Lupus - Ankunft der Woelfe
besseres Wissen an genveränderten Probanden Versuche fortgeführt und als Erfolg verbucht.«
»Rich… nein, so habe ich es nicht gesagt.«
»Sie haben mich schon verstanden. Noch eine Frage: Wenn Konzentration, Merkfähigkeit und Lernfähigkeit plötzlich unter Medikamenteneinfluss überragend besser sind als bei anderen Personen, welche Folgen hat das dann für den Charakter der Betroffenen? Sagen Sie mir nicht, dass Sie als Leiter der Neuropathologie nicht über derartige Nebenwirkungen nachdenken.«
»In welche Richtung denken Sie?«
»Wie wäre es mit Größenwahn? Spielsucht? Arroganz? Realitätsverlust? Rache? Alles mögliche?«
Der Professor nickte langsam. »Das ist alles nicht auszuschließen. Erfolg macht euphorisch.«
»Und?«
»Tja, das kann dann irgendwann mal kippen.«
53
BEA-Klinik, 15:00 Uhr
W ährend er sich durch den zäh fließenden Straßenverkehr quälte, drückte er den grün leuchtenden Knopf der Freisprechanlage und rief im Büro an. »Hallo Frantz. Habt ihr was Neues für mich?«
»Nein, keine Spur von der Rechtsmedizinerin. Wo steckst du?«
»Bin auf dem Weg zur BEA-Klinik. Timo Zweiter war tatsächlich im Urlaub. Wenigstens ein Vermisster, den ich von meiner Liste streichen kann. Hat Schiller was gesagt?«
»Ja, du sollst dich bei ihm melden. «
»Okay, stell mich gleich durch!«
Schiller war sofort in der Leitung.
»Cube, wo stecken Sie?«
»Eine Probandenliste abarbeiten.«
»Ich verstehe kein Wort.«
»Erkläre ich Ihnen später. Übrigens, Timo Zweiter ist wieder aufgetaucht. Er war in Las Vegas und hat sein Geld verspielt.«
»Hm, und die Rechtsmedizinerin? Gibt es da eine Spur?«
»Frau Palmer hatte Streit mit ihrem Vater und mit seinem Teilhaber über ein Projekt, eine Kooperation mit dem Institut für Neuropathologie an der Charité. Ich denke, das ist eine heiße Spur. Und die hat auch etwas mit der Probandenliste zu tun. Ich fahr jetzt noch einmal zur BEA-Klinik.«
»Cube.«
»Ja?«
Schiller räusperte sich. »Wenn Frau Palmer der Krankenhausbestie begegnet ist, dann ist sie vermutlich tot, wie die anderen Frauen auch. Machen Sie sich nicht allzu viele Hoffnungen.«
»Sie ist nicht tot. Sie wurde entführt. Ihr Handy lag im Gras, nicht ihre Leiche.« Cube bremste kräftig, um dem Vordermann nicht aufzufahren. Die Reifen quietschten.
»Cube, alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Wir haben die Urologin auch nicht sofort gefunden.«
»Wir haben sie ja nicht einmal gesucht.«
»Das Opfer lag in einem Tunnel. Der Täter könnte die Rechtsmedizinerin ebenso verschleppt haben.«
»Es gibt keine Schleifspuren. Kein frisches Blut.« Er blickte angestrengt auf die Bremslichter der vorausfahrenden Autos. Schlagartig war es dunkel geworden, und Schneeregen klatschte auf die Motorhaube. Seine Hand wanderte zu den Schalthebeln für Licht und Scheibenwischer.
»Die Rechtsmedizinerin passt perfekt ins Opferprofil.«
»Sagt Frieder das?«
»Er geht noch immer von einem Täter aus, der es auf weibliche Krankenschwestern und Ärztinnen abgesehen hat.«
»Er liegt falsch. Ich spreche jetzt noch einmal mit Frau Palmers Vater und melde mich, wenn es etwas Neues gibt. Kann ich sonst noch was tun?«
»Ja, fragen Sie mal nach, ob in den letzten Wochen Ärztinnen oder Schwestern der BEA-Klinik angegriffen wurden. Vielleicht hat ja dort jemand den Täter gesehen.«
»Mach ich, Chef.«
Er unterbrach die Verbindung und sortierte die Informationsschnipsel: Eva wollte nicht in der BEA-Klinik arbeiten, weil sie mit dem Geschäftspartner ihres Vaters nicht auskam. Zweiter war im Enhancement-Projekt des Professors. Becker manipulierte vielleicht Ergebnisse. Zumindest wusste er, welcher Proband in welcher Gruppe war, und hatte gezielt Genveränderte eingesetzt, um bessere Erfolge zu haben. Diesen Becker müsste er endlich mal zu Gesicht bekommen …
Eine grüne Ampel sprang auf Gelb und sofort auf Rot. Cube fluchte, bremste und trommelte nervös mit den Fingern aufs Lenkrad. Wenn Zweiter wirklich so intelligent war, warum war er dann so unvernünftig gewesen, sein Geld zu verspielen? Sucht? Jemand, der in der Lage war, zu berechnen, wie hoch seine Gewinnchancen waren, der musste doch eigentlich immun gegen Glücksspiele sein …
Die Ampel sprang endlich auf Grün. Vor ihm krochen die Fahrzeuge. Sie versanken in einer Wolke aus dicken Schneeflocken. Der Matsch auf der Straße ließ die Wagen schlingern. Er blickte auf die Anzeige im Cockpit, drei Grad. Heiliger Petrus, musste es
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