausgesetzt hat, kam vielleicht mit dem Auto und lud den Karton, der uns eventuell weiterhilft, hier aus. Es handelt sich um einen Apfelkarton und zwar nicht um irgendeinen, sondern um einen aus Kivik in Skåne. Wir haben ja gerade Erntezeit.«
    Janne Lundin meldete sich zu Wort.
    »Ich irre mich vielleicht, aber möglicherweise ist es beruhigend, dass es sich um schwedische Äpfel handelt. Sie sind weniger vergiftet.«
    »Gespritzt, meinst du wohl«, berichtigte ihn Claesson.
    »Falls die Kleine überempfindlich sein sollte. Es kann schließlich nicht gut sein, in irgendwelchen Giftschwaden zu liegen.«
    Die anderen schwiegen. Janne Lundin lebte selbst kaum nach der Maxime »gesunder Geist in gesundem Körper«. Er hätte sich, ohne mit der Wimper zu zucken, an süßen Teilchen totessen können. Vermutlich bewahrte ihn ein angeborener rascher Stoffwechsel davor. Er war groß und dünn wie eine Bohnenstange. Das Fett lagere sich aber vielleicht in den Organen ab, sagte Louise gelegentlich zu ihm, und würde seine Gefäße verkalken.
    »So weit habe ich nicht gedacht«, meinte Claesson, »aber du hast Recht, vielleicht hat die Mutter ja darüber nachgedacht, in was für einen Karton sie ihr Kind legt, und nicht einfach den erstbesten genommen. Ludvigsson, kannst du dich um den Karton kümmern?«
    Lennie nickte.
    »Wie auch immer, wir müssen uns eingehender mit diesem Findelkind beschäftigen. Erika, könntest du ähnliche Fälle der letzten zwanzig oder dreißig Jahre heraussuchen und herausfinden, was damals unternommen wurde und wie sie ausgegangen sind? Also für die Kinder? Wie oft die Mutter ausfindig gemacht werden konnte? Was sich sonst aus den alten Fällen lernen lässt … Heute wollen wir das Mädchen noch von einem Kinderarzt untersuchen lassen.«
    Louise Jasinski machte einen Vorschlag.
    »Vielleicht sollte man auch einen Psychologen zuziehen? Oder einen Psychiater?«
    Claesson starrte sie an. Für wen?, dachte er.
    »Ich meine, vielleicht könnte er etwas über die Mutter sagen. In welchem Zustand sie sein könnte. Vielleicht leidet sie an einer dieser Psychosen, die manche Mütter nach der Geburt bekommen?«
    »Gut«, erwiderte Claesson. »Jemand ruft bei der Psychiatrie in Västervik an. Wie wäre es mit dir, Lundin?«
    Janne Lundin nickte.
    »Du übernimmst die Hebammen und Ärzte, Jasinski.«
     
    Noch hatte die Presse nicht in Erfahrung gebracht, dass es den

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