Lupus - Ankunft der Woelfe
ausgerechnet heute so ein Schmuddelwetter sein? Dann doch lieber klirrende, trockene Kälte.
Die Flocken wurden größer und größer. Er fuhr auf den Parkplatz der BEA-Klinik. Der Scheibenwischer stoppte, ein dicker Schneekristall landete auf der Frontscheibe. Cube blickte auf den schmelzenden Stern. Laufen hier in der BEA-Klinik die Fäden zusammen? Wo ist Eva?
Er schloss die Augen und sah eine Kugel über einen Roulettetisch kreisen. »Gott würfelt nicht, er versteckt die Würfel sogar«, hatte der Student gesagt.
Was sehe ich nicht?
Zehn Minuten später saß er erneut in Professor Palmers großräumigem Büro.
»Ihre Tochter stand den Arbeitsmethoden von Professor Becker kritisch gegenüber …«
Palmer knetete seine Finger. »Daraus wollen Sie doch wohl kein Tatmotiv ableiten? Becker hat sie nicht entführt. Im Übrigen befindet sich der Professor in London. Vergeuden Sie hier bitte nicht meine kostbare Zeit.«
»Warum wollte Ihre Tochter nicht in Ihrer Klinik arbeiten? Was ist der wahre Grund?«
»Das hat doch nichts mit ihrem Verschwinden zu tun.« Der Professor schüttelte heftig den Kopf, sprang schließlich von seinem Ledersessel auf, verschränkte die Arme auf dem Rücken und ging hektisch hin und her. Plötzlich stoppte er und schaute demonstrativ auf die Uhr. »Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Ich habe Ihnen bereits alles gesagt. Über die Ergebnisse im Enhancement-Projekt werde ich Ihnen nichts sagen, solange Sie mir nicht beweisen, dass es im Zusammenhang mit Evas Entführung steht. Und nun machen Sie gefälligst Ihre Arbeit!«
Cube machte zwei Schritte vorwärts und stellte sich dicht vor den Professor. Er überragte ihn um Haupteslänge, obwohl der Mann nicht gerade klein war. »Herr Professor, mein Kollege Frieder vermutet, Ihre Tochter könnte der Krankenhausbestie begegnet sein. Sie aber scheinen sich sehr sicher zu sein, dass Eva entführt wurde. Verschweigen Sie mir etwas? Haben Sie eine Lösegeldforderung?«
Palmer reckte sich auf die Zehen, um sich größer zu machen. »Seit wann sind Sie mit meiner Tochter per Du? Und nein, ich habe keine Lösegeldforderung. Bringen Sie mir mein Kind zurück, und verschwinden Sie endlich!« Erneut blickte er auf die Uhr.
Cube entschied sich für Rückzug. Palmer war nicht nur wütend geworden, er wirkte auch besorgt. Ganz offensichtlich stand er unter Zeitdruck.
Zum Schein lenkte er ein. »Herr Professor, bitte melden Sie sich, sobald Sie etwas Neues hören.«
»Ja, sicher«, brummte Palmer und öffnete die Tür.
Im Foyer ging Cube zur Empfangsdame. »Wann, hatten Sie gesagt, ist Professor Becker aus London zurück?«
»Am Nachmittag landet sein Flieger.«
»Kommt er dann noch einmal in die Klinik?«
Sie verdrehte die Augen. »Das sagte ich Ihnen doch bereits heute Morgen. Nein! Es ist schließlich Samstag.«
»Wann landet sein Flieger genau?«
»Einen Moment, ich sehe nach: 16 Uhr.«
»Geben Sie mir bitte seine Privatadresse! Es ist nur zu seiner Sicherheit. Und passen Sie gut auf sich auf! Laufen Sie nachts nicht alleine auf dem Gelände herum! Die Bestie hat es auf hübsche Frauen abgesehen. Hatten Sie übrigens in den letzten Tagen das Gefühl, verfolgt zu werden? Wurde hier eine der Damen angegriffen?«
Die Sekretärin lächelte. »Nein. Gott sei Dank nicht. Außerdem befinden sich die Angestelltenparkplätze in der Tiefgarage unter der Klinik, dort kommt niemand Unbefugtes rein. Trotzdem, danke, dass Sie sich Sorgen um mich machen.«
Sie schrieb die Adresse von Becker auf einen Zettel und klimperte mit den langen Wimpern. »Bitteschön.«
»Wo ist denn die Einfahrt? Ist die auch wirklich sicher?«
»Wenn Sie rechts herum hinter das Gebäude fahren, dann finden Sie die Einfahrt. Aber wie gesagt, dort kann niemand Unbefugtes rein. Da ist eine Schranke, und dann kommt noch ein Stahltor. Da passt höchstens eine Maus durch.«
»Und wo ist die Ausfahrt?«
»Auf der linken Seite des Gebäudes. Auch dort befindet sich ein Tor.«
»Ach ja, ich erinnere mich. Der rote Sportwagen vom Professor kam von dort …«
Die Sekretärin zog die Stirn kraus. »Ein roter Sportwagen? Niemand fährt hier so ein Auto. Professor Palmer hat einen weißen Wagen und Professor Becker einen dunkelblauen.«
»Entschuldigung, ich bin farbenblind. Manche Blautöne interpretiere ich als Rot.«
Cube verließ lächelnd das Gebäude und setzte sich in seinen Rover. Jetzt musste er nur noch auf den weißen Sportwagen warten. So hektisch, wie Palmer eben
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