Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Grahn war mit zwei weiteren Technikern nach Bråbo rausgefahren. Sie hatten sich das Haus der Vermissten genauestens angesehen.
»Wir waren jetzt schon zwei Mal innerhalb einer Woche zur Spurensuche in dieser Gegend. Lex duplicata oder wie immer das heißt. Also dass Dinge immer zweimal hintereinander eintreffen … Jedenfalls stimmt da irgendetwas nicht«, meinte Grahn. »In Teilen des Hauses stinkt es nach Schmierseife. Eine der Abstellkammern ist besonders verdächtig … aber auch die Diele und die Küche. Sauber geschrubbt. Der Mann meinte, seine Frau, also die Vermisste, hätte in den Tagen vor ihrem Verschwinden ein Großreinemachen veranstaltet. So etwas wie einen Frühjahrsputz. Ich dachte immer, das ist bei den jüngeren Leuten aus der Mode gekommen. Für sein Auto hatten wir noch nicht die Zeit.«
Louise Jasinski nickte Roger Lindström zu, der von allen nur Rogge genannt wurde. Er war Hundeführer und ergriff jetzt das Wort.
»Wir haben die Umgebung in einem Radius von zwei Kilometern abgesucht.«
Dann sagte er nichts mehr. Rogge war kein Mann vieler Worte, das wussten alle.
»Und?«, sagte Jasinski.
»Nein. Wir haben sie nicht gefunden. Sie scheint sich in Luft aufgelöst zu haben, oder er hat sie ganz tief vergraben.«
Mehr würden sie von ihm nicht erfahren. Claesson mochte Rogge. Geradlinig und zuverlässig. Einfach ein guter Mann.
»Wir müssen noch eine ganze Reihe von Personen vernehmen«, stellte Martin Lerde fest. »Nachbarn hören und sehen normalerweise immer einiges. Dieses Mal scheint ihnen aber nichts aufgefallen zu sein. Wir bleiben trotzdem dran.«
»Dieser Arbeitskollege, bei dem sie war …?«, fragte Claesson.
»Er hat ein Alibi, das ihm seine Ehefrau, die übrigens in einem Teppichgeschäft arbeitet, für den Vormittag gibt. Vermutlich hatte der Verrückte es auf sie abgesehen. Sie könne sich keinen Reim darauf machen, sagt sie. Also auf die Sache mit dem Teppich. Allerdings war ihr sofort klar, dass ihr Mann eine sogenannte ›Freundin‹ zu Besuch gehabt hatte … so viel hat sie immerhin mitbekommen. Sie wirkte ziemlich clever. Annelie Daun heißt sie. Wir haben sie übrigens mit Alarm ausgerüstet. Wir halten sie allerdings nicht für derart gefährdet, dass sie Personenschutz braucht oder in einer sicheren Wohnung untergebracht werden muss.«
Claesson und Özen sahen sich an.
»Andauernd diese Teppiche, könnte da nicht ein Zusammenhang bestehen?«, meinte Louise Jasinski und zog die Brauen hoch.
»Weiß nicht, aber ich hätte gerne, so schnell es geht, sämtliche Berichte auf meinem Tisch«, sagte Claesson, der das Gefühl hatte, die linke Hand wusste mal wieder nicht, was die rechte tat.
Berg, Lerde und Grahn nickten.
»Geben sich Annelie Daun und ihr Mann für den Zeitpunkt von Tina Rosenkvists Verschwinden ein Alibi?«, fragte Claesson.
»Ja«, meinte Peter Berg. »Aber wir werden sehen … Wir sind mit ihnen noch nicht durch.«
»Jetzt wollen wir alles über Istanbul hören!«, unterbrach sie Louise Jasinski.
Irgendwie hatten Claesson und Özen keine Lust dazu. Sie wollten arbeiten, nicht reden. Aber Claesson berichtete dann doch pflichtschuldig über ihre Erkenntnisse.
»Wie arbeiten die da?«, wollte Conny Larsson wissen.
»Im Großen und Ganzen wie wir«, meinte Claesson. »Recht interessant, dass einem in einem fremden Revier fern von zu Hause so vieles vertraut vorkommen kann. Wir haben hier jedenfalls noch allerhand zu tun. Mal sehen, ob das was hergibt. Wir brauchen heute vermutlich einen Wagen. Können wir einen zivilen aus dem Pool haben?«
Jasinski nickte.
»Wo wollt ihr hin?«
»Vielleicht nach Stockholm. Mal sehen.«
51
Claesson und Özen verbrachten die Vormittagspause mit den anderen in der Kantine. Özen trank Tee.
Dann gingen sie in Claessons Büro. Er schloss das Fenster, das einen Spalt offen gestanden hatte.
»Wie gehen wir jetzt am geschicktesten vor?«, sagte Claesson. »Sollen wir auf Gedeih und Verderb nach Stockholm fahren und diesen Öberg unter Druck setzen oder …«
»Tja«, meinte Özen unschlüssig. »Und die Frau aus dem Teppichgeschäft?«
»Gut! Dann fangen wir mit ihr an.«
Claesson schaute auf die Uhr. Fast halb elf.
»Wenn wir Glück haben, hat sie um zehn Uhr aufgemacht.«
Auf der Slottsgatan merkte er, dass seine Jacke zu dünn für das Wetter war. Als sie den Lilla Torget überquerten, sah er ein paar junge Frauen, vermutlich Gymnasiastinnen, die ihnen bibbernd entgegenkamen. Sie trugen knallenge Hosen,
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