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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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in den Schatten erahnte. Die Stille warf ihr Echo durch die Dunkelheit wie durch eine riesige, leere Höhle. Als Kavin gerade zu der Überzeugung gelangte, dass niemand hier war, hörte sie zu ihrer Linken das Klirren von Metall und schlurfende Schritte.
    Mit aufgerissenen Augen und fluchtbereit angespannten Muskeln fuhr sie zu den Geräuschen herum. Sie versuchte, noch weiter hinter Zayd zu gelangen, aber er ließ es nicht zu, sondern stieß sie stattdessen vor sich. Kavin taumelte und streckte hilfesuchend die Hand nach Zayd in ihrem Rücken aus, doch er trat aus ihrer Reichweite.
    »Komm ins Licht, Marid, damit meine jarriah einen ausführlichen Blick auf das werfen kann, was sie erwartet.«
    Kavin erstarrte. Sie wusste nicht, wo er war. Oder wie nah. Was er mit ihr machen würde. Sie empfand blankes Entsetzen vor dem Mann, der irgendwo vor ihr war, und bitteren Hass auf den hinter ihr.
    Das Schlurfen setzte wieder ein, begleitet von Kettengerassel. Dann schälte sich ein gewaltiger Körper direkt vor ihr aus den Schatten.
    Kavin schnappte nach Luft und wich zurück, bis sie gegen Zayd prallte. Er grunzte angewidert und trat erneut beiseite, womit er ihr klar zu verstehen gab, dass sie bei ihm keinen Schutz finden würde.
    Doch Kavin unternahm keinen weiteren Fluchtversuch. Die Furcht lähmte ihr die Glieder. Der Marid war größer, als es in der Arena den Anschein gehabt hatte. Er war noch immer völlig verdreckt und der Gestank, den er verströmte – Schweiß, Blut, Tod –, attackierte ihren Magen, bis der Würgereiz sie fast überwältigte.
    Aber sie beherrschte sich, denn sie wusste, dass sie damit nicht nur den sahad , sondern auch ihren Gebieter in Wut versetzen würde. Stattdessen starrte sie reglos auf die ungeschlachte Bestie, die nur wenige Schritte entfernt vor ihr aufragte.
    Seine Handgelenke lagen in Ketten. Ketten, von denen Kavin inbrünstig hoffte, dass sie fest an einer Wand, einem Balken oder sonst etwas, das stark genug war, um ihn in Schach zu halten, montiert waren. Dunkle, strähnige Haare strichen um seine nackten Schultern. Seine Arme waren gewaltig, die Brust und der Bauch so hart, als wären sie aus Stein gemeißelt; seine Schenkel hatten den Umfang von Baumstämmen. Er trug nichts als eine schmutzige, fadenscheinige schwarze Hose, die am Saum ausgefranst war, und eine Kette um den Hals, an der ein Feueropal hing.
    Der Edelstein, der sich in die Kuhle unter seiner Kehle schmiegte und die Zelle in orangerotes Licht tauchte, das an die Flammen eines lodernden Infernos erinnerte, erregte ihre Aufmerksamkeit. Kavin hatte ihn bereits in der Arena bemerkt. Er war das Hauptgesprächsthema unter den Frauen, die die Kämpfe verfolgten. Warum trug er ihn? Woher kam er? Und warum hatte sein Besitzer ihn ihm nicht längst abgeknöpft?
    Fragen über Fragen schwirrten durch ihren Kopf, während ihr Blick von dem Opal zu den Verletzungen des sahad glitt, die noch immer bluteten – und schließlich zu seinem Gesicht.
    Ein markantes, von schwarzen Stoppeln bedecktes Kinn; seine Lippen zu einem harten Strich zusammengepresst; die Nase leicht schief, als wäre sie öfter als einmal gebrochen worden. Mit der wulstigen roten Narbe, die über seine rechte Wange lief, und den Blutergüssen, die seine Stirn verunzierten, wirkte er barbarisch, wild und bedrohlich. Und dann seine Augen … Seine Augen waren tote, obsidianfarbene Tümpel, die sie unverwandt anstierten.
    Sie taumelte zurück, kollidierte mit Zayds Brust. Doch anstatt sie nach vorn zu schubsen, wie er es zuvor getan hatte, schloss er beide Hände um ihre Oberarme und hielt sie fest.
    »Meiner jarriah gefällt nicht, was sie sieht?« Leiser Spott triefte aus Zayds Worten. »Das entzückt mich. Sehr sogar.«
    Dies ist nicht mein Leben! Dies ist nicht mein Leben! Schauder des Entsetzens jagten über Kavins Rücken.
    Zayd drängte sie wieder nach vorn, doch dieses Mal bewegte er sich mit ihr, und Kavins Sohlen schleiften über den Boden, als er sie näher zu dem Ungeheuer zwang. »Schau genau hin, jarriah . Sieh und rieche, was in Bälde Hand an dich legen wird.«
    Tränen brannten in ihren Augen; ein Schluchzen verhakte sich in ihrer Kehle. Obwohl sie sich noch immer ängstlich an den Hochgeborenen presste, wusste sie es besser, als ihm Widerworte zu geben oder den Kopf zur Seite zu drehen. Denn wenn sie es täte, würde er die Zeit, die sie in dieser Hölle und mit diesem Monster verbringen musste, nur verlängern.
    Der Gestank von Tod verpestete

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