Lupus - Ankunft der Woelfe
Das glaubt mir nicht einmal meine Großmutter, der liebe Gott habe sie selig. Und warum sind es eigentlich nur Hunde?
Eva japste nach Luft. Vielleicht fand sie in den Medical-News Hinweise auf neuere Forschungsvorhaben. Möglicherweise war ihr etwas entgangen? Steinmeier schlief jetzt sowieso noch.
Aufgewühlt öffnete sie den Nachrichtenticker und blickte wie paralysiert auf die oberste Message. Hustend stellte sie die Kaffeetasse ab.
Die Schlagzeile lautete: Eine neue Form von Atavismus?
Ein Arzt aus Colorado hatte die wolfsähnliche Fellbildung bei drei Kindern zwischen zehn und fünfzehn Jahren dokumentiert, die diese genetische Fehlbildung nicht von Geburt an hatten. Der Arzt vermutete ein Virus als Ursache …
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Soko, 7:00 Uhr
D urch das geöffnete Sprossenfenster drang der morgendliche Lärm der Rushhour herein. Hupen, Bremsen, dumpfe und quietschende Autoreifen, dann das Kreischen und Zischen eines Sattelzuges. Die Abgase schienen sich durch das Tiefdruckgebiet, das über Berlin lag, noch zu verstärken. Cube schloss die Fensterflügel und legte den Riegel um.
Auf Kyras Schreibtisch lag eine Mappe. Er öffnete sie, warf einen Blick hinein, beschriftete die Mappe neu und legte sie in den Postausgangskorb. Mit den Vermissten aus dem letzten Winter sollte sich jemand anderes in ein paar Tagen befassen. Das musste warten. Kyra war krankgeschrieben und das Kommissariat chronisch unterbesetzt. Da mussten sie Prioritäten setzen. Für die alten Fälle war jetzt keine Zeit. Angespannt blickte er aus dem Fenster. Alte Fälle? Ein Gedanke geisterte durch seinen Kopf. War vielleicht doch etwas Brauchbares darunter?
Rasende Kopfschmerzen erinnerten ihn daran, dass er die letzte Nacht kein Auge zugetan hatte. Um fünf Uhr war er joggen gegangen, um sich abzulenken.
Er rieb sich die schmerzende Stirn. Hoffentlich hatte er sich nicht bei Kyra angesteckt. In der Schublade seines Schreibtisches suchte er nach einer Schmerztablette. Endlich bekam er ein zerknautschtes Päckchen mit abgelaufenem Datum zwischen die Finger. Rathioaspar mit Vitamin C, von Parapharm. Egal, das könnte es jetzt auch nicht schlimmer machen, dachte er, riss das Päckchen auf und zerkaute die Tablette. Den bitteren Geschmack spülte er mit schwarzem Kaffee herunter. Die Schmerzen hämmerten weiter in seinem Schädel, als wollten sie einer Percussion-Band Konkurrenz machen: stomp, stomp, stomp.
Cube griff zum Telefonhörer: »Chef, ich habe Neuigkeiten. Können wir reden?«
Zwei Minuten später saß er Schiller gegenüber und erzählte ihm, was Eva herausgefunden hatte. »Der Täter war möglicherweise ein Genveränderter.«
Schiller blickte ihn skeptisch an. »Was erzählen Sie mir da? Das ist ja ungeheuerlich. Haben Sie mit Frieder geredet? Sie sehen erschöpft aus.«
»Ich habe Kopfschmerzen.«
Sein Chef zog die Augenbrauen zusammen und schwieg einen Moment. »Ist Ihnen bewusst, dass wir mit solchen unbestätigten Nachrichten eine Panik auslösen könnten. Vorerst darf nichts an die Presse gelangen. Das muss geheim bleiben. Und selbst wenn etwas an den Vermutungen dran ist, ändert das nichts daran, dass wir in erster Linie einen Serienmörder suchen. Egal, ob er eine veränderte Hand hat oder nicht. Haben Sie eine Idee, wie wir diese Bestie finden können?«
Cube nickte. Die Kopfschmerztablette begann endlich zu wirken. Das Hämmern und Bohren ließ nach. »Ich werde prüfen, ob es weitere Vermisste im medizinischen Umfeld gibt. Vielleicht ergibt sich dabei eine Spur oder ein Zusammenhang.«
»In Ordnung.«
»Was ist mit dem Innendienst?«
Schiller stöhnte. »Sie Nervensäge. Sie wissen genau, dass ich Sie jetzt dringend brauche. Sobald Sie Zeit haben, reden Sie mit Frieder! Und jetzt machen Sie schon Ihre Arbeit, ich kann Sie sowieso nicht aufhalten.«
Cube verließ grinsend das Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Er schob die Ärmel zurück und klickte sich durch die Vermisstenlisten. Nach wenigen Minuten wurde er fündig. Timo Zweiter. 25 Jahre alt. Seit ein paar Tagen war er verschwunden. Ein Medizinstudent. Nachdenklich kratzte er sich über das stoppelige Kinn. Gab es da einen versteckten Zusammenhang?
Er rief das Vermisstenfoto auf den Bildschirm und musterte den schlanken Mann mit den schwarzen Haaren. Eine altmodische Hornbrille erdrückte das blasse Gesicht. Timo Zweiter schaute unsicher in die Kamera. Schmales Kinn, Grübchen, schüchternes Lächeln.
Auf den ersten Blick sah er nicht gerade wie ein
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