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Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Titel: Lust auf Lust: Intime Geständnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renske de Greef , Matthias Müller
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die aneinandergedrückt werden. Von kalten Händen, die sich gegenseitig wärmen. Weihnachten macht mir das alles grausam bewusst.
    Eigentlich fehlt mir schon sehr lange ein Freund. Es begann mit leeren Tagen, leeren Abenden. Dann wurde es echt ärgerlich, als mir bei solchen Dingen wie langweiligen Partys oder Familienfeiern der gute Begleiter fehlte. Und danach wollte ich einfach wieder jemanden, mit dem man morgens nackt im Bett Pizza essen konnte, für die normalen Dinge eben. Und jetzt über die Festtage ist es noch schlimmer. Denn ich würde am liebsten auch einfach meine Weihnachtssocke neben seine hängen, eine Rentiertorte backen und mir zusammen mit ihm ein Video mit einem prasselnden Kaminfeuer ansehen.
    Und dafür hasse ich mich. Denn einerseits ist das ›Ich-brauche-einen-Freund-den-ich-mit-Schneebällen-bewer fen-kann‹-Weihnachtsgefühl von Wham einfach nur erbärmlich. Vor allem aber die Tatsache, einen Freund haben zu wollen, völlig inakzeptabel. Einen Freund haben zu wollen ist das letzte Tabu. Man will keinen Freund, man bekommt einfach einen, und zwar rein zufällig. Schließlich bin ich doch eine selbständige, selbstbewusste Frau von Welt. Man muss erst zufrieden mit sich selber sein, ehe man reif ist für eine Beziehung. Ich muss mit mir selber glücklich sein und es schön finden, mich ganz für mich allein zu haben. Ein happy Single eben. Und wenn ich dann so glücklich mit mir selbst bin, dann brauche ich auch keinen Freund. Ich brauche niemanden.
    Leider funktioniert das nicht so. Ich will gerne wieder jemanden. Und das Ärgerliche ist, dass ich das Problem nicht lösen kann. So ist das eben, man nimmt sich keinen Freund, man bekommt einen. Es muss dir passieren. Du kannst ihn nicht suchen gehen. Und obwohl ich die Chancen etwas vergrößert habe, indem ich mich mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist, verabredet und alle möglichen Jungs und Mädels ausprobiert habe, habe ich es nicht geschafft. Denn sich mit einem Jungen abfinden, der nicht der Richtige ist, geht ja auch nicht. Er muss schon unglaublich umwerfend, hinreißend gutaussehend und unbegreiflich brillant sein. Ich hatte nämlich schon mal einen Freund, der eigentlich ein bisschen langweilig war - okay, unausstehlich hässlich und hoffnungslos dumm -, und damals habe ich gemerkt, dass das keine Idealsituation ist. Das bringt meine schlechtesten Eigenschaften zum Vorschein. Meinen Spaß am Quälen zum Beispiel.
    Während ich immer noch auf den Fernseher starre und mir allmählich bewusst wird, dass ich so langsam tiefere Gefühle für George Michael im Skianzug entwickele, bekomme ich einen Anruf. »He Renske, Ben hier. Sag mal, du bist doch auch gerade Single, oder? Hast du vielleicht Lust, am zweiten Weihnachtstag mit auf eine Party zu gehen? Wird bestimmt toll! Extra für Leute, die gerade solo sind. Da sind wir dann so richtig schön unter uns. Supergemütlich.«
    Mit dem Hörer am Ohr starre ich betrübt auf den Fernseher. So fühlt es sich also an, wenn man im Reich der Liebe ganz unten angekommen ist. Wie eine Minderheit, eine bedrohte Spezies, wie Behinderte (korrigiere: ›romantisch Gehandicapte‹), wie einen Klub bemitleidenswerter Existenzen treibt man uns zusammen, damit wir es uns dann eben miteinander schön gemütlich machen. Alle in der Liebe oder im Leben Gescheiterten bitte mal herkommen! Verdammt. So will ich nicht enden.
    Ich habe dann vielleicht keinen Freund, aber trotzdem noch ein Leben. Keinen Mann an meiner Seite, aber Freunde. Keine Pläne, aber trotzdem Chancen. Ich will nicht mit all den fremden Menschen zusammengesperrt werden, die bestimmt zu hässlich oder zu dumm für eine feste Beziehung sind. Seltsame Freaks, die einfach keinen Partner - dass man mit willkürlichen Buchstaben so ein schmutziges Wort bilden kann! - abbekommen können. Wirklich nicht. Da mache ich nicht mit, ich bin noch nicht abgeschrieben.
    »Warte, ich muss mal eben in meinen Kalender gucken.« Und ich schaue in meinen Kalender. Ich tue es wirklich. Obwohl da noch vor fünf Minuten nichts drinstand. Und da die Telefongespräche mit all meinen fantastischen Freunden auch nicht viel gebracht haben- ihr wisst schon, die Freunde, die ich hatte, an Stelle des Mannes an meiner Seite. Und trotzdem schaue ich nach. Ich starre lange auf die leeren Felder und lasse die nackten Tatsachen auf mich wirken. »Zweiter Weihnachtsfeiertag, sagst du? Ja, da kann ich. Also eine Party für Singles?« Ich seufze tief und weiß jetzt: Ich

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