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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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Lösung, um unsere Streitigkeiten beizulegen.«
    Ihre Miene verriet, dass sie anderer Meinung war. Aber sie lächelte ihn auf diese beschwichtigende Art an, die er zu fürchten gelernt hatte, und legte die Finger an seine Wange. »Du unbekehrbarer Pazifist. Du hast eine gütige Gesinnung, Nasir. Wenn jemand das Gute im Herzen von jemandem erkennen kann, dann du.«
    Da war er sich nicht so sicher. Doch er schloss die Augen, schmiegte sich an ihre Hand, suchte Trost in ihren Worten. Er hatte Toleranz und Akzeptanz gepredigt, und jetzt tat er genau das, wogegen er argumentiert hatte. Er glaubte noch immer, dass Frieden möglich war, auch wenn sein Vater dem nicht beipflichtete, doch da er an zweiter Stelle der Thronfolge stand und zudem den Rang eines Generals in der Armee seines Vaters innehatte, blieb ihm keine andere Wahl. Allerdings hieß das nicht, dass er naiv genug war zu glauben, es würde keine Konsequenzen nach sich ziehen und er könne das Ganze unbeschadet überstehen.
    Er öffnete die Augen. »Komm mit mir auf die Burg. Bis ich den König davon überzeugen kann, diesen sinnlosen Krieg zu beenden, wirst du dort sicherer sein.«
    »Nasir –«
    Er knirschte mit den Zähnen. »Verschone mich mit deinen Ausreden, dass du nicht mit mir unter einem Dach leben willst, solange wir nicht Mann und Frau sind, oder dass du deine Arbeit im Hospital nicht aufgeben kannst, Talah. Tu mir einfach den Gefallen.«
    Seufzend hielt sie die Augen auf seinen mit der goldenen Flamme des Marid-Stamms verzierten Brustharnisch gerichtet. Sie biss sich auf die Lippe, während sie nach Einwänden suchte, die hoffentlich zu widerlegen sein würden.
    Endlich kapitulierte sie. »Du bist unmöglich, Nasir.«
    »Du bist nicht die Erste, die mir das sagt.«
    »Na gut.« Sie schaute zu ihm hoch. »Aber noch nicht heute. Ich muss den anderen Bescheid sagen, dass ich fortgehe, und ihnen Gelegenheit geben, einen Ersatz für mich im Hospital zu finden. Zumindest vorübergehend.« Ihre grauen Augen blitzten. »Doch bedeutet das nicht, dass wir uns auf irgendetwas geeinigt hätten oder ich zu einem Entschluss gelangt wäre.«
    Von Erleichterung übermannt, zog er sie in die Arme. Damit konnte er leben. Solange sie in Sicherheit war, blieb ihm noch genug Zeit, sie davon zu überzeugen, dass sie ohne ihn nicht sein konnte. »Ich schicke dir morgen ein paar Palastwachen zu deinem Geleit.«
    Er küsste sie bedächtig, sanft und mit aller Liebe, die er für sie hegte, doch als er die Lippen von ihren löste, entging ihm nicht der Zweifel in ihren Augen. Ein Zweifel, den er zu beseitigen gedachte, sobald er von diesem törichten Feldzug zurück wäre, auf den sein Vater ihn schickte.
    Nasir streichelte mit einem Finger über ihre samtweiche Wange. »Ich werde dich immer beschützen.«
    Talah runzelte die Stirn. »Ich glaube dir gern, dass du das ernst meinst, Nasir, aber das kannst du nicht. Außerdem brauche ich niemanden, der mich beschützt. Du kannst das Schicksal ebenso wenig aufhalten wie ich. Der Tod kommt früher oder später über uns alle. Das kannst du ebenso wenig verhindern, wie ich es kann. Und ich würde es auch gar nicht wollen.«
    Heißes Bedauern brannte hinter Nasirs geschlossenen Lidern, doch er drängte die Emotionen zurück, die die harte Schale, die er um sich errichtet hatte, zu zerschmettern drohten. Er hatte schon unzählige Male daran gedacht, in der Arena das Schwert fallen zu lassen, aufzugeben und den Ghulen den Sieg zu überlassen, damit er Talah ins Jenseits folgen konnte, aber irgendetwas hatte ihn stets davon abgehalten. Obwohl es gegen alles verstieß, woran er früher geglaubt hatte, würde er nicht eher ruhen, bis auch noch der letzte Ghul vernichtet war. Bis er einen Weg gefunden hatte, die Zauberin zu zerstören, die den Ghulen befohlen hatte, Talahs Dorf dem Erdboden gleichzumachen.
    Die Frau auf seinem Bett seufzte. Nasir schlug die Augen auf und spähte in ihre Richtung, dabei kämpfte er gegen den Abscheu an, den ihre Gegenwart bei ihm auslöste. Zum Glück schlief sie noch. Er beobachtete, wie eine verirrte Strähne über ihre Wange strich und auf ihren Mund fiel. Ihr gleichmäßiger Atem ließ die Locke über ihren Lippen tanzen, was ihn daran erinnerte, wie der Wind an jenem letzten Tag mit Talahs Haaren gespielt hatte.
    Was hätte Talah getan, wäre sie anstelle dieser Frau? Hätte man sie hier zusammen mit ihm eingekerkert, wäre sie standhaft geblieben oder zusammengebrochen? Talahs freundlicher Charakter

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