Lupus - Ankunft der Woelfe
Belastungstests hinter sich, bis an seine Grenzen. Manchmal sind junge Leute damit überfordert, vor allem, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.«
»Ungerecht nennen Sie das? Etwas stimmt nicht mit den Urinproben. Er hat deutlich höhere Werte, als er haben dürfte. Ich werde deshalb alle Probanden prüfen. Konnte hier jemand Medikamente stehlen?«
»Ich bitte Sie, warum nehmen Sie gleich das Übelste an? Vielleicht ist tatsächlich ein Fehler passiert. Ich kümmere mich darum.«
»Nein! Er hat mich angegriffen. Der ist ja gefährlich. Das kann ich nicht auf sich beruhen lassen. Und das mit den Urinproben werde ich sowieso überprüfen.«
»Tun Sie das. Äh, eine Frage, was ist das eigentlich für ein Test, den Sie da gerade gemacht haben? Sie wissen doch, dass eine Überdosierung nicht im Urin nachweisbar ist, und Sie vor allem prüfen sollen, ob die Probanden ihr Medikament genommen und ob sie unerlaubt Alkohol oder Drogen zu sich genommen haben.«
»Belehren Sie mich nicht, Herr Kollege. Ich habe mir erlaubt, einen neuen Test anzuwenden, den wir seit Kurzem sehr erfolgreich in der Alzheimer-Forschungsgruppe anwenden. Der neue Test ermöglicht mir im Schnellverfahren, erhöhte Kristalle im Urin nachzuweisen, die normalerweise innerhalb weniger Minuten zerfallen …«
»Frau Kollegin, ich habe Sie schon verstanden. Doch das nächste Mal möchte ich vorher informiert werden, wenn Sie neue Kontrollverfahren einsetzen. Da entstehen uns schließlich zusätzliche Kosten.« Der Professor ging in Richtung Tür, verlangsamte den Schritt und blieb plötzlich stehen. »Noch eins, Frau Kollegin. Wo steht eigentlich geschrieben, dass leistungssteigernde Medikamente, in welcher Form auch immer, vor Prüfungen verboten sind? Ein Prüfling kann sogar alkoholisiert Prüfungen ablegen. Entscheidend ist meines Wissens nur die Frage, ob er alles richtig beantwortet.« Becker öffnete die Tür.
Per Fingertipp hielt Cube den Film an. Waren an diesem Abend alle Urinproben in der Urologie der Charité angekommen? War Brian Eden tatsächlich überdosiert gewesen? Waren noch mehrere Studenten davon betroffen?
Plötzlich bekam er keine Luft mehr und zerrte an seinem Kragen. Becker. Immer wieder Becker. Becker war die Schlüsselfigur. Zu allem. Wo war eigentlich der Wagen der Ärztin abgeblieben? Den sollten die Kollegen doch schon vor einer Woche suchen. Mit so ruhigen Bewegungen wie möglich ging Cube zur digitalen Ermittlungswand. Auf keinen Fall durften ihm jetzt die Kollegen seine Angespanntheit anmerken. Er suchte die Einträge ab. Nichts!
»Das ist ein offenes Ende des Falls, und ihr hängt euch nicht dahinter?«, brüllte er.
Frantz stand in der Tür. »Was ist los?«
»Der Wagen der toten Urologin. Ihr solltet den doch suchen.«
»Hubertus hat sich darum gekümmert und die Daten bestimmt mal wieder nicht in den Computer eingegeben. Du weißt doch, der und Technik. Ich schau gleich mal auf seinem Schreibtisch nach.«
Frantz ging zu dem Schreibtisch am Fenster und kam mit einem Zettel zurück. »Hier ist die Notiz. Der Wagen wurde im Auftrag von Professor Palmer von einem Abschleppdienst abgeholt. Er stand widerrechtlich mit eingeschlagener Scheibe und abgebauten Kennzeichen auf dem Besucherparkplatz der BEA-Klinik. Der Parkzettel war abgelaufen. Natürlich wusste Palmer nicht, wem das Auto gehört.«
»Wenn das Auto an der BEA-Klinik geparkt hat, dann könnte die Urologin auch in der BEA-Klinik ermordet worden sein. Denn dass der Fundort nicht der Tatort ist, das wissen wir ja bereits von der Spurensicherung. Die Leiche wurde nachträglich in den Tunnel geschleppt. Die Frage ist nur, hat Brian Eden das alleine getan, oder hatte er womöglich einen Helfer?«
»Denkst du an Becker? Den können wir nicht mehr befragen.« Frantz verzog das Gesicht merkwürdig und verschränkte seine Arme.
»Was ist los? Ist Becker doch noch an den Verletzungen gestorben?«
»Nein, viel schlimmer.«
»Ich höre.«
»Er ist verschwunden.«
»Wie bitte?«
»Der Rettungswagen hat ihn in der Klinik an die Nothelfer übergeben und musste sofort weiter zu einem zweiten Einsatz. Niemand will jedoch in der Klinik Becker entgegengenommen haben. Er ist verschwunden. Tod oder lebendig.«
Cube spürte, wie sich ein Ring mit eiserner Kralle um seinen Kopf legte und seine Schläfen heftig zu pochen begannen. Er taumelte und stützte sich auf die Fensterbank.
»Keine Sorge.« Frantz trat einen Schritt näher und legte eine Hand auf seine
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