Lust kennt kein Tabu
Polizisten.
„Darüber reden wir morgen“, sagte Nicholas, bevor einer der beiden sprechen konnte. „Dann wirst du alles erfahren. Einverstanden?“
Etwas argwöhnisch musterte sie ihn. „Ja …“
„Bevor du mich verlässt, kriege ich aber noch einen Kuss.“
Zienna ging zum Bett, neigte sich hinab und hauchte einen schnellenKuss auf Nicholas’ Lippen. Vor den Cops war ihr das ein bisschen unangenehm. Hastig richtete sie sich wieder auf. „Und sonst? Alles in Ordnung?“
„Bestens, von den Schmerzen abgesehen. Aber wenn die Schwester mir die Medikamente gegeben hat, werde ich wie ein Stein schlafen. Heute musst du wirklich nicht hier übernachten.“
Eigentlich hatte sie etwas anderes erwartet. „Wenn du dir sicher bist …“
„Das bin ich.“ Nicholas streichelte ihren Arm. „Morgen reden wir. Wenn ich früh genug aufwache, rufe ich dich an, okay?“
„Okay.“
Sie nickte den beiden Detectives zu, verließ das Krankenzimmer und fragte sich erneut, warum sie wieder hier waren. Noch dazu um diese Zeit.
Beinahe hatte Zienna ihr Apartment erreicht, als ihr einfiel, dass sie noch einige Lebensmittel brauchte. Seit der Attacke auf Nicholas hatte sie sich keine Zeit genommen, um Brot, Eier, Milch und dergleichen zu besorgen. Also wendete sie ihren Wagen und fuhr zum Supermarkt.
In aller Eile erledigte sie ihre Einkäufe und verstaute sie gerade auf dem Rücksitz des Autos, als sie plötzlich eine blitzschnelle Bewegung am Rand ihres Blickfelds bemerkte. Zu verblüfft, um zu reagieren, blinzelte sie nur. Und ehe sie wusste, wie ihr geschah, presste sich eine Hand auf ihren Mund.
„Schrei nicht!“, warnte eine Flüsterstimme. „Ganz ruhig.“
Wendell!
Sofort rauschte das Blut auf Hochtouren durch Ziennas Adern. Sie stieß ihren Ellbogen nach hinten und versuchte, Wendells Bauch zu treffen – erfolgreich, aber wirkungslos, denn er lockerte seinen Griff kein bisschen,
„Hör auf, dich zu wehren, Zee, ich will dir nicht wehtun.“
Doch sie achtete nicht auf seine Warnung. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen seine Brust. Zu ihrer Überraschung ließ er sie nach ein paar Sekunden los. Keuchend fuhr sie zu ihm herum.
„Wie gesagt, ich möchte dir nicht wehtun, Zee. Ich bin nur hier, um mit dir zu reden. Weil ich dir einiges begreiflich machen muss.“
„Mein Gott, Wendell, hast du den Verstand verloren? Lauerst du mir auf?“
„Ich habe vor deinem Apartment auf dich gewartet. Als du dein Auto gewendet hast, bin ich dir gefolgt. Ich dachte, du würdest zur Klinik zurückfahren. Bevor du hineingegangen wärst, wollte ich mit dir sprechen.“
„Und deshalb attackierst du mich auf dem Parkplatz?“
„Habe ich dich attackiert?“
„Oder bedrängt – was auch immer.“
„Ich musste dich sehen. Denn ich wusste es – sobald du mich anschaust, würdest du nicht glauben, ich hätte Nick zu töten versucht.“
„Da irrst du dich“, entgegnete sie und wich vor ihm zurück.
„Ich habe ihn nicht niedergestochen. Ja, ich wollte dich. Aber nicht so – niemals auf diese Weise.“
Mit großen Augen starrte Zienna ihn an. Sollte sie schreien? Um Hilfe rufen? Jemanden bitten, die Polizei zu verständigen?
Stattdessen beobachtete sie Wendell prüfend. „Warum erwartest du,dass ich dir glaube?“
„Weil es die Wahrheit ist. Und in deinem Herzen weißt du es – zu der Tat, die Nicholas mir anlastet, wäre ich unfähig.“
„In meinem Herzen? Mein Herz ist ahnungslos und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer du wirklich bist!“ Voller Zorn hob sie ihre Stimme, ohne es zu beabsichtigen.
„Doch. Wer ich bin, weißt du ganz genau.“
Vorsichtig trat er zu ihr, und diesmal wich sie nicht zurück. Aber wenn er ihr zu nahe kam, wenn er sie noch einmal anfasste, würde sie laut genug schreien, sodass ihr jemand zu Hilfe kam. Irgendwer auf diesem Parkplatz …
„Sieh mich an“, bat Wendell. „Schau mir in die Augen und sag mir, ich würde lügen.“
Das tat sie nicht. Schweigend streckte sie eine Hand nach der Fahrertür ihres Autos aus. Jetzt musste sie weg von hier, sofort. Nur zu deutlich erinnerte sie sich an Nicholas’ Ermahnung, Wendell nicht zu trauen und die Polizei zu rufen, wenn er Kontakt mit ihr aufnahm.
Aber Wendell lehnte sich an den Wagenschlag und versperrte ihr den Weg. „Schau mich an!“
Nun sprach er noch eindringlicher, und endlich erfüllte sie seinen Wunsch.
„Wenn mich eine Schuld trifft, dann nur, dass ich dich zu einer Affäre, verführt habe, während
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