Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
und der Schwiegersohn, wie immer er hieß, hinterließ überhaupt keinen Eindruck.
»Ich bin sehr dankbar, dass Sie die weite Reise hierher unternommen haben, um herauszufinden, was Carl-Ivar zugestoßen sein könnte«, sagte die Witwe mit leiser Stimme.
»Wir tun unser Möglichstes«, erwiderte Claesson. »Es wäre uns sehr recht, wenn wir Ihnen anschließend noch ein paar Fragen stellen dürfen … ich meine, nachdem wir dort drinnen waren und …«
Die grün gekleidete Gerichtsmedizinerin kehrte mit einem Assistenten, einem bedeutend jüngeren Mann mit stark behaarter Brust zurück. Er führte sie in einen winzigen Raum mit kahlen Wänden, in dem die Person, von der sie vermuteten, es handle sich um Carl-Ivar Olsson, bis zum Kinn mit einem Laken zugedeckt lag.
Birgitta Olsson verlor sofort die Fassung. Also wirklich ihr Mann, dachte Claesson. Ein ganz normaler, typischer Schwede.
Alle weinten, ausgenommen der Schwiegersohn, der mit steinerner Miene seiner Frau einen Arm um die Schultern legte. Sie war eine kleine Frau mit dickem, kurz geschnittenem, flachsblondem Haar, das sie sportlich und jugendlich erscheinen ließ. In ihren Ohrläppchen funkelten Edelsteine.
Die drei Polizisten verließen den Raum, damit die Familie in Ruhe den letzten Abschied nehmen konnte. Merve zog ihr Handy aus der Tasche und bestellte zwei Wagen, die sie und die trauernde Familie zur Dienststelle bringen sollten.
Sie warteten auf dem Gang, bis die Familie kam. Sie setzten sich in einen winzigen Warteraum, in dem es heiß wie in einer Sauna war.
Dann trafen die Wagen ein.
Fuat Karaoğlu empfing sie.
»Wie geht’s?«, fragte er.
»Gut«, antwortete Claesson und meinte das auch. Das hieß jedoch nicht, dass sie der Lösung des Falles näher gekommen waren, nur dass die Sache ihren vorschriftsmäßigen Verlauf nahm, mit dem Unterschied, dass sie sich in der Türkei und nicht in Schweden befanden.
»Und ihr seid mit Kriminalassistentin Turpan zufrieden?«, wollte Karaoğlu wissen.
Claesson war nicht klar, ob die Augen vor Spott oder Wärme funkelten.
»Sehr sogar«, erwiderte er mit Nachdruck.
»Das kann ich mir vorstellen«, meinte Karaoğlu. »Sie gehört zu unseren besten Kräften«, fuhr er fort und klopfte sich mit der Faust an den Schädel.
Dann stellte er noch einige höfliche Fragen und entschuldigte sich dafür, dass er sich nicht aktiver an der Ermittlung beteiligen konnte. Claesson seinerseits dankte für die Hilfe, die der Polizei von Oskarshamn gewährt wurde, und nicht zuletzt für das Zustandekommen der Zusammenarbeit und dass man so umfassend in die Ermittlung mit einbezogen wurde. Jetzt würde es viel einfacher sein, die Ermittlung zu Hause in Schweden fortzusetzen. Der Informationsaustausch mit der Türkei funktioniere hervorragend, meinte er.
»Können Sie schon sagen, wann Sie die Leiche zum Transport nach Schweden freigeben werden?«
»Jederzeit. Unsere gerichtsmedizinische Untersuchung ist abgeschlossen.«
»Danke, dann werde ich der Familie das mitteilen.«
Es war Zeit, Familie Olsson zu vernehmen. Claesson fühlte sich müde und hatte das Gefühl, Watte im Kopf zu haben. Aber es war genauso gut, es hinter sich zu bringen. Je rascher sie fertig waren, desto eher war er wieder zu Hause.
Sie begannen mit Birgitta Olsson. Claesson bat Özen, bei der Vernehmung ebenfalls anwesend zu sein. Sie wollten Merve Turpan später die Ergebnisse vortragen. Genauer gesagt hatte Özen versprochen, diese Aufgabe zu übernehmen.
Birgitta Olsson war damit einverstanden, dass sie die Befragung auf Tonband aufnahmen. Özen nahm daher das kleine Diktaphon zur Hand, das sie aus Oskarshamn mitgebracht hatten. Sicherheitshalber hatte er außerdem noch einen Block vor sich liegen. Er war gewissenhaft, das war gut. Man wusste nie, was die Technik anging.
Sie saßen in Merve Turpans Büro. Es war warm dort, aber nicht unerträglich warm, schließlich hatte es den halben Tag lang geregnet, und die Luft war kühl. Deswegen hatte Claesson den Tischventilator auch nicht angeknipst.
Er teilte der Witwe zunächst mit, dass der Tote zur Überführung freigegeben war.
»Vielleicht hätte er lieber in türkischer Erde beigesetzt werden wollen«, sagte sie spontan mit tränenerstickter Stimme.
Claesson wartete ein paar Sekunden.
»Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?«
Sie zuckte mit den Achseln.
»Ich hatte immer den Eindruck, dass er sich hier wohl gefühlt hat.«
»Er hat also nie den Wunsch geäußert, in der
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