Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
hoffte, dass sie sich nicht in ihren Augen zeigte. Zum Glück waren die Würgemale schwach und bei diesem Licht vermutlich gar nicht zu erkennen. Kavin nahm ihren ganzen Mut zusammen und trat einen winzigen Schritt näher, bis die Hitze seines Körpers sie einhüllte und dieser berauschend frische Duft, von dem sie nun wusste, dass es seiner war, sie schwindlig machte.
»Was du willst, ist nicht von Belang«, teilte sie ihm mit. »Du kannst dich glücklich schätzen, dass die Hochgeborenen dich nicht mit dem Leben haben büßen lassen für das, was du mir letzte Nacht angetan hast. Sie geben dir eine zweite Chance. Es versteht sich von selbst, dass ein solches Geschenk nicht abgelehnt werden kann oder wird … Sklave.«
Ihr entging nicht, wie seine Augen vor Zorn blitzten, als sie ihn so nannte. Gleichzeitig sah sie auch seine bittere Akzeptanz der Wahrheit, als er begriff, dass sie recht hatte.
Angst und Hoffnung verpaarten sich in ihrem Herzen. Der Köder war ausgelegt. Jetzt musste sie nur noch darauf warten, dass der sahad anbiss.
Würde sie die Sache durchstehen?
Ihre Nerven flatterten; ihr Magen verknotete sich vor Unentschlossenheit.
Für ihr Leben? Ihre Freiheit?
Ja. Während sie in seine dunklen, unergründlichen Augen schaute, senkte sich die Gewissheit wie ein Granitblock in ihrer Magengrube herab und verlieh ihr den Mut, der ihr zuvor gefehlt hatte. Ein Mut, den sie brauchte, um dieses Spiel zu gewinnen. Sie konnte es tun. Um am Leben zu bleiben, würde sie es tun.
Kavin setzte noch einen halben Schritt nach vorn, hob die Hand und legte sie vorsichtig an seine stählerne Brust. Der sahad rührte keinen Muskel, sondern starrte sie weiter unverwandt mit diesen harten, onyxfarbenen Augen an, von denen Kavin wusste, dass sie sie niemals mehr vergessen würde. Doch unter ihrer Handfläche pulsierte lebendige Hitze, sie wärmte sie von innen und stärkte ihren Mut.
Kavin bündelte ihre ganze Entschlossenheit, dann flüsterte sie: »Der schnellste Weg, mich loszuwerden, sahad , besteht darin, das Geschenk jetzt anzunehmen.«
5
Nasirs Herz wummerte unter der Hand der Hochgeborenen.
Er war ein Mann, und so nah wie diese Frau war ihm seit Monaten keine gekommen, darum war es kein Wunder, dass er körperlich auf sie reagierte. Doch obwohl seine Dschinn-Kräfte blockiert waren, spürte er instinktiv, dass an der Sache etwas faul war.
Verschwunden war das verängstigte, scheue Reh, mit dem er eine lange, elende Nacht in seiner Zelle verbracht hatte. Ebenso das entsetzte Mädchen, das vor ihm zurückgeschreckt war, als der Ghul es zu ihm gebracht hatte, um ihn zu begaffen. Anders als bei ihren früheren Begegnungen stand sie nun stolz und selbstsicher vor ihm, den Kopf hoch erhoben, das Kinn trotzig vorgereckt. Doch da war etwas in ihren Augen … ein nervöser Glanz, ein Anflug von Sorge … und dann dieses leichte Zittern ihrer Unterlippe, das ihm verriet, dass sie nicht ganz so selbstbewusst war, wie sie ihn glauben machen wollte.
Dieser Widerspruch löste eine Flut von Fragen in seinem Kopf aus. War seine Demütigung eine neue perverse Form der Unterhaltung für die Ghule? Hatte man sie zu ihm geschickt, um ihn psychisch zu brechen, nachdem er in der Arena nicht körperlich gebrochen werden konnte? Abscheu erfasste ihn. Sie konnten ihn foltern, konnten ihn zwingen zu kämpfen, doch er würde sich nicht willentlich manipulieren lassen. Wer immer diese Hochgeborene war, aus welchen Gründen auch immer sie hier sein mochte – es scherte ihn nicht.
Nasir umfasste ihr Handgelenk, dann wirbelte er sie herum, bis sich ihr Rücken gegen seine Vorderseite presste, und hielt sie in seinen Armen gefangen.
» Sahad –«
»Hör mir genau zu, Weib«, raunte er in ihr Ohr, ohne sich darum zu kümmern, wie sich die weiche Rundung ihres Hinterteils gegen seine Lenden schmiegte, ihre Körperwärme sich mit seiner mischte, wie seidig sich ihre nackte Haut an seiner anfühlte. »Es interessiert mich nicht, was du und deine Hochgeborenen im Schilde führen. Ich bin keine Schachfigur in eurem verfluchten Spiel. Und ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich mit wem zu tun habe.«
Nasir gab sie frei, dann drehte er sie wieder zu sich herum und ging auf Abstand. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung – und neuer Angst. Ihre Beine gaben nach, und sie sank ächzend auf die Matratze. »Aber du kannst nicht –«
Definitiv nicht so selbstsicher, wie sie ihm weismachen wollte.
»Ich bin auch nicht in der Stimmung zu
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