Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Tablett, das er auf den harten Steinboden geknallt hatte, um sie zu wecken.
Malik hatte recht. Sie hatte seine Logik schon nach Zayds Prügelattacke begriffen, doch das hier bestätigte sie. Kavins einzige Möglichkeit, diese neue Existenz zu überleben, bestand darin, niemals Furcht zu zeigen – nicht vor Zayd, nicht vor irgendjemandem, zu dem er sie schickte, nicht vor diesem sahad . Es war reine Spekulation, dass der Marid sie vielleicht besser behandeln würde, wenn er glaubte, sie sei aus freien Stücken hier und nicht zur Strafe, doch im Moment war es die einzige Option, die ihr blieb.
Kavin hob das Kinn, inständig hoffend, dass er in der Dunkelheit nicht sehen konnte, wie stark es bebte. »Von den Hochgeborenen.«
»Die Hochgeborenen kümmern meine Siege einen feuchten Dreck. Sie würden mich am liebsten tot sehen.«
Das stimmte, darum nahm Kavin Zuflucht zu einer anderen Wahrheit. Eine, von der er vermutlich nichts ahnte. »Die Frauen … Sie fiebern mit dir mit. Mit dem sahad , der den Feueropal trägt.«
Sein kalter Blick durchbohrte sie. Er war so unfreundlich, so kalkulierend, dass Kavin die Angst beschlich, er könnte gerade überlegen, ob er sie auf der Stelle töten oder noch ein paar armeselige Minuten leben lassen sollte. Sie verkeilte die Finger in ihrem Schoß, versuchte, ihr Zittern zu beherrschen und sich so stark zu geben, wie Malik es ihr geraten hatte.
»Ich glaube dir nicht.« Seine tiefe Stimme zerschnitt die Stille und sandte ein weiteres Frösteln über Kavins Rücken. »Du trägst nicht die Sklaven-Kennzeichnung.«
Nein, das tat sie nicht. Offensichtlich war ihm nicht bewusst, dass man sie nur noch nicht tätowiert hatte. Was bedeutete, dass sie richtig lag. Der Marid ahnte nicht, wer sie war.
Ein winziger Hoffnungsfunke entzündete sich in ihrer Brust, als sie den Blick von seinen großen Händen über die nackten Arme bis zu den Schultern und dann zu seinem kantigen, vom flackernden Kerzenschein erhellten Gesicht wandern ließ. Wenn er nicht wusste, dass sie eine Sklavin war, und er sie stattdessen für eine Hochgeborene hielt, die sich ihm freiwillig anbot, würde er womöglich sanfter mit ihr umspringen. Sie vielleicht sogar am Leben lassen.
Diese Hoffnung breitete sich wie ein Flächenbrand in ihrem Körper aus. Es war keine Ideallösung, aber allemal besser, als brutal vergewaltigt zu werden. Kavin hatte Zayds Wutanfall überlebt. Ihre Haut brannte noch immer von den Peitschenhieben, doch wusste sie jetzt, dass sie alles überstehen konnte, was dieser Marid ihr antat, solange er sie nur nicht tötete. Denn sie wollte leben. Mehr denn je. Es mochten Jahre – sogar Äonen – vergehen, bevor sie einen Weg in die Freiheit fand, doch Kavin war fest entschlossen, genau das zu tun. Sollte der Teufel ihre Eltern holen, die sie in die Sklaverei verkauft und bereits vergessen hatten. Sie bedeutete niemandem etwas, außer sich selbst. Und es war längst überfällig, dass sie aufhörte, sich zu bedauern, und endlich anfing, eine Strategie zu entwickeln.
Bedächtig stemmte sie sich von der fleckigen Matratze hoch, dann stand sie auf wackligen Beinen – was der sahad aber hoffentlich nicht sehen konnte – vor ihm. Er war so nah, dass jedes Zucken der Muskeln unter seiner Haut, jedes Quäntchen der in ihm schlummernden Kraft deutlich erkennbar war. Dann fing sie seinen Geruch auf. Er war nun nicht mehr abstoßend und Übelkeit erregend, sondern sauber, männlich und seltsam anziehend.
Kavin verpasste sich eine geistige Ohrfeige. Natürlich war sie anfangs von seiner Darbietung in der Arena gefesselt gewesen. Genau wie die anderen Frauen, die seine Kämpfe verfolgten, konnte sie nicht leugnen, dass er mit seinen straffen, sehnigen Muskeln das Prachtexemplar eines Mannes abgab. Trotzdem fühlte sie sich nicht zu ihm hingezogen. Er war einfach nur ihre erste Hürde auf dem Weg in die Freiheit.
»Ich bin keine Sklavin«, log sie, inständig betend, dass er niemals die Wahrheit entdecken würde. »Und ich habe mich freiwillig als deine Belohnung zur Verfügung gestellt.«
Der Marid verengte ein weiteres Mal die Augen, aber Kavin ließ sich davon nicht irritieren. Dies war ihre einzige Trumpfkarte, und wenn es nötig war, würde sie den Bluff bis in ihr Grab durchziehen. »Ich dachte, ich hätte dir gestern eindeutig zu verstehen gegeben, dass ich dich nicht will«, erwiderte er.
Als sie sich an seine Hand um ihre Kehle erinnerte, packte sie nackte Furcht. Eine Furcht, von der sie
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