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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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behutsame, zurückhaltende Art hatte, vor allen Dingen dann, wenn er halbwegs clean war. Ihm fehlte ein Finger. Man erzählte sich, Gustavssons bösartiger Vater habe ihm den Finger mit einer Kneifzange abgeknipst, als er klein war. Es schauderte ihn, als er an diesen Akt der Grausamkeit dachte. Besonders, da er jetzt eigene Kinder hatte. Einen von Klaras kleinen Fingern abzuknipsen! Vollkommen undenkbar!
    Andreas Gustavsson hatte keinen Schutzengel gehabt. Inzwischen wirkte er ziemlich heruntergekommen, und kaum jemand nahm ihn ernst. Die Straftaten, die er beging, waren weder gefährlich noch brutal. Jedenfalls schätzten Claesson und seine Kollegen das so ein. Er war schlicht und ergreifend ein kleiner Ganove.
    Claesson war eigentlich nur eine Straße vom Präsidium entfernt. Er betrachtete die Tür des Cafés. Es war eher Zeit zum Mittagessen als zum Kaffeetrinken. Schließlich ging er auf die Tür zu und trat ein.
    Eine kräftige Frau Anfang fünfzig stand mit geblümter Schürze hinter dem Tresen und legte frisch gebackene Zimtschnecken von einem Blech auf eine Glasplatte mit Fuß. Eine ähnliche hatte seine Mutter auch immer verwendet, wenn sie zum Kaffeekränzchen mit den Rosentassen lud.
    Ganz gegen seine Absicht, er konnte einfach nicht widerstehen, saß er plötzlich an einem runden Tisch mit karierter Tischdecke vor einer lauwarmen Zimtschnecke und einer Tasse Kaffee. Normaler schwedischer Kaffee, kein türkischer Mokka, Latte, Espresso oder Cappuccino. Schwedischer Filterkaffee war das Beste, was es gab.
    Sie waren allein. Die Frau mit der Schürze werkelte weiterhin mit ihren Backwaren, bis er sich vorstellte. Da legte sie die Kuchenzange beiseite, richtete sich auf und entspannte sich nach einem Weilchen wieder. Er begann über das Wetter zu sprechen, denn draußen hatte es zu hageln begonnen.
    »Im Mai ist das eher ungewöhnlich«, meinte sie kopfschüttelnd. »Hoffentlich wird es wieder besser! Wenn doch dieser Sommer wieder so schön würde wie der letzte! Das hätten wir verdient!« Sie lächelte.
    Er schnippte sich ein Perlzuckerkügelchen vom Hosenbein.
    »Ich suche einen Mann«, meinte Claesson, und sie sah ihn neugierig an. »Er ist nicht gefährlich«, beruhigte er sie, »und Sie können mir vielleicht helfen.«
    Er beschrieb den Mann aus dem Teppichgeschäft. Mittelgroß, o-beinig. Das waren die auffälligsten Merkmale, auf die sich Annelie Daun hatte besinnen können. Das war nicht viel.
    »Vielleicht haben Sie ihn auf der Straße gesehen. Er stammt vermutlich nicht aus Oskarshamn und spricht einen Östergötland-Dialekt, vielleicht ist er aus Norrköping, Linköping oder Mjölby. Vielleicht hat er bei Ihnen einen Kaffee getrunken? Eventuell hatte er einen aufgerollten Teppich unter dem Arm.«
    »Einen aufgerollten Teppich?«
    »Ja.«
    »Groß oder klein?«
    »Eher klein.«
    Er machte eine entsprechende Geste.
    »Ich denke darüber nach«, meinte sie.
    »Es fragt sich, wo er wohnen könnte«, meinte Claesson beiläufig und holte sich am Tresen noch eine weitere Tasse Kaffee.
    »Ich kenne vermutlich die meisten hier im Viertel, auch die, die nur hier vorbeigehen«, meinte sie und strich sich mit den Händen über die Schürze, als wollte sie sie glätten, obwohl sie straff über ihrem beachtlichen Bauch anlag.
    Er nickte und trank einen Schluck Kaffee.
    »Ich habe hier niemanden mit einem aufgerollten Teppich vorbeigehen sehen, daran würde ich mich erinnern. Er könnte natürlich auch im Hotel wohnen«, überlegte sie dann. »Das würde die Sache erschweren.«
    Er merkte, dass er sie zum Nachdenken angeregt hatte. Sie wollte ihm gerne behilflich sein.
    »Am Stora Torget liegt das Hotel Post, aber die Gäste gehen nicht die Besvärsgatan entlang, sondern nehmen die Östra Torggatan«, sagte sie
    Claesson nickte.
    »Aber die Leute, die im Sjöfartshotellet am Hafen wohnen, wählen manchmal den Weg über die Treppen und durch Besväret, jedenfalls die, die nicht mit dem Auto unterwegs sind.«
    Er nickte, lehnte dankend eine weitere Tasse Kaffee ab und verließ sie, nachdem er ihr seine Telefonnummer aufgeschrieben hatte, falls ihr noch etwas einfallen würde.
    Der Wind zerrte an seiner Jacke, aber es hatte aufgehört zu hageln. Die harten weißen Körner lagen auf dem Pflaster. Sie würden rasch schmelzen.
    Er ging bergab zur Skeppsbron, dann gegen den Wind zum Sjöfartshotellet hinauf, das einen schönen Blick über den ganzen Hafen bot.
    Er trat in die Wärme, nannte seinen Namen und fragte,

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