Lupus - Ankunft der Woelfe
stöhnte.
Cube lief vor und riss die gegenüberliegende Tür auf. Er blickte in ein aufgeräumtes Schlafzimmer, in einen leeren Kleiderschrank, unter ein staubfreies Bett und hinter die Vorhänge. Nichts. In Bad und Küche dasselbe. Im Flur begegnete er wieder Frantz, der das Wohnzimmer abgesucht hatte. »Verdammt, hier ist sie nirgends. Auch das Frettchen nicht.«
»Aber der Geruch von dem Tier ist doch in der Wohnung.« Frantz schaute sich ratlos um. »Vielleicht im Keller?«
Cube nickte. »Dann wieder runter.«
Sie klingelten erneut beim Hausmeister. Er öffnete die Tür und schaute sie mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck an. »Na, noch was vergessen?«
»Welcher Keller gehört zu der Wohnung von Brian Eden?«
»Den muss ich Ihnen zeigen. Den finden Sie sonst nicht.« Der Mann zog nun doch seine Jacke vom Haken und schlurfte in Pantoffeln vor ihnen in den Keller.
Es war gleich die erste Tür.
»Danke«, sagte Frantz im reservierten Tonfall. »Ab hier kommen wir wieder alleine klar.« Mit energischem Druck schob er den Hausmeister zurück ins Treppenhaus. Der entfernte sich murrend und schließlich lauter schimpfend. Das Schlurfen seiner Pantoffeln verlor sich auf den oberen Treppenstufen, während Cube die zweifach gesicherte Kellertür aufschloss. Er stieß die Tür auf und riss dabei ein altes Kanu um. Krachend fiel es zu Boden. Dann war es still. Zu still. Totenstill.
In dem muffig-feuchten Raum lagen etliche Kartons, diverse Angeln, drei Nagetierkäfige, ein Paar grüne Gummistiefel und verstaubte Kisten mit Büchern. Medizinische Fachbücher, wie Cube auf den ersten Blick erkannte. Elender Mist! Brian Eden war der gesuchte Medizinstudent, den er nicht erreicht hatte. Auf der Liste waren noch hundertachtzig weitere Leute, die er nicht befragt hatte. Woher hätte er wissen sollen, dass der wichtigste Mann zuoberst steht? Und wo hatte der Mistkerl Eva versteckt?
Einen Moment lehnte Cube sich erschöpft und enttäuscht gegen ein Regal mit staubigen Weinflaschen und Erbsendosen. »Hoffentlich finden wir Eva noch rechtzeitig. Wir sind jetzt gezwungen, alles noch einmal gründlich abzusuchen. Möglicherweise finden wir dabei einen Hinweis auf ein weiteres Versteck. Ruf du bitte Schiller an! Die Kollegen sollen jetzt auch bei Bekannten und Verwandten von Brian Eden suchen. Und auch in der BEA-Klinik müssen wir sämtliche Räume und Keller durchforsten. Vielleicht hat Eden sie dort irgendwo eingesperrt.«
Ratlos sah Frantz sich um, strich über eine staubige Angelrute. »Hm, Angeln. Aber das verdammte Bootshaus oder Sommerhaus haben wir doch schon gefunden. Da war sie nicht.«
Cube trat mit dem Fuß gegen das liegende Boot, sodass es schepperte. »Wir finden dich, Eva.«
»Wenn die Kollegen aus der EDV den Computer knacken, dann finden wir sie über GPS. Das war doch eine Standleitung zu ihrem Versteck.«
»Suchen wir trotzdem in der Wohnung weiter nach Hinweisen. Hier unten ist nur Gerümpel«, sagte Cube und schluckte schwer. Seine Sorge um Eva wuchs von Minute zu Minute ins Unerträgliche.
60
Soko, Sonntag
V on Eva fehlte auch am nächsten Tag noch jede Spur. Im Großraumbüro herrschte der übliche Trubel. Cube zwang sich zur Konzentration. Im Geiste ging er wieder und wieder die Gespräche und die Ermittlungsergebnisse durch, während er die beschlagnahmten Forschungsunterlagen aus Beckers Büro sichtete. Dateien mit Zahlen und Tabellen, Protokolle über Medikamentengaben, Fragebögen, Gutachten. Das brachte ihm Eva nicht näher. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf den Tisch. Am liebsten hätte er jetzt Becker in die Mangel genommen. Wütend schob er die Datensticks aus Beckers Safe auf dem Schreibtisch hin und her. Er hatte sich bereits einige der Videoaufnahmen angeschaut. Der Professor hatte sämtliche Probanden während ihrer Anwesenheit in den Versuchsräumen über zwei Kameras gefilmt.
Wenig zuversichtlich legte er schließlich einen weiteren Stick in den Computer und sah sich die Aufnahme an: Drei Studenten saßen an Tischen und tippten irgendetwas. Zwischendurch kam Becker herein und gab Arbeitsanweisungen. Die Probanden nahmen unter seiner Aufsicht die Tabletten ein. Cube drehte den Film schneller. Der Professor flitzte hin und her, und die Studenten zappelten etwas mehr auf den Stühlen. Mehr passierte nicht. Dann Händeschütteln, und sie gingen.
Jeder Tag lief ähnlich ab. Die Aufnahmen dokumentierten lückenlos, dass die Probanden anwesend waren und ihre Medikamente
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