Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
verhedderten sich. Dann fragten die Patienten unablässig, ob wirklich alles in Ordnung sei, bis man vollkommen verrückt wurde.
Darüber, was mit Christoffer passiert war, verlor der Beamte kein Wort. Man würde ihn natürlich auch verhören, davon ging sie aus. Der Polizist wollte wissen, warum sie bei ihm zu Hause gewesen war. Sie sagte, sie würden beide an der Klinik arbeiten, er hätte sie nach Hause gefahren, und sie hätten sich bei ihm noch eine Weile unterhalten.
»Sie haben sich nur unterhalten?«
Was bildete er sich eigentlich ein? Betroffen überlegte sie, welche Gerüchte wohl zirkulierten.
»Ja. In der Tat. Wir haben ein Glas Wein getrunken. Aber ich hatte es noch nicht einmal leer getrunken.«
Natürlich waren der Polizei die Gläser aufgefallen. Vielleicht wurden sie sogar auf Speichelspuren untersucht. Das würde ohnehin ergeben, dass Christoffer und sie daraus getrunken hatten.
Christoffer …
Ihr Puls beschleunigte sich, und eine Welle heißer Glut strömte bei dem Gedanken an ihn durch ihren Körper. Sie schloss die Augen, lehnte den Kopf im Lehnstuhl zurück und gab sich dem Gefühl hin.
Sie spürte überall ein Kribbeln. Christoffer nahm sie in die Arme, wiegte sie und drückte sie so fest an sich, dass es beinahe wehtat. »Wie sehr ich dich liebe, es ist nicht zu fassen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich verspreche, ich kümmere mich um dich, mein Kleines. Ich werde dich vor allem beschützen. Was passiert ist, ist ein Zeichen dafür, dass wir zusammengehören.«
Verdammt, dass Christoffer nicht begriff, dass sie verschwisterte Seelen waren! Dass er nicht mutiger war, es nicht wagte sich hinzugeben. Dass er nicht einsah, was im Leben wichtig war, und seine Frau endlich verließ. Das schmerzte und erfüllte sie mit Verbitterung.
Und wenn er sich einfach nicht traute?
Sie stand auf und goss sich von dem hellroten Saft ein. Der Hals schmerzte nur leicht beim Trinken. Sie verspürte aber ein Brennen hinter den Augen, hauptsächlich deswegen, weil Christoffer nicht sie am meisten begehrte. Und weil sonst noch einiges im Argen liegen musste. Dieser Schluss drängte sich nach den Ereignissen des Vortags geradezu auf.
Was war da eigentlich los gewesen? Der Verrückte hatte etwas von einem Teppich geschrien. Es musste etwas mit dem Job von Christoffers Frau zu tun haben.
Tina wurde von Panik erfüllt, sie litt Höllenqualen, und es kribbelte am ganzen Körper, wenn sie nur daran dachte. Wenn Christoffer in irgendwelche zweifelhaften Geschäfte verwickelt war, war es vielleicht sogar besser, dass er sie nicht begehrte …?
Trotz erfüllte sie.
Er sollte bloß nicht glauben, dass sie sich zierte!
Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Der Polizist hatte wissen wollen, wer in der Küche über sie hergefallen war. Sie erinnere sich nicht, gab sie zurück. Er fragte, ob sie sich an die Stimme erinnere. Manchmal war das Gehör besser als die Augen, meinte er. Doch, vielleicht erinnere sie sich, antwortete sie.
Er wollte ihr natürlich die Worte in den Mund legen, er wollte natürlich wissen, ob es eine Stimme gewesen war, die sie kannte.
Das war nicht der Fall.
Aber das sagte sie nicht. Sie benötige mehr Zeit zum Nachdenken, sagte sie stattdessen.
»Meist erinnert man sich besser, wenn man nicht lange nachdenkt«, wandte der Beamte ein und sah sie durchdringend an.
Er durchschaute sie wahrscheinlich, weil sie sich weigerte zu sagen, dass es nicht Christoffer war. Merkte er, dass sie den Verdacht noch eine Weile in der Luft hängen lassen wollte? Diesen Gefallen wollte sie Christoffer verdammt noch mal nicht tun. Jedenfalls nicht jetzt, wo er sie nicht mehr wollte.
Die Tür ging auf, und Pär stand mit einer Papiertüte in der Hand da. Ihr wurde es plötzlich eiskalt. Ihre Mutter hatte sie doch abholen und Kleider mitbringen wollen. Das war so ausgemacht.
»Hallo«, sagte er und wich ihrem Blick aus. »Hier.«
Er hielt ihr die Tüte mit den Kleidern hin. Sie nahm sie entgegen und öffnete sie.
»Danke«, murmelte sie und zog einen Slip, einen BH, eine Jeans, die eigentlich zu eng war, und einen zu warmen Pullover heraus. Er hatte sich vermutlich Mühe gegeben.
Sie fragte sich, wo die Kinder waren. Er sagte, sie seien bei seiner Mutter. Sie könnten die Kinder ja später abholen.
Tina mochte Pärs Mutter nicht, aber darüber zu streiten, war jetzt der falsche Zeitpunkt. Jedenfalls misshandelte sie die Kinder nicht, obwohl sie nicht viel Geduld hatte und schnell
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