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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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auf der Straße und wärmten sich die Hände an einer qualmenden Mülltonne.
    Plötzlich sehnte er sich nach seinem Zuhause am Rhein. Wie lange hatte er keine Zeit gehabt, seine Tante Tatjana zu besuchen? Und Gull? Er könnte mit Gull durch die Wälder streifen. Was hielt ihn nur magisch in Berlin fest? Verzweifelt biss er die Zähne zusammen, denn er wusste die Antwort nur allzu gut. Er fühlte sich verpflichtet, Gutes zu tun. Buenvenida hätte niemals verstanden, wenn er sich vor seiner Verantwortung und Arbeit gedrückt hätte. Und sie hätte recht gehabt, er konnte die Welt doch nicht den Verbrechern und Mördern überlassen.
    Mit einer Hand steuerte er seinen Range Rover in eine Parkbucht vor Kyras Haus. Morgen wäre es vielleicht zu spät. Mehr als einmal hatte er einen Selbstmörder in einer Badewanne gesehen. Nicht selten war Liebeskummer der Grund für den Freitod.
    Er stieg aus, läutete und wartete. Nichts passierte. Noch einmal drückte er den Klingelknopf. Endlich ging das Licht im Hausflur an. Die Sprechanlage knackste. »Ja?«
    »Ich bin es.«
    »Ist was passiert?«
    »Ich kam gerade auf dem Weg zum Joggen bei dir vorbei und wollte nur kurz nach dir schauen.«
    Sie nieste. »Das ist lieb von dir. Aber du hörst ja, wie verschnupft ich bin. Ich lege mich jetzt ins Bett.«
    »Sicher?«
    Mit einem Knacks sprang die Tür auf. Er lief die Treppe hinauf in den ersten Stock. Kyra stand im Bademantel in der Tür. Ihre Augen und ihre Nase waren gerötet.
    »Du hast dir echt Sorgen gemacht?«
    »Ja.«
    Sie drehte sich um und zog einen Schlüssel vom Haken.
    »Wo du gerade hier bist: Seit Sören mich verlassen hat, habe ich niemanden, der nach meiner Katze schaut, wenn mal was ist. Kannst du einen Zweitschlüssel nehmen?«
    »Jetzt mache ich mir doch Sorgen.«
    »Musst du nicht.«
    »Bist du sicher?«
    Sie nickte und nieste in ein Taschentuch. »Freitag geht es mir wieder besser. Du wirst sehen.«
    *
    Zwanzig Minuten später parkte er am Waldrand und stieg aus. Die frische, kalte Luft roch nach Schnee. Der Mond lugte hinter den Wolken hervor und schien ihn neugierig zu beobachten.
    »Ich weiß, was du mir sagen willst. Ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte«, flüsterte er in die Stille, schaltete seine Stirnlampe ein und trabte los. Mit leisem Knirschen bewegten sich die Gummisohlen seiner Laufschuhe über Kiesel, um dann abrupt vom weichen Waldboden gedämpft zu werden. Um ihn war nur noch die wohltuende Stille des Waldes. Das Rauschen der Nadel- und Laubbäume. Das gleichmäßige Keuchen seines Atems. Kein Autolärm. Keine Menschen.
    Er schlug wie selbstverständlich die Richtung zu Bellas Grab ein.
    Ein Knacksen im Wald ließ ihn innehalten. Er lauschte und atmete ein paar Mal kräftig ein und aus. Weißer Dampf stieg vor seinem Mund auf. Die Kälte fraß sich durch seine dünne Laufbekleidung. Fröstelnd schlug er die Arme um den Körper. Zu gerne hätte er mit jemandem über seine Probleme geredet. Seine Gedanken wanderten weiter zu Eva.
    Der Mond trat vollständig zwischen den Wolken hervor. Dir kann ich nichts vormachen, du bist Zeuge meiner Schande. Bitte verzeih mir, Bella. Ich hätte es nicht selbst tun dürfen. Nicht so!
    Tränen liefen über sein Gesicht. Er ließ es geschehen, rührte sich nicht und fühlte, wie die Kälte weiter in seine Knochen kroch und ihn zittern ließ. Hätte er doch bloß nicht in einem einzigen weinseligen Moment Schiller vor Jahren gebeichtet, dass es Bella und Gull waren, die ihm damals Mut gemacht hatten, nach Bonnys Tod weiterzuleben. Schiller ahnte jetzt als Einziger, was in ihm los war. Denn Bella war über all die Jahre sein einziger Halt gewesen. Bella, seine beste Freundin!
    Plötzlich drang ein animalischer Geruch in seine Nase. Er drehte den Kopf, schnupperte in die eisige Nachtluft. Wölfe? Erleichtert atmete er aus, von ihnen ging normalerweise keine Gefahr aus. Wölfe wurden im Welpenalter durch die jagenden Elterntiere auf deren Beutespektrum geprägt – der Mensch zählte nicht dazu. Deshalb jagten sie selbst bei großem Hunger keine Menschen. Ein Angriff käme nur bei Tollwut vor. Oder wenn jemand das Tier gezielt auf Menschenjagd abgerichtet hatte.
    Cube schnupperte erneut. Die scheuen Wölfe hatten sich verzogen. Jedoch brannte ein anderer Geruch in seiner Nase. Kein Wolf. Er roch altes Blut. Der Mensch ist der Jäger, der die Wölfe jagt , dachte er.
    Automatisch fasste er an seine Sig Sauer , die er unter der Sportweste trug. Ja, diesmal

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