Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
weiß nicht, wie sie heißen … aber die meisten haben mit Karte gezahlt, das lässt sich also herausfinden …«
Claesson nickte.
»Sonst niemand? Irgendwelche Freunde von Ihnen oder von Carl-Ivar?«
»Nein.«
Sie starrte auf die Tischplatte.
»Keiner aus der Familie Olsson?«
»Nein.«
»Die Ehefrau auch nicht?«
»Nein, wir haben uns seit ihrer Rückkehr aus Istanbul nicht gesehen. Aber vermutlich treffen wir uns bei der Beerdigung … dann müssen wir auch darüber sprechen, was aus dem Laden werden soll.«
Claesson nickte aufmunternd.
»Ich würde den Laden gerne weiterführen, aber das geht nicht so einfach. Um das zu tun braucht man schließlich Kapital, um das Warenlager zu übernehmen …«, sagte sie und biss sich dann auf die Unterlippe, als hätte sie sich verplappert.
Claesson kommentierte das nicht.
»Ich wiederhole meine Frage: War sonst niemand hier? Denken Sie nach!«, sagte er. Er saß mit übergeschlagenen Beinen bequem auf dem Sessel.
Claesson ließ sie nicht aus den Augen. Er war sich bewusst, dass er eine gewisse Ruhe ausstrahlte, vielleicht sogar eine verräterische Ruhe. Er wusste aber auch, dass seine Gelassenheit manche Menschen verunsicherte. Oder sie derart in Sicherheit wiegte, dass sie mehr sagten, als sie beabsichtigt hatten.
»Nein«, sagte sie schließlich und schüttelte den Kopf. »Sonst niemand.«
Das ist nicht wahr, dachte er. Der Hals, der seine normale Farbe zurückgewonnen hatte, lief wieder hochrot an.
Aber wen deckte sie?
Claesson und Özen diskutierten, während sie bei schneidendem Wind den Lilla Torget überquerten.
War es jetzt angezeigt, nach Stockholm zu fahren und sich mit Öberg herumzuschlagen, oder sollten sie lieber den Versuch unternehmen, die Person zu finden, die Claessons Teppich geklaut hatte, um ihn dann neben einem Schwerverletzten wegzuwerfen, der sich nur zehn Meter von seiner Wohnung entfernt auf dem Pflaster gewunden hatte.
Diese Geschichte wurde ihnen zum Vormittagskaffee serviert. Conny Larsson machte eine schuldbewusste Miene. Die neue Kollegin Jessika Granlund besaß jedenfalls so viel Loyalität, dass sie ihren Kollegen nicht durch den Kakao zog. Man wurde eben mit den Jahren etwas bequem, und das war auch bei Larsson der Fall.
Sie einigten sich darauf, in Oskarshamn weiterzurecherchieren. Sie waren einfach etwas erschöpft und spürten die Folgen der Reise in den Knochen. Özen wollte sich in den Häusern am Lilla Torget umhören, während Claesson auf seine eigene Art und Weise ermitteln wollte.
Sie trennten sich auf der Östra Torggatan. Özen lenkte seine Schritte Richtung Kråkerumsbacken, um sich dort die Anwohner vorzunehmen. Claesson blieb einen Augenblick stehen und blickte zu den Wohnungen hinauf, die über den Läden lagen. Auf der einen Seite ging es weiter in die Fußgängerzone Flanaden, auf der anderen führte die gepflasterte Besvärsgatan mit dem Café Shalom am oberen Ende zum Hafen hinunter.
Er schlug diese Richtung ein.
Shalom war eine christliche Sekte, über die er kaum etwas wusste. Er wusste, dass sie ein Segelboot besaßen, mit dem sie die Ostküste entlangsegelten und auf dem sie predigten und Bibelstudien oder Ähnliches betrieben. Nicht allzu weit von seinem eigenen Haus entfernt lag das Tagungsheim der Sekte.
Hinter dem Shalom standen ein paar idyllische Holzhäuser. Gegenüber dem Café hatte es auf einem Eckgrundstück einen Parkplatz gegeben. Jetzt lag dort ein recht protziges Einfamilienhaus. Das Eckgrundstück zeigte mit der sogenannten guten Seite auf die Östra Torggatan.
Die beiden schwarzgrauen Müllbehälter des Hauses standen jedoch an der Besvärsgatan dem Café gegenüber. Claesson ging auf sie zu. Er hob die Deckel hoch. Es waren die gleichen Müllcontainer, die auch bei ihm zu Hause standen. Nichts Besonderes.
Hier war also der Teppich von Andreas Gustavsson gefunden worden. Er hatte neben dem bewusstlosen Radiologen auf den Pflastersteinen gelegen. Der Arzt lebte – wie er erfahren hatte – zwar, lag aber immer noch auf der Intensivstation. Gustavsson hatte beteuert, dass weder er noch die Frau, seine Assistentin Nilla Söder, den Verletzten berührt hatten.
Claesson wusste natürlich sehr gut, wer Andreas Gustavsson war, ein stadtbekannter Junkie, der ganz unten angekommen war. Viele hatten im Laufe der Jahre den Versuch unternommen, ihn zu retten. Er war ein Mensch, der trotz seiner elenden Lebensumstände Beschützerinstinkte weckte. Vielleicht weil der Bursche eine
Weitere Kostenlose Bücher