Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
Lebenszeit der Menschen auf Erden überwältigt.
    Wehmut stieg in ihr auf und trieb ihr Tränen in die Augen. Sie sehnte sich nach Hause. Oder nach draußen. Auf Waldwege, ans Meer.
    Sie schluckte.
    »Hören Sie, keiner von uns glaubt, dass Sie daran die Schuld tragen«, beruhigte sie die junge Sara-Ida mit müder Stimme.
    Schließlich zwang sie sich zu einem Lächeln, und die junge Frau verließ sie etwas weniger niedergeschlagen.
    Veronika blieb noch einen Augenblick sitzen, dann stellte sie sich ans Fenster und tröstete sich mit der Aussicht. Wie immer war sie einzigartig. Das grüne Tal und die bewaldeten Hänge und etwas weiter weg das Meer mit seinen grauen Wellen.
     
    Nachdem sie Klara abgeholt hatte, hatte sie beschlossen, den Versuch zu wagen, diesen furchtbaren Arbeitstag zu verges sen.
    Sie zwang sich, sich mit bedeutend einfacheren und greifbareren Fragen zu befassen, wie der Nichtigkeit, dass die häusliche Arbeitsteilung zwischen Claes und ihr nicht so ausgefallen war, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Rasch kam sie zu dem wenig überraschenden Schluss, dass er im Prinzip immer darauf wartete, dass sie etwas unternahm. Er wartete so lange ab, bis sie zum Staubsauger griff. Ein wortloser Kampf, wer schneller die Nerven verlor.
    Mit anderen Worten, sie war in dieselbe Falle getappt wie alle anderen Frauen. Entrüstet dachte sie darüber nach, räumte auf, staubte ab und faltete Wäsche zusammen. Claes’ Mama hatte ihn angeblich mit ihrem Staubsaugerfimmel an den Rand des Wahnsinns getrieben. Er könne das Geräusch nicht ertragen, behauptete er. Täglich sei sie mit dem Staubsauger herumgewirbelt, und das habe tiefe Spuren in ihm hinterlassen und zu einer bösartigen Staubsaugerphobie geführt, wie er sich ausdrückte.
    »Aber Phobien überwindet man doch am besten, indem man sich ihnen stellt«, meinte sie immer, wenn das Thema aufs Tapet kam.
    »Ich tue mein Bestes«, antwortete er dann tapfer.
    Am meisten stand sie sich jedoch selbst im Weg. Sie wollte ihn nicht bitten müssen und ihm beim besten Willen damit auch nicht in den Ohren liegen. Aber Staub zu saugen machte ihr auch keinen Spaß!
    Aber jetzt riss sie das Ungetüm aus dem Putzschrank. Sie legte eine DVD für Klara ein. Sie liebte Willi Wiberg. Dann schob sie unwirsch den Staubsauger über den Teppich. Sie musste Harald Eriksson einfach aus ihrer Erinnerung verdrängen.
    Die Begegnung mit ihm war keine Freude gewesen. Als hätte er ausprobieren wollen, wie weit er gehen könne. Er wollte sie ihre Schuld büßen lassen.
    »Wie soll ich mir sicher sein, dass Sie wissen, was Sie tun?«
    Was hätte sie antworten sollen?
    »Mein Kollege und ich haben Ihre Frau im Hinblick auf die Verletzungen optimal operiert«, hatte sie neutral gesagt. »Und Ihrer Frau ging es dann ja auch besser, bis …«
    Es war still geworden.
    »Bis sie tot war«, hatte er verächtlich ergänzt. »Es muss einen Grund dafür geben, dass es so gekommen ist. Eine Erklärung. Es kann nur daran liegen, dass Sie nicht wissen, was Sie tun.«
    Sie hatte von dem gratinierten Seelachs mit Salzkartoffeln zum Mittagessen zwar nur ein paar Bissen gegessen, aber angesichts des aufgebrachten Mannes war ihr trotzdem übel geworden. Dennoch war sie sitzen geblieben und hatte sich seine Tiraden angehört. Seine Wut hatte sich mit ihren eigenen Schuldgefühlen gemischt, und ihr war der kalte Schweiß ausgebrochen.
    »Ich werde die Sache nicht auf sich beruhen lassen«, waren seine letzten Worte gewesen. Dann war er gegangen.
     
    Sie hörte nicht, dass Claes kam. Der Staubsauger dröhnte, und sie war verschwitzt und hochrot im Gesicht. Als sie ihn entdeckte und ihr klar wurde, dass er nicht eingekauft hatte, obwohl er das Auto hatte, dachte sie nur, dass das ganz logisch war.
    Alles war ein einziges Chaos.
    Er hätte bei der Arbeit so viel zu tun gehabt, verteidigte er sich vage. Und obwohl sie mit dem Aufräumen noch nicht einmal fertig war, hatte sie nicht mehr die Kraft, in die Luft zu gehen.
    Sie wandte ihm den Rücken zu.
    Claes war sofort klar, was los war.
    »Was ist?«, wollte er wissen und ging hinter ihr her. Er versuchte, den Lärm des Staubsaugers zu übertönen.
    »Nichts!«, schrie sie, sah ihn aber immer noch nicht an.
    Abrupt trat er auf den Knopf, und das Staubsaugermonstrum kam zur Ruhe.
    »Sag mir, was los ist«, sagte er mit bewundernswert beherrschter Stimme.
    »Nichts!«
    »Das merke ich doch! Ist es die Arbeit?«
    Bockig presste sie die Lippen

Weitere Kostenlose Bücher