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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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hatte ihn angezogen, ihre Hilfsbereitschaft gegenüber den weniger Privilegierten, trotzdem war sie nie eine Kämpfernatur gewesen. Tatsächlich bedauerte er nichts mehr, als dass er ihr nie beigebracht hatte, wie man sich verteidigte, denn dann hätte sie sich zu wehren gewusst, als die Ghule attackierten.
    Die Frau bibberte vor Kälte, und Nasir musterte stirnrunzelnd die Decke, auf der er saß. Er stand schon jetzt nicht gerade hoch in Maliks Gunst. Sollte die Hochgeborene in dieser eisigen Zelle an Unterkühlung sterben, würde er damit nicht nur den Zorn seines mu’allim auf sich ziehen, nein, die Ghule würden ihn kurzerhand hinrichten lassen. Und auch wenn ihn der Tod nicht schrecken konnte, würde dadurch sein Plan, Rache zu üben, vereitelt.
    Er rollte sich auf die Füße, nahm die Decke und stand auf. Sein Kopf drehte sich, die Zelle geriet in Schräglage. Sich mit einer Hand an der Mauer abstützend, redete er sich ein, dass es am Nahrungsmangel liegen musste. Er schaute zu dem metallenen Tablett auf dem Boden, das das Licht, das unter der Tür hereinfiel, reflektierte, und überlegte, ob er etwas essen sollte. Doch der Gedanke verursachte ihm Übelkeit, darum verzichtete er.
    Schlaf war die bessere Alternative. Nasir schlurfte über den Steinboden, warf die Decke über die Hochgeborene und zog sie ihr mit hastigen Bewegungen bis über die Schultern. Doch noch ehe er davonhuschen konnte, seufzte sie wieder im Schlaf, dann kuschelte sie sich fester in die Baumwolle und befeuchtete ihre vollen, rosaroten, perfekten Lippen.
    Nasirs Blick glitt über ihr Gesicht. Es wies keinerlei Ähnlichkeit mit Talahs auf. Die Frau hatte Sommersprossen auf dem Nasenrücken, ein Muttermal neben ihrem rechten Augenwinkel, hohe Wangenknochen und ein winziges Grübchen an ihrem Kinn. Mit ihrer blassen Haut und den betörenden Augen bestand kein Zweifel, sie war sehr … exotisch.
    Das Wort drehte sich immer schneller in seinem Kopf, je länger er sie betrachtete. Er war unfähig, den Blick von ihr zu lösen. Nasir hatte schon Hunderte Ghule gesehen, seit er hier war, doch nicht einer – egal ob Frau, Sklave oder Bürger –, hatte eine solche Faszination auf ihn ausgeübt.
    Sie seufzte wieder und riss ihn damit aus seiner Versunkenheit. Faszination? Ein Ghul? Nasir schlug sich mit dem Handballen auf die Stirn, dann kehrte er in seine Ecke zurück.
    »Von wegen exotisch«, grummelte er. »Einfach nur strohdumm.« Es war mehr als wahrscheinlich, dass die Hochgeborenen ihn mit ihrer Hilfe in irgendeine Falle locken wollten, aber jetzt war er umso entschlossener, auf keinen Fall hineinzutappen.
    Er kauerte sich wieder auf den kalten Boden, rutschte auf den Steinen umher, dann fuhr er zusammen, als ihn ein schneidender Schmerz in die Seite stach. Er erkannte auf den ersten Blick, dass die Bandage, die er um seinen Oberkörper gewickelt hatte, blutdurchtränkt war.
    Na großartig. Genau das, was er gebraucht hatte. Aber er konnte nichts weiter tun, als den Morgen abzuwarten. Mit geschlossenen Augen versuchte er, sich auszuruhen.
    Nasir schlief unruhig. Seine Flanke brannte, seine Beine schmerzten; dank Maliks Training fühlte er sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Er schlotterte vor Kälte, schlang die Arme um sich und kuschelte sich tiefer in seine Ecke, um etwas Wärme zu finden, während die Stunden zäh dahinzogen. Doch während er zwischen Schlaf und Wachen wechselte, zogen Bilder vor seinen Augen vorbei. Talahs dunkle Mähne, die in der Brise wehte, ihre olivfarbene Haut, ihr warmes Lächeln. Bilder, die sich langsam veränderten, bis ihre Augen nicht mehr grau waren, sondern funkelnde grüne Diamanten, ihre Haare ein Meer roter Locken, ihre Lippen nicht von einem süßen, gütigen Lächeln umspielt, sondern voll, erotisch … verlockend.
    Lippen, die sich bewegten und zu ihm mit einer Stimme sprachen, die nicht der Vergangenheit gehörte, sondern der Gegenwart.
    Im Licht der einsamen Kerze, die sie entzündet hatte und die ihren flackernden Schein über die Steinmauern warf, kniete Kavin in der Zellenecke und verzog vor Anstrengung das Gesicht. Im Tiefschlaf war der sahad das reinste Totgewicht; es kostete sie bereits alle Muskelkraft, um auch nur seinen Ellbogen anzuheben.
    Seine Augen waren geschlossen, sein Kopf ruhte an der Mauer, aber seine Haut fühlte sich glühend heiß an. Kavin versuchte, sein Gemurmel zu ignorieren, und hoffte, dass er einfach nur träumte. Doch je länger es anhielt, je weniger Sinn es ergab,

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