Lupus - Ankunft der Woelfe
auch gleich die Neuropathologen aufsuchen und über die Zusammenarbeit mit der BEA-Klinik reden, beschloss er, während er den Rover durch die Pfützen kurvte. Den Weg zum Institut am Charitéplatz 1 kannte er natürlich im Schlaf.
Am Ziel parkte er und wählte sich über sein Smartphone ins Internet. Professor Omega blickte auf der Homepage der Neuropathologie lächelnd in die Kamera. In den Händen hielt er ein Gehirnmodell. Das war sein Mann. »Hoffentlich bist du heute im Institut«, murmelte Cube, griff nach seinem Mantel und verließ den Wagen.
Die Sekretärin nickte, als sie seinen Dienstausweis sah. »Sie haben Glück, Professor Omega ist im Computerraum. Sie können gleich durchgehen. Zweite Tür rechts.«
Er klopfte an die halb geöffnete Tür und steckte den Kopf in den Raum. Den Professor erkannte er sofort vom Foto. Ein Kahlkopf, der einen Ärztekittel trug. Omega sprach gerade mit einem Mann im roten Wollpullover. Sie blickten auf Grafiken und Bilder an einer digitalen Medienwand und reagierten nicht auf sein Klopfen.
»Soll ich jetzt neu clustern und schauen, ob die Unterschiede dann immer noch signifikant sind?«, fragte der Mann im roten Pullover und zeigte auf das Wirrwarr aus Kurvendiagrammen und Zahlen auf dem Bildschirm.
»Sie sind der Statistiker. Tun Sie das! Hauptsache, das Ergebnis ist wie erwartet.« Der Professor nickte dem Mann zu.
»Was kann ich für Sie tun?«, wandte sich Omega nun endlich Cube zu.
»Kripo Berlin. Ihre Sekretärin sagte, dass ich Sie hier finde und Sie eventuell Zeit für mich hätten.«
»Richtig.«
»Doktor Eva Palmer wird vermisst. Ich hätte da ein paar Fragen an Sie. Die Vermisste soll ja eine Zeit lang hier gearbeitet haben.«
»Richtig. Ich bedaure, dass sie nicht hier bleiben wollte. Ich hatte gehofft, sie für die Hirnforschung begeistern zu können. Ihr Vater hätte sich sehr gefreut.«
»Hatte ihr Vater damit zu tun, dass sie hier gearbeitet hat?«
»So direkt kann man das nicht sagen. Aber richtig ist, wir kannten uns. Ihr Vater hegte natürlich die Hoffnung, seine Tochter auf eine berufliche Zukunft in der BEA-Klinik einzustimmen.«
Omega öffnete die Tür zu einem weiteren Raum. »Wenn Sie mir bitte folgen würden!«
In der Mitte des Raumes stand ein langer Konferenztisch. In die Platte waren Flachbildschirme eingelassen. Die meisten waren ausgeschaltet und durchbrachen die grüne Glastischplatte wie viereckige schwarze Löcher. Auf einem Bildschirm drehte sich ein Schädel mit grünem Gitterraster. Der Schädel zerfiel in Scheiben, wurde wieder zusammengebaut und drehte sich erneut. Eine Endlosschleife.
Der Professor wies mit der Hand auf einen der metallic-grünen Schwingsessel. »Bitte. Setzen Sie sich doch! Wo waren wir stehen geblieben?«
»Bei Frau Doktor Palmer. Ob sie eine berufliche Zukunft in der BEA-Klinik anstrebte.«
»Ich glaube, das fragen Sie Frau Doktor besser persönlich.«
»Sie wird vermisst.«
»Richtig. Sie sagten das eben. Ich hoffe doch, sie taucht wieder auf. Doktor Palmer hat sich nicht mit mir über ihre Zukunft unterhalten. Ich nehme wohl an, dass sie die BEA-Klinik ihres Vaters übernehmen will. Wer bekommt heutzutage schon so eine Chance?«
»Nun, ich hoffe doch alle intelligenten und hochbegabten Nachwuchsmediziner.«
Der Professor zog die Augenbrauen zusammen. »Guter Scherz.«
»Die Neuropathologie der Charité arbeitet mit der privaten BEA-Klinik zusammen. Was genau hat denn die BEA-Klinik für Ihre Abteilung gemacht?«
»Was meinen Sie?«
»Die Enhancement-Forschung.«
»Ach das. Ja, es gibt ein vielversprechendes neues Alzheimer-Medikament, das bei veränderten Hirnstrukturen sehr gut anschlägt. Wir wollten wissen, welche Wirkung es auf normale, gesunde Probanden hat. Das ist natürlich ein weites Themenfeld, bei dem es Überschneidungen mit der Enhancement-Klinik gibt. Die Kollegen sollten eine Kombi-Wirkung mit einem ihrer Medikamente testen, und vor allem die richtige Dosierung.«
»War Professor Becker dafür zuständig?«
»Ja, für die Durchführung. Die Kooperation und die Absprachen fanden jedoch überwiegend mit Professor Palmer statt.«
Cube hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. »Ich dachte, Professor Palmer ist für die Beauty-Klinik zuständig.«
»Richtig. Aber er ist ja der Eigentümer der Privatklinik.« Omega räusperte sich. »In erster und letzter Instanz entscheidet immer Professor Palmer. Professor Becker ist zwar Leiter im Enhancement-Bereich, aber er hat sich
Weitere Kostenlose Bücher