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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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aufeinander.
    »Alles«, sagte sie schließlich. »Und dass du überhaupt nicht hilfst. Weder staubsaugst noch einkaufst.«
    Er seufzte und sah aus wie ein trauriger Hund, aber das machte es auch nicht besser.
    »Und jetzt fang nicht auch noch an, dir selbst leidzutun, weil du so eine schreckliche Frau hast«, fuhr sie bissig fort.
    Er trollte sich in die Küche.
    Sie blieb allein im Wohnzimmer zurück. Abgesehen von der Fernsehstimme von Willi Wiberg war es plötzlich vollkommen still im Haus.
    Sie konnte es nicht lassen, ihm in die Küche zu folgen.
    »Was machst du?«, wollte sie wissen.
    »Ich zaubere uns was zu essen.«
    Er öffnete einen Tetrapak Tomaten.
    Da begann Klara wie am Spieß zu schreien. Claes ging ins Wohnzimmer und nahm sie auf den Arm. Dann kehrte er zu Veronika zurück, die in der Küche stehen geblieben war.
    »Stressig?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Das verstehe ich.«
    Klara hatte zu schreien aufgehört und wollte ihrer Mama einen Kuss geben. Kinder spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist, dachte sie, und küsste Klara auch.
    »Setz dich, dann koche ich«, sagte er, und setzte Veronika ihre Tochter auf den Schoß.
    Dann zog er seine Frau an sich. Sie lehnte ihr Gesicht an seine Schulter.
    »Das kommt schon in Ordnung, Veronika. Das verspreche ich dir. Das geht alles vorbei«, sagte er und streichelte ihre Wange.

9
    »Süß, oder?«, meinte Erika Ljung und hielt die Zeitung in die Höhe. »So was Kleines«, murmelte sie dann noch Richtung Foto gewandt.
    Schweigend standen sie im Halbkreis und lasen die Zeitung vom Mittwoch, die aufgeschlagen auf dem Tisch lag.
    »Ich mache Kopien«, sagte Peter Berg plötzlich, nahm die Zeitung und verschwand, ehe sie fertig gelesen hatten.
    »Das muss einfach etwas bewirken«, meinte Erika Ljung. »Sie ist wirklich entzückend, die kleine Matilda.«
    Peter Berg kehrte zurück und verteilte den Artikel.
    »In Karton gefunden«, lautete die Überschrift.
    »Schon allein deswegen will man sich um sie kümmern«, meinte er. »Wie armselig, in einen Pappkarton gebettet, das klingt wirklich wie früher. Armut und Elend.«
    »Vielleicht ist es ja mehr ein Ausdruck von Panik«, meinte Louise Jasinski.
    »Der Text ist ganz okay«, meinte Peter Berg. »Ich habe ihn eben am Kopierer gelesen.«
    Auf dem Schwarzweißfoto war Matilda zu sehen, nackte Beine, runde Knie und winzige Füße. Alle Zehen waren sichtbar, und die großen Zehen ragten nach oben. Sie lag auf einem weißen Laken und trug einen hellen Strampelanzug ohne Beine. Die kleinen Hände hielt sie vor dem Gesicht zu Fäusten geballt. Sie schlief tief, und nichts, was um sie herum geschah, schien ihr etwas anhaben zu können.
    Louise Jasinski las.
    »Die Ärmste«, sagte sie. »Allein schon ein Kind ganz allein zur Welt zu bringen, da kann doch die Stärkste ins Wanken geraten. Ich frage mich wirklich, wer die Mutter ist.«
    Claesson tauchte auf.
    »Was sagt ihr zu dem Artikel?«
    »Gut«, antworteten alle im Chor.
    »Mal sehen, ob das heute was bewirkt. Gibt es übrigens was Neues über den roten Strampelanzug, den sie anhatte?«
    »Der war ganz neu, nach unserer Einschätzung noch nie gewaschen«, meinte einer der Kriminaltechniker.
    »Er ist von H & M«, sagte Peter Berg. »Das Modell der Saison.«
    »Dann können wir ja mit dem Suchen anfangen«, meinte Claesson.
     
    Sara-Ida schloss die Augen. Sie wollte nicht aufstehen. Sie fing erst um ein Uhr an, aber eine Polizistin hatte am Vorabend bei ihr angerufen und gefragt, ob sie kurz nach neun bei ihr zu Hause vorbeikommen könne.
    Da konnte man nicht nein sagen, das hätte vollkommen komisch gewirkt, das war ihr sofort klar gewesen. Ehe sie zu Bett gegangen war, hatte sie daher den Tisch in der winzigen Pantryküche abgeräumt und gespült, sodass sie dort sitzen konnten. Sie hatte ihren Radiowecker gestellt, kam aber trotzdem nicht aus dem Bett, obwohl sie wusste, dass es schon nach acht war.
    Sie sollte frühstücken. Sie sollte runter in die Waschküche gehen. Sie sollte einkaufen gehen. Sie sollte so einiges.
    Und wirklich nicht liegen bleiben und träumen.
    Sie konnte aber am besten nachdenken, wenn sie gerade aufgewacht und ihr Kopf noch nicht mit so viel anderem gefüllt war. Sie liebte es, noch ein wenig liegen zu bleiben.
    Er hatte gestern nicht von sich hören lassen, und das war schön. Der Diamantring lag auf dem wackligen Nachttisch und sandte sehr gemischte Signale aus. Glücklicherweise konnte sie ihn bei der Arbeit nicht tragen. Sie musste

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