Lupus - Ankunft der Woelfe
Schulter. »Wir finden sie. Versprochen!«
Mit äußerster Kraftanstrengung gelang es Cube, zu antworten. »Hätten die Männer vom SEK nicht geschossen, dann könnten wir jetzt wenigstens Eden befragen.«
»Du weißt doch, der Kollege musste die Dienstanweisungen befolgen. Er hatte keine andere Wahl. Du hättest tot sein können. Es war verdammt knapp. Der Täter hatte die Waffe auf deinen Kopf gerichtet. Du kennst doch die neue Dienstanweisung aus dem letzten Winter. Wer eine Waffe auf einen Polizisten richtet, ist sofort zu erschießen, wenn freie Schussbahn besteht.«
»Jeder weiß, was für ein Unsinn das ist.« Cube hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Seine Schläfen hämmerten. »Es herrschte Krieg auf den Straßen. Wir hatten Millionen Tote durch die Pandemie, und überall fanden Plünderungen statt.«
»Ja, aber der Kollege musste sich entscheiden, und ihm fehlte die Routine.«
»Der Innenminister wird ihn sicher zu seinem vorbildlichen Pflichtbewusstsein beglückwünschen. Und dafür stirbt jetzt eine Ärztin, wenn wir sie nicht rechtzeitig finden.«
Frantz zuckte mit den Schultern. »Ich kümmere mich um den Wagen der toten Urologin und schicke den in die Spurensicherung.«
»Lass auch gleich prüfen, ob Brian Eden ein Auto besaß. Möglicherweise hat er die Urologin damit weggeschafft.«
»Ich kümmere mich auch darum.«
»Frantz?«
»Ja?«
»Danke.«
»Ist doch selbstverständlich.«
»Einen Moment noch.« Cube bemühte sich trotz der pochenden Schläfen, zu lächeln. »Was ist eigentlich aus deinem Nachwuchs geworden?«
»Du interessierst dich für die Welpen?«
»Ja, ist noch einer zu haben?«
Überrascht zog Frantz eine Augenbraue hoch. »Noch alle fünf. Du hast die freie Auswahl. Zwei Jungs und drei Mädels. Full House sozusagen.«
»Kann ich die Tage mal bei euch vorbeikommen und sie mir ansehen?«
»Du willst also wirklich einen neuen Hund?«
»Ja, ich habe mich entschieden. Und jetzt geh ich noch einmal die Kisten mit den Rechnungen und Papieren von Eden durch. Vielleicht haben wir einen Hinweis übersehen, wo Eva stecken könnte.«
»Ich helfe dir, sobald das mit den Fahrzeugen erledigt ist.«
61
Montagmorgen
C ube erwachte und hatte einen Moment Probleme, sich zu orientieren. Dann fiel ihm alles wieder ein und er fasste sich stöhnend an den Kopf. Er musste sich beeilen und Eva suchen, sonst wäre sie verloren. Er schaute auf die Armbanduhr. Himmel, nein, schon halb acht. Dann hatte er tatsächlich fünf Stunden am Stück geschlafen. Warum fühlte es sich nur nicht so an? Arme und Beine waren noch immer bleischwer. Der Schädel pochte, und in seinem Magen machten sich Leere und Schuldgefühle breit, weil er geschlafen hatte, anstatt weiter nach Eva zu suchen. Nein, Schlaf war eigentlich zu viel gesagt. Er war in einen komatösen Erschöpfungszustand gefallen. Noch dazu in voller Kleidung. Nicht einmal das Waffenholster hatte er vorher abgelegt. Sein Rücken schmerzte. Mühsam stemmte er sich vom Bett hoch und stolperte über seine Schuhe. Die hatte er also letzte Nacht doch ausgezogen.
Im Badezimmer ließ er kaltes Wasser über Gesicht und Kopf laufen. Dann blickte er in den Spiegel und betrachtete sein müdes Gesicht. Tiefe Schatten lagen unter den Augen. Dreitagebart.
Seit Samstag hatten sie jeden Winkel abgesucht und jeden Hinweis verfolgt, um das Versteck von Eva zu finden. Doch sie war und blieb verschwunden. Bis letzte Nacht hatte die Suche angedauert. Dann war Schiller plötzlich aufgetaucht, hatte in die Runde der übermüdeten Männer und Frauen geschaut und mit leiser Stimme einen für ihn ungewöhnlich langen Vortrag gehalten. »Leute, wir haben alle unser Bestes gegeben und gute Arbeit geleistet. Darauf können wir stolz sein. Wir haben die Bestie, und das macht die Straßen von Berlin wieder etwas sicherer. Doch für heute Nacht ist Schluss mit der SEK-Einheit Bestie von Berlin , und das meine ich ernst. Ich übernehme jetzt hier die Nachtschicht. Alle, die den dritten Tag in Folge im Einsatz sind, gehen nach Hause und hauen sich ein paar Stunden aufs Ohr! Cube, Sie auch! Das ist eine dienstliche Anordnung. Ich verordne Ihnen Schlaf! Morgen können Sie weitersuchen.«
Cube hatte heftig protestiert und schließlich ergeben genickt. Er war nach Hause gefahren und hundemüde aufs Bett gefallen. Dort hatte er versucht, die Einzelheiten im Kopf zu sortieren und doch noch das Versteck von Eva zu finden. Aber dann hatte ihn der Schlaf
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