Lust de LYX - Versuchung der Sinne (German Edition)
tugendhaften Oberniete zu spielen. Sie würde diese Liste abarbeiten und jeden einzelnen idiotischen Punkt in die Tat umsetzen.
Und es verdammt noch mal genießen. Oh ja!
Allerdings gab es in der Abgeschiedenheit von Frakes Island nur wenige Möglichkeiten, ihrer Abenteuerlust nachzugeben. Sich mutterseelenallein einen anzuzwitschern, sich unerlaubt Zugang zum Anwesen eines Millionärs zu verschaffen und ohne Einladung nackt in seinem Pool zu baden – das war das Spektakulärste, was sie ohne große Vorausplanung tun konnte.
Das zumindest täte Kaia wahrscheinlich. Nur würde Kaia vermutlich einen Schritt weiter gehen und exotischen Sex in sechs verschiedenen Stellungen im Pool des Millionärs haben. Nur leider war Frakes Island Mitte April wie ausgestorben. Es gab weit und breit niemanden, mit dem Becca ein erotisches aquatisches Abenteuer hätte erleben können.
Sie war wirklich zu bedauern. Aber das war ja nichts Neues.
Kaia . Bei dem Gedanken an dieses Mädchen zog sich jeder Muskel in ihrem Körper zusammen. Becca erschauderte. Sie war nackt unter Marlas Frotteebademantel und hatte nur Flipflops an den Füßen, die gegen die Planken des Bohlenwegs klatschten. Sie hätte sich Jeans und ein Sweatshirt aus Marlas Feriengarderobe stibitzen sollen. Zudem machte es sie nervös, mitten in der Nacht nackt durch den Wald zu laufen. Es war zu leise für ein Stadtmädchen wie sie. Die Stille fühlte sich an wie ein Kissen, das sie erstickte.
Becca hatte nicht ein einziges brauchbares Kleidungsstück für dieses Inselabenteuer mitgebracht. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, heimzufahren und zu packen, bevor sie vor den Klatschreportern geflüchtet war, die vor dem Cardinal Creek Country Club auf sie gelauert hatten. Sie war gezwungen gewesen, sich durch den Dienstbotenausgang zu stehlen, bevor Marla, ihre Chefin, sie von dort aus im Eiltempo direkt zum Fähranleger gebracht hatte. Gute Reise, Becca! Komm nicht zu bald zurück! Und lass dich nicht von einem Bären fressen, wenn du es vermeiden kannst!
Die gute alte Marla. Becca dankte ihr im Stillen noch einmal für die warmherzige Unterstützung.
Sie musste ein lächerliches Bild abgegeben haben, als der Wassertaxifahrer sie auf seinem coolen Katamaran vom Festland rübergeschippert hatte. Wie sie in ihrem Businessanzug den Wellen getrotzt hatte. Juhu, und dazu eine Flasche Cabernet. Sie trank einen weiteren Schluck.
Ganz zu schweigen von ihren roten, verquollenen Augen, ihrer Blässe, den blauen Lippen. Sie sah aus wie eine lebende Leiche.
Sie verjagte diesen Gedanken mit einem größeren Schluck Wein. Marla hatte ihr versichert, dass sie jede Menge Freizeitbekleidung im Ferienhaus ihres Freundes Jerome aufbewahrte. Ihre Chefin hatte mehr oder weniger Beccas Größe. Ein bisschen weniger als mehr, um ehrlich zu sein. Also würde sie fasten, bis sie in Marlas Jeans hineinpasste. Eine Weindiät machen. Sie stolperte, ruderte mit den Armen und fand Halt an einem Baum.
Der Bohlenweg, der Frakes Island umrundete, gabelte sich plötzlich. Taumelnd blieb sie stehen. Hm. Dies war der Pfad, der zum Pool des Millionärs führte. Die andere Abzweigung würde sie zu seinem Bootsanleger bringen.
Sie riskierte es, nach links abzubiegen. Die Bäume standen so dicht, dass es ihr vorkam, als würde sie durch ein enges Tunnelgewölbe laufen. Fledermäuse und Motten schwirrten und flatterten wie wild umher. Das Licht ihrer Taschenlampe wirkte nun etwas kraftlos.
Genau wie sie selbst. Gott, was für eine hoffnungslose Memme sie doch war!
Nach ein paar Hundert Metern tauchte vor ihr das verglaste Poolhaus auf, welches von einem breiten Holzdeck umrahmt wurde.
Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinauf, dann richtete sie den Strahl der Taschenlampe auf die Tür. Geh schwimmen , hatte Marla sie gedrängt. Sie schließen das Poolhaus nie ab. Der Eigentümer ist ein netter, vertrottelter Softwaremogul. Es macht ihm nichts aus. Sie heizen den Pool das ganze Jahr über. Ich bin im November dort geschwommen. Du verdienst es, nach allem, was du durchgemacht hast .
Becca steckte den Schlüssel ins Schloss. Die Tür schwang mit einem leisen Seufzen auf und ließ den schwachen Geruch von Poolchemikalien entweichen. Becca tastete in der Dunkelheit nach einem Lichtschalter und knipste ihn an, dann blickte sie sich in stummer Ehrfurcht um.
Wow! Ein Lichterkranz beleuchtete das Wasser von unten und erzeugte auf den Mosaikfliesen des ovalen Beckens ein funkelndes Muster einander
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