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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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desto schwerer fiel es ihr. Vor allem, als sie begriff, dass er ihr irgendwann während der Nacht seine Decke überlassen haben musste.
    Sie schuldete ihm nichts. Immerhin hatte er keinen Zweifel daran gelassen, dass er ihre Anwesenheit ganz und gar nicht schätzte. Doch sie konnte auch ihn nicht ignorieren. Darum hatte sie die Kerze angezündet, war aus dem Bett geklettert und zu ihm getapst. Und jetzt sah sie sich zu ihrer immensen Beunruhigung mit dem hellroten Blut konfrontiert, das den Verband um seine Rippen durchtränkte.
    »Es ist unmöglich, mit dir eine Fehde zu führen, Marid«, flüsterte sie.
    Seine Augen öffneten sich; sein Körper zuckte. Dann schloss er seine Hand um ihre, die auf seinem Ellbogen lag.
    Erschrocken wollte sie sie wegziehen, aber sein Griff war zu stark, er hielt sie fest, was Kavin unwillkürlich an jene Nacht erinnerte, als er sie gegen die Wand gedrückt hatte. Die Panik drohte, mit ihr durchzugehen, als er ihr, sein Blick düster und unerbittlich, in die Augen starrte. Doch statt puren Hass auszustrahlen, wie sie es zuvor getan hatten, lag ein gehetzter Ausdruck darin – nicht der einer Killermaschine, sondern der eines Mannes, der zu viel gesehen, zu viel durchgemacht hatte und einen harten Kampf darum führte, mit den Konsequenzen zu leben.
    Die Stille dehnte sich aus. Kavins Herz hämmerte wie wild. Er war kein Mann, und sie durfte nichts anderes in ihm sehen als das Monster, als das sie ihn kennengelernt hatte. Doch als seine Finger ihre Haut versengten und seine Augen sich in ihre bohrten, schien die Spannung zwischen ihnen und noch etwas anderes, das Kavin gänzlich unbekannt war – irgendeine überwältigende elektrische Strömung – die Luft zum Knistern zu bringen.
    Ihr Puls beschleunigte sich, als sie in seine harten, dunklen Augen schaute. Ihr Adrenalinspiegel stieg an. Doch bevor sie sich einen Reim auf die seltsame Empfindung machen konnte, ließ er sie los und lehnte den Kopf stöhnend gegen die Wand.
    Erleichterung durchströmte sie – oder war es Bedauern? Ihre Gedanken waren derart durcheinander, dass sie es plötzlich nicht mehr sagen konnte. Sie rieb mit der Hand über die Stelle, wo er sie eben noch berührt hatte, dabei versuchte sie schlau zu werden aus dem, was gerade passiert war. Vergeblich.
    »Allah«, entfuhr es ihr, als sie den Schweißfilm auf seiner Stirn bemerkte, die fahle Blässe seiner Haut. Er war nicht nur verletzt, er war krank. »Du brauchst Hilfe.«
    »Ich will keine Hilfe«, wiegelte er mit geschlossenen Augen ab. »Vor allem deine nicht. Ich will einfach nur allein sein. Allein bin ich sicher.«
    Kavin verspürte eine plötzliche Leere im Herzen. Es war dieselbe Leere, gegen die sie ankämpfte, seit ihre Eltern sie an Zayd verschachert hatten. Eine Leere, die sich mit jeder Sekunde, die sie in dieser Zelle festsaß und sich bang fragte, was als Nächstes geschehen würde, exponentiell gesteigert und ausgedehnt hatte. »Allein zu sein, ist nicht sicher«, widersprach sie. »Es ist die schlimmste Art von Folter, die es gibt.«
    Er antwortete nicht, rührte sich nicht. Wie aus heiterem Himmel mischte sich unter die Angst um ihre eigene Sicherheit verzweifelte Sorge um seine. Würde er jetzt an einer Infektion sterben, wäre sie so gut wie tot. Eine jarriah bekam bei dem Test keine zweite Chance, ganz egal unter welchen Umständen.
    Kavin rollte sich auf die Füße und schob, sorgsam darauf achtend, seine Wunde nicht zu berühren, die Arme unter seine Achseln. »Komm schon, steh auf.«
    Seine großen, schweren Hände landeten auf ihren Schultern. Er stemmte den Kopf gegen die Mauer. Das Knurren, das aus seiner Brust drang, verriet ihr, dass er ihre Hilfe noch immer nicht wollte, trotzdem zog er die Füße unter sich.
    »Los jetzt, Marid«, ächzte sie und zog so fest sie konnte. »Ich schaffe das nicht allein.«
    Irgendwie brachte sie ihn auf die Beine, dann lehnte sie ihn gegen die Wand und stemmte sich gegen ihn, um sie beide aufrecht zu halten. Er musste doppelt so viel wiegen wie sie, und er hatte hohes Fieber. Keuchend und unter Aufwendung aller Kraft schaffte sie es, ihn zu der Pritsche zu bugsieren. Stöhnend sackte er auf die Matratze und rollte sich auf den Rücken. Blut tröpfelte aus der schmalen, rot verfärbten Bandage auf seine Haut.
    Eine neue Welle der Übelkeit überrollte Kavin, doch sie ließ sich davon nicht beirren, sondern hievte seine Baumstämme von Beinen aufs Bett, zog die Decke unter ihm heraus und breitete sie

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