Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
verärgert war.
Tina spürte instinktiv, dass sie sich nicht vor Pärs Augen umziehen wollte. Bei diesem Gedanken genierte sie sich seltsamerweise, obwohl sie schon so lange verheiratet waren und sich so lange das Schlafzimmer geteilt hatten! Wortlos verschwand sie auf die Toilette und zog sich um.
Dann winkte sie Soffan auf dem Korridor zu und verließ die Station. Schweigend fuhren Pär und Tina im Fahrstuhl nach unten. Sie schwiegen auch auf dem Weg zum Auto. Eine bauschige, düstere schwarzgraue Wolke schob sich vor die Sonne, als sie in den Volvo einstiegen.
Er machte Musik an, sie hatte Kopfschmerzen, aber ertrug den Lärm einfach. Das war immer noch besser, als zu reden.
Als sie nach Bråbo abbogen und fast schon zu Hause waren, bekam sie Herzklopfen. Sie presste eine Hand auf die Brust und schluckte.
»Was ist?«, fragte er.
»Ach, nichts«, sagte sie, schluckte erneut und nahm die Hand weg.
Wahrscheinlich standen viele im Ort hinter den Gardinen und beobachteten, wie sie nach Hause kamen. Sie fand, dass das Haus kalt wirkte. Aber die Blumen in den Beeten blühten. Sie hatte viel Zeit auf die Petunien in verschiedenen Farbschattierungen verwendet, die sie in großen Töpfen gezogen hatte. Kinderspielzeug lag auf dem Rasen verstreut.
Pär öffnete den Briefkasten und nahm die Zeitung heraus. Hatte er sie noch nicht geholt?
Ob etwas drinstand? Sie erschauerte.
Er schloss auf und hielt ihr die Tür auf. Sie kam sich in ihrem eigenen Zuhause wie eine Fremde vor.
Sie schnäuzte sich. Als sie das Papiertaschentuch in den Mülleimer unter der Spüle warf, entdeckte sie dort eine leere Wodkaflasche. Pär musste am Vorabend ziemlich tief ins Glas geschaut haben.
Auf dem Tisch standen Blumen. Er hatte Tassen gedeckt und setzte Kaffee auf. Das war ungewöhnlich, denn sonst tat sie das. In der Luft lag eine Spannung, als könne die Welt jeden Augenblick explodieren.
Als sie sich gegenübersaßen, kam es.
»Was hattest du bei diesem Daun zu suchen?« Pär sah finster aus.
Sie schwieg.
»Na sag schon, verdammt noch mal. Hier wissen alle Bescheid. Was glaubst du denn?«
Sie sagte immer noch nichts. Er sprang auf, ging um den Tisch, packte sie am Pullover und zerrte sie auf die Füße.
Dann hagelten die Schläge. Wangen, Kopf, Zähne knackten, Brustkorb, wieder der Kopf. Sie versuchte wegzulaufen, aber er folgte ihr, schlug sie nieder, packte ein Bein und schleifte sie über die Schwelle in die Kleiderkammer.
»Sag was, verdammte Schlampe!«, brüllte er und begann sie zu treten. Die Kleider fielen von den Bügeln auf sie herab. Er drückte ihre Beine auseinander und trat ihr in den Unterleib. Dann zog er ihr die Jeans aus, und obwohl sie wild um sich schlug, zerriss er ihren Slip, nahm einen ihrer spitzen Pumps und schob ihr die Schuhspitze in die Scheide. Sie wand sich, schrie, und er drückte immer weiter, bis der größte Teil des Schuhs verschwunden war. Sie spürte, dass etwas in ihr zerriss. Sie versuchte, den Schuh zu packen, um ihn wieder herauszuziehen, aber da drehte er ihr den Arm um, und etwas brach. Dann schlug er ihr wieder ins Gesicht.
Als Pär sich ausgetobt hatte, schloss er die Tür der Kleiderkammer hinter sich ab.
»Das hast du dir verdammt noch mal selbst zuzuschreiben!«, brüllte er.
Dann ging er in die Küche und spülte die Kaffeetassen.
42
Es regnete nicht mehr. Die schwarzen Wolken waren von einem böigen Wind weggeblasen worden, der sich dann unvermittelt gelegt hatte. Jetzt schien die Sonne, und es wurde richtig warm. Klassisches Küstenwetter, dachte Claesson, wie in Oskarshamn.
Merve hatte ein winziges, einfaches Restaurant ausgesucht, von denen es unzählige in Istanbul gab. Sie bestellten an der Theke, und Claesson dachte beim Anblick der dampfenden Töpfe daran, was Janne Lundin gesagt hätte. Iss dort, wo die Lokalbevölkerung isst, dann bekommst du keine Probleme mit der Verdauung.
Das taten sie jetzt. Aber warum sollten die Köche verdorbene Lebensmittel verwenden, bloß weil die Gäste Touristen waren?
Sie wählten Reis mit Huhn und Paprika und setzten sich mit ihren Tellern an einen wackligen Plastiktisch auf dem Bürgersteig. Alle hatten Hunger. Die Autos hupten, und ständig drängten sich Passanten an ihnen vorbei. Der Große Basar lag nur eine Straße weiter, und dieselbe Stimmung herrschte auch dort. Es gab Verkäufer, die mit lauter Stimme ihre Waren anpriesen. Auf der einen Seite des Lokals lag ein kleiner Lebensmittelladen, auf der anderen ein
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