Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
sein Bein. Er schüttelte den Sand ab, hob sein Übungsschwert auf und humpelte auf die Wachposten zu.
Das bist nicht du, Nasir .
»Das ist mir scheißegal«, knurrte er leise, dieses Mal nicht einmal langsamer werdend, als Talahs helle Stimme in seinen Ohren erklang. Es wurde Zeit, dass er aufhörte, sich dagegen zu wehren, wer er geworden war. Je eher er Talah und das Leben, in das er nie wieder zurückkehren würde, vergaß, desto mehr Ghule konnte er umbringen. Und bevor ihn die Zauberin, die ihn an diesen Höllenort verbannt hatte, zurückbeorderte, wollte er so viele wie möglich abschlachten.
Während Nasir badete, brannte seine Flanke wie Feuer. Dieses Mal erlaubten sie ihm, sich zu waschen, dafür erbot sich niemand, seine Wunde zu nähen. Ein weiterer Teil seiner Strafe, begriff er. Sollte er sich in seiner verdreckten Zelle eine tödliche Infektion holen, würde ihm niemand eine Träne nachweinen. Nachdem er die klaffende Wunde mit einem sauberen Stoffstreifen, den er um seinen Oberkörper knotete, verbunden hatte, zog er sich eine frische schwarze Hose über und ging zur Tür. Die Wachen traten beiseite. Der Geruch nach Essen, der durch den feuchten Korridor zog, ließ seinen Magen grummeln.
Doch seine Müdigkeit überwog seinen Hunger; Nasir wollte sich nur noch auf seiner harten Matratze ausstrecken und die Welt für eine Weile vergessen. Dank der Frau, die vor Angst schlotternd in seiner Zelle gekauert hatte, und Talahs Stimme, die ihn die halbe Nacht gemartert hatte, war er an diesem Morgen übernächtigt und gereizt aufgestanden. Und so unendlich dankbar gewesen, als sie ihn endlich allein gelassen hatten. Besser gesagt, bis Malik ihn in die Finger bekommen hatte.
Er blieb vor seiner Zelle stehen und nahm das Tablett mit seiner dürftigen Ration entgegen, das der Wachposten ihm reichte. Als der Mann die Tür öffnete und dabei anzüglich grinste, versuchte Nasir zu ergründen, was der Schwachkopf – abgesehen von seiner letzten Tracht Prügel – wohl so verdammt komisch fand.
Krachend fiel die Zellentür hinter ihm ins Schloss. Der liebliche Duft von Rosen erfüllte die Luft.
Und da wusste er Bescheid.
Eine einzelne Kerze brannte auf dem Tisch neben seiner Pritsche und ließ flackernde orangerote Schatten über die Wände tanzen. Rotes Haar breitete sich über sein Kopfkissen aus; nackte Füße lugten am Ende seines Betts hervor. Doch es war die schlanke Frauengestalt, die mit nichts als einem schwarzen Gewand, das sich um ihre Schenkel bauschte, zusammengerollt auf seiner Matratze lag, die Hände unter ihr Gesicht geschmiegt, die Augen geschlossen, während ihre Brust sich unter gleichmäßigen, schlafdurchdrungenen Atemzügen hob und senkte. Er hielt inne.
Als irgendwo ein lautes Scheppern ertönte, riss Kavin erschrocken die Augen auf.
Mit einem Ruck fuhr sie hoch. Sie blinzelte mehrmals, desorientiert von ihrem Schlummer, während sie darauf zu kommen versuchte, wo sie sich befand. Nackte Steinmauern, eine flackernde Kerze, die unbequeme Matratze unter ihr und ein … o Allah … fuchsteufelswilder sahad , der auf sie herunterstarrte.
»Was zum Teufel hast du schon wieder hier zu suchen?«
Kavins Puls beschleunigte sich schlagartig; sie schluckte panisch und krabbelte von ihm weg. Doch da das Bett vor der Wand stand, saß sie in der Falle.
»Ich …« Zeig keine Schwäche . Maliks gestrige Warnung flackerte durch ihr Bewusstsein, suchte nach einem festen Ankerplatz und fand ihn gerade noch rechtzeitig, bevor das Entsetzen Kavin in die Tiefe reißen konnte. »Ich … ich wurde zu dir geschickt.«
Seine dunklen Augen wurden schmal. »Von wem?«
Er wusste es nicht? Ihr Kopf drehte sich vor Verwirrung, als sie sich wieder an Hanas Behauptung erinnerte, dass sich die Marids keine jarriahs hielten. Dass die jarriah -Prüfung ausschließlich Gepflogenheit der Ghule war. »Ich … ich bin deine Belohnung«, stammelte sie. »Für deinen jüngsten Sieg.«
Er starrte sie so lange an, dass sich ihr Herzschlag beschleunigte, bis sein dumpfes Echo in ihren Ohren widerhallte. Verdammt! Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Kavin ballte die zitternden Hände auf der klammen Matratze zu Fäusten und hoffte, dass der sahad ihre Nervosität nicht bemerkte.
»Du bist eine Belohnung?«, wiederholte er skeptisch. »Von wem?«
»Von …« Was sollte sie sagen? Fieberhaft nach einer Antwort suchend, schaute sie sich um, dabei fiel ihr Blick auf das metallene Essenstablett vor seinen Füßen. Das
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