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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Brust von Peter Berg zur Ruhe gekommen.
    »Wahrscheinlich braucht es bald etwas zu essen«, flüsterte Lena Jönsson, den Hörer immer noch am Ohr. »Dort scheint niemand erreichbar zu sein!«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Ruf Claesson an«, sagte Peter Berg zu Musse. »Er muss informiert werden.«
    Er selbst wagte es nicht, sich vom Fleck zu bewegen. Das Kind war an seiner Brust eingeschlafen.
     
    »Ein Findelkind?«
    Claes Claesson meinte, sich verhört zu haben.
    »Jemand muss sich um das Kind kümmern, und es muss untersucht werden«, sagte er dann wie auswendig gelernt.
    »Es wirkt recht fit«, meinte Musse Özen.
    Auch Claesson wusste natürlich, dass die nächste Kinderklinik achtzig Kilometer entfernt in Kalmar lag. Die Kinderstation des Krankenhauses von Oskarshamn und die Kinderpoliklinik waren nur tagsüber geöffnet.
    »Sollen wir das Kind in dem Pappkarton nach Kalmar fahren?«, wollte Musse wissen.
    Das war natürlich eine Idee. Claesson biss sich auf die Lippe. Die Zeitungen würden jedoch über sie herfallen, falls sie davon Wind bekamen, dass sie das Kind ohne Kindersitz im Streifenwagen transportiert hatten. Das konnte auch wirklich nicht gut für das Kind sein.
    »Und ihr habt also beim Jugendamt niemanden erreicht?«, wiederholte er, um Zeit zu gewinnen.
    »Nein. Lena Jönsson hat es eine halbe Ewigkeit versucht. Das sieht nicht sehr vielversprechend aus. Die scheinen alle Feierabend gemacht zu haben.«
    »Aber das kann doch nicht sein … ihr hättet doch auch jemanden anrufen können, der in der Kinderpoliklinik arbeitet.«
    Claesson verstummte. Er sah ein, dass Mustafa Özen auch nicht mehr tun konnte. Außerdem, wenn auch widerwillig, sah er ein, dass er gezwungen sein würde, ins Präsidium zu fahren, obwohl er keine Lust hatte.
    »Und das Kind wirkt gesund?«, versicherte er sich ein weiteres Mal.
    »Soweit ich sehen kann, schon«, erwiderte Musse geduldig.
    Claesson versuchte, seinen Seufzer zu unterdrücken, aber er war trotzdem zu hören.
    »Ich komme«, sagte er schließlich.
    »Gut.«
    Während des Gesprächs hatte er sich erhoben und ans Fenster gestellt.
    »Was ist los?«, fragte Veronika, die auf dem Sofa saß.
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Ein Findelkind.«
    »Wie bitte?«
    Dann sah ihn Veronika traurig an.
    »Die arme Mutter.«
    An die Mutter hatte Claes noch gar nicht gedacht.
     
    Fünfundvierzig Minuten später betrat er die Wache. In einer Hand hielt er einen Autokindersitz für Säuglinge, in der anderen eine Papiertüte mit Kleidern.
    Die wartenden Kollegen sahen ihn beeindruckt an.
    »Manchmal ist es gut, dass man Sachen vor sich herschiebt. Den Kindersitz hätten wir schon lange zurückgeben müssen. Er ist gemietet, aber irgendwie kam es nie dazu.«
    Er stellte den Sitz auf den Boden. Sie hatten ihn zu guter Letzt auf einem Regal in der vollgestopften Garage gefunden. Es war lange her, dass ihr Auto dort Platz gehabt hatte.
    Veronika war auf die Idee gekommen, dass er Kleider mitnehmen sollte. Sie mussten nach Spuren der Mutter suchen, die sich eventuell auf den Kleidern des Kindes fanden. Haare und Speichel. Außerdem brauchte das Kind Kleider zum Wechseln.
    Jetzt reckte sich das Baby unzufrieden, streckte die Beine aus und fuchtelte Peter Berg mit seinen Ärmchen ins Gesicht. Dann kuschelte es sich wieder an seine Brust, jammerte leise und keuchte.
    Peter Berg, der sich in seiner Babysitterrolle zurechtgefunden zu haben schien, wurde plötzlich unsicher.
    »Was ist denn jetzt los?«, meinte er und legte dem Kind eine Hand auf den Kopf.
    Es hatte aschblonden Flaum, die Haut war leicht gelblich, aber die Augen sahen nicht asiatisch aus.
    »Wir müssen ihr ein Fläschchen machen und die Windel wechseln«, meinte Claesson und sah Berg auffordernd an, als erwarte er, Berg erledige das.
    Er sah jedoch recht rasch ein, dass er der Einzige im Zimmer war, der Kinder hatte.
    »Ruft bei Nina Persson an, ob sie eins mehr nehmen kann, wenn sie ohnehin schon dabei ist«, sagte er und nahm Peter Berg die Kleine ab. »Nur für eine Nacht. Das Jugendamt soll sich dann morgen darum kümmern. Ruft dann noch bei Roger an. Wir müssen die Hundestreife losschicken. Vielleicht finden wir ja den Platz, an dem das Kind zur Welt gekommen ist.«
    Nina Persson arbeitete normalerweise am Empfang, war aber jetzt mit ihrem zweiten Kind im Mutterschutz. Ihr erstes Kind, Arvid, war etwa genauso alt wie Klara.
    Claesson hatte immer noch ein etwas schlechtes Gewissen, wenn er an Nina Persson dachte. Die

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