Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
ein sehr leicht verständliches Englisch.
Claesson holte tief Luft.
»Wann haben Sie Carl-Ivar Olsson zuletzt getroffen?«, fragte er dann.
»Lassen Sie mich nachdenken«, erwiderte der Mann und strich sich über sein bartloses Kinn. Er hatte markante Gesichtszüge und war vermutlich bedeutend älter, als er aussah. Er wandte sich an den jüngeren Teppichhändler und sagte etwas auf Türkisch. Merve und Özen hörten zu, aber offenbar berieten sie nur Tage und Daten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Carl-Ivar Olsson seinen türkischen Freund zwei Tage vor seinem tragischen Tod besucht hatte.
»An einem Donnerstag.«
»Einem Donnerstag«, wiederholte Claesson.
»Ja, genau. Das war exakt vor einer Woche«, sagte der Teppichhändler.
»Darf man fragen, worum es bei dem Treffen ging?«
»Wir tranken Tee und unterhielten uns.«
»Darf man fragen, worüber?«
»Über Teppiche natürlich«, sagte der Mann und sah sehr erstaunt aus.
»Also nichts Besonderes?«, fuhr Claesson fort.
Der Mann starrte auf einen auffällig gemusterten Teppich vor seinen Füßen und schüttelte langsam den Kopf.
»Nein. Nichts Besonderes«, sagte er dann leise.
»Könnten Sie uns vielleicht hiermit weiterhelfen?«
Claesson zog das Foto des schadhaften Teppichs hervor, das sie im Teppichgeschäft in Oskarshamn gefunden hatten.
Der Mann setzte eine Brille mit Metallgestell auf, und der junge Mann stellte sich neben ihn, um sich das Foto ebenfalls anzusehen. Merve Turpan sagte etwas auf Türkisch, und beide Männer betrachteten das Bild eingehend, aber es war ihnen anzumerken, dass auch ein hastiger Blick genügt hätte.
»Ja, das kann ich«, sagte der ältere Teppichhändler. Der andere nickte. »Es handelt sich um das Fragment eines …« Dann sagte er etwas, was Claesson nicht verstand.
Der Mann erklärte es noch einmal auf Türkisch.
»Einer dieser weichen Teppiche«, sagte Mustafa Özen und suchte nach dem passenden Wort, während er mit der Hand durch die Luft fuchtelte und nach einem Exemplar dieser Sorte in dem Laden suchte. »Wie der da«, sagte er und deutete auf einen geknüpften Teppich, keinen glattgewebten.
»Der Teppich ist sehr alt, aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. In der Borte sind kufische Schriftzeichen zu erkennen.«
»Kufisch?«, fragte Claesson.
»Das ist eine altarabische Schrift, die in Kufa vor sehr langer Zeit entwickelt wurde, irgendwann im achten Jahrhundert, glaube ich. Kufa ist eine Ruinenstadt im mittleren Irak am Euphrat.«
»Der Teppich stammt also von dort?«
»Wahrscheinlich nicht. Die Menschen waren in unserer Region immer sehr mobil. Der Teppich stammt aus dem anatolischen Hochland.«
»Aus der Zentraltürkei also«, warf Özen ein.
Das wusste Claesson bereits, etwas war trotz allem hängen geblieben.
»Er wurde in einer Moschee in einem kleinen Dorf in Kappadozien gefunden, das im Übrigen Ayvali heißt«, fuhr der Teppichhändler fort, und Claesson und Özen warfen sich einen Blick zu. Langsam bewegte sich etwas! Das war die gleiche Geschichte, die ihnen auch die junge Frau, die sich um das Teppichgeschäft in Oskarshamn kümmerte, geschildert hatte.
»Und Sie kennen diesen Teppich also?«, fragte Claesson.
»Ja, sehr gut«, sagte der ältere Mann, und der jüngere nickte. »Herr Olsson hat mir diesen Teppich im Auftrag eines sehr anspruchsvollen Kunden abgekauft.«
In der Stille, die eintrat, hätte man eine Stecknadel fallen hören können, wenn nicht überall dicke Teppiche gelegen hätten.
»Entschuldigen Sie, aber wissen Sie, wo sich dieser Teppich jetzt befindet?«, fragte Claesson.
»Nein, das weiß ich leider nicht. Ist er auf Abwege geraten?«
»Das wissen wir nicht.«
»Aber Olsson hat ihn bei uns am folgenden Tag abgeholt. Ich habe ihm den Teppich leider nicht persönlich übergeben, sondern ein Cousin.«
Immer diese Cousins, dachte Claesson genervt.
»Und wo finden wir diesen Cousin?«
»Das bin ich«, sagte der bedeutend jüngere Mann, der sie empfangen hatte. »Ich ging davon aus, dass er anschließend nach Hause fliegen würde, aber wir haben nicht darüber gesprochen. So teure Teppiche lässt man nur ungern in einem Hotelzimmer liegen. Schließlich sind sie sehr begehrt … Die meisten, die einen teureren Teppich kaufen, lassen das Taxi auf dem Weg zum Flughafen am Teppichgeschäft vorbeifahren und holen den Teppich ab.«
»War der Teppich groß?«
»Man konnte ihn in einer mittelgroßen Teppichtasche verstauen, wir halten solche Taschen für unsere Kunden
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