Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
vielen, die Zayd hinter seinen Mauern gefangen hielt.
Dies ist nicht mein Leben!
Die Worte kreisten unaufhörlich durch ihren Kopf, während der Hochgeborene sie den düsteren Korridor entlangzerrte. Ihr pfirsichfarbenes Kleid, das sie, in der Hoffnung, ihm zu gefallen, an diesem Tag in der Arena getragen hatte, war durch das Wasser, das aus den Rissen im Mauerwerk sickerte, inzwischen am Saum schmutzig und durchnässt. Wie hatte das alles geschehen können? Wie war sie nur an diesen verkommenen Ort gelangt?
Ihr anfänglicher Schreck darüber, dass ihre Familie sie Zayd überließ, war zum Teil von gespannter Aufregung überlagert worden. Es entsprach nun mal den Gepflogenheiten hochgeborener Männer, dass sie sich die Frauen nahmen, die sie wollten. Aber dass Zayd ausgerechnet sie gewählt hatte, eine gewöhnliche Bauerstochter, so etwas hatte es praktisch noch nie gegeben. Kavin hatte sich von seinem Status, seinem Reichtum, seinem guten Aussehen blenden lassen. Sie hatte von einer Hochzeit geträumt, auch wenn ihr durchaus bewusst gewesen war, dass sich die meisten männlichen Ghule mehrere Ehefrauen nahmen. Doch damit hätte sie umgehen können, solange er nur freundlich war. Und wenn er sich eines Tages in sie verliebte … dann würde nichts anderes mehr eine Rolle spielen.
Aber das war gewesen, bevor er sie in seinen Harem gebracht und sie begriffen hatte, dass er sie nicht heiraten würde. Es würde keine Liebe für sie geben, keine Familie, keine Zukunft. Kavin war in seinen Augen nicht mehr wert als die Sklaven, die sich in der Arena bis zum Tod duellierten. Zur Unterhaltung, um Zayds perverse Neigungen zu befriedigen. Und jetzt wollte er sie auf die Probe stellen, indem er sie dem schlimmsten dieser Gladiatoren überließ. Damit sie von einem Ungeheuer gebrochen wurde und Zayd bei ihrer Rückkehr als strahlender Ritter dastehen würde.
Mit einem Ruck brachte er Kavin vor einer schweren Stahltür zum Stehen. Zwei Wärter waren davor postiert. Ihre Blicke flogen von Zayd zu Kavin und wieder zurück. Der rechte verstärkte seinen Griff um den Speer, den er auf dem Boden abstützte, und sagte: »Der sahad wurde Eurem Befehl gemäß in Ketten gelegt, edler Herr, jedoch noch nicht vorbereitet.«
»Wir werden nicht lange brauchen«, antwortete Zayd. »Meine jarriah ist nicht wegen einer Kostprobe gekommen, sondern um den mächtigen Champion kennenzulernen und ihn zu seinem letzten Sieg zu beglückwünschen.« Ein durchtriebenes Grinsen verzerrte seine Lippen. »Die Kostprobe folgt später.«
Beide Wachposten quittierten das mit einem ekelhaften Gackern, und Kavin bekam Gänsehaut, als sie anzüglich in ihre Richtung gafften. Krampfhaft bemüht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, strich sie sich die Haare über die Schulter.
Die Wärter traten beiseite. Der linke entriegelte die Tür und stieß sie auf. »Schreit, solltet ihr uns brauchen.«
Schreit ?
Kavins Herzschlag geriet aus dem Takt, als Zayd sie hinter sich in die Zelle zog. Sie spürte, wie die lüsternen Blicke der Wärter ihr folgten, als sie an ihnen vorüberging, doch viel mehr Sorge bereitete ihr das Monster, das dort in der Dunkelheit lauerte. Seine Schritte hallten über den Steinboden, während Zayd die Finger tief in ihren Arm grub und sie hinter sich herzerrte. Ein Frösteln überlief Kavins Rücken, während sie blinzelnd versuchte, ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, und trotzdem nichts sehen konnte außer Zayd.
Zum ersten Mal, seit sie die Arena verlassen hatten, ließ er nun ihren Arm los. Stille pulsierte durch die dunkle Kammer, und Kavins Angst steigerte sich ins Unermessliche. Als die schwere Zellentür scheppernd hinter ihnen zufiel, zuckte sie zusammen und drängte sich enger an ihren Gebieter.
»Licht!«, befahl Zayd.
Ein scharrendes Geräusch ertönte, dann bohrte sich aus einer rechteckigen Öffnung in der Decke ein Lichtstrahl in die Zelle und erhellte sie gerade genug, damit sich Kavin umsehen konnte.
Es gab keine Fenster, keinen Wandschmuck. Nur ein schmales, ungemachtes Bett, das aussah, als wäre es mit Blut und Schweiß befleckt, außerdem einen kleinen Holztisch, auf dem eine unangezündete Tropfkerze stand.
Es war ein Rattenloch. Schlimmer noch, es war ein Kerker, in dem Hoffnungen und Träume zu Staub zermahlen wurden.
»Steh auf, Marid«, bellte Zayd.
Kavins Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Sie versteckte sich hinter ihrem Gebieter, während sie bang nach dem Ungetüm Ausschau hielt, das sie
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